Klemmgeräte als zusätzliche Absicherung findet man fast am jedem Klettergurt im alpinen Gelände - ein kleiner Überblick und was bei den Klemmen zu beachten ist.
Klemmgeräte haben eine lange Tradition und wurden in Form der sog. "Friends" erstmals in den siebziger Jahren auf den Markt gebracht. In Europa waren vor fast 100 Jahren Holzkeile und Knotenschlingen neben den Schlaghaken im Einsatz bis der "Friend" eine Revolution einleutete. Die ersten Friends wurden von der englischen Firma Wild Country auf den Markt gebracht - das ist auch der Grund weshalb sich im deutschsprachigem Raum die Bezeichnung Friends durchgesetzt hat, die Amerikaner sagen Cams. Die Ur-Friends - siehe Titelbild mit einem aktuellen Helium Friend - hatten eine starren Metallschaft, dieser durfte nicht auf der Felskante aufliegen, außerdem waren die Dinger früher recht schwer und nicht wirklich angenehm zu bedienen.
Seilzugsystem zum platzieren
Die Friends und Cams haben alle etwas gemeinsam, ein perfekt ausgeklügeltes Seilzug System mit dem man die Setzabstand (Range) variabel festlegen kann. Dieses System wurde von Black Diamond mit dem zweiachsigen Camalots (später auch Camalot X4) noch etwas verfeinert, die Größenverstellung (Range) deckt einen etwas weiteren Bereich ab. Auch mit dem Zweiachsensystem ausgestattet ist der DMM-Dragon Cam. Den Seilzug komplett ausgereizt haben die Omega Pacific Link Cam Klemmgeräte - die Linkcams denken eine sehr großen Einsatzbereich ab, wenn man diese aber zu tief in den Riss steckt ist ein Loslösen oft sehr knifflig bzw. unmöglich.
Steckt der Friend/Cam mal fest im Riss, hat der Nachsteiger oft Probleme diese zu entfernen. Ein Klemmkeilentfernen aus Metall kann da wertvolle Dienst leisten (bei einigen Herstellern kann man damit an den Löchern in den Segmenten etwas ruckeln und diese so lösen). Platzierte Friends eignen sich meist nicht zum technischen (A0) Klettern, hält man sich dran fest und belastet diese mit dem Körpergewicht ist das entfernen oft schwer (wenn man schwächere dabei hat, halte die sich oft zuerst an, dann geht das Ding nicht mehr raus). Sehr erfahrene Bigwall-Experten wissen aber sehr wohl wie man die Dinger setzt, dass sie sich nach Belastung wieder entfernen lassen.
Den flexiblen und somit in Sturzrichtung biegsamen Schaft haben alle neue Klemmgeräte. Dieser Schaft wird von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich geschützt - Plastik, Aluminum sind die am weitesten verbreiteten Materialien. Billige Produkte und No-Name Klemmgeräte sind in der Verarbeitung nicht auf dem Niveau der bekannten Hersteller wie Wild Country, Black Diamond und DMM - besser man investiert ein paar Euro mehr.
Wenn man mal ein zurückgelassenes Klemmgerät findet, sollte man es genau Prüfen ob es noch in Ordnung ist. Verbogenen Achsen, nicht mehr funktionierenden Federmechanismus, Dellen in den Segmenten oder aber ein verrostetes bzw. kaputtes Drahtkabel sind erkennbare Mängel. Wenn diese Teile zurückgelassen werden sind sie meist schon kaputt bzw. haben irgend eine andere Macke - den wer lässt schon bis zu 100 Euro gerne in einem Riss stecken.
Zusätzlich zu den Klemmgeräten sollten aber immer noch ein paar kleiner Drahtkabelkeile an einem Alpinkletterhüftgurt hängen. Wild Country Rocks, DMM Nuts oder die Stopper von Black Diamond sind hier die Klassiker. Es gibt diese Keile in brauchbaren Sets, in diversen Größenabstufungen und der Preis ist im vergleich zu den Klemmgeräten recht günstig
Tipps zum setzen von Friends/Cams
- Optimal ist ein Friend/Cam mit im mittleren Öffnungswinkel platziert - ganz ausgeklappte oder eingeklappte Element sind schlecht.
- Die Segmente sollte möglichst gleichmäßig - symmetrisch am Fels anliegen.
- Die Verlängerung (Steg) sollte wenn möglich in Belastungsrichtung gerichtet sein.
- Den Friend vor Seilbewungung schützen - also mit Express- bzw. Bandschlinge verlängern.
- Stehen die Metalsegmente am Grund des Risses an, ist das Entfernen oft nicht mehr möglich.
- In nach außen offenen, dreckigen (Lehm) Rissen halten die Friends/Cams nicht wirklich.
- Der Fels sollte ach fest sein - bei Belastung habe die Friends eine sehr hohe Sprengwirkung.
- Klemmt die Klemme fest, kann man sich evtl. mit Drahtkabeln von Rocks/Nuts helfen, mit diesen verlängert man quasi die Finger.
- Ein Klemmkeilentferner hilft auch bei fest sitzenden Klemmgeräten.
Klemmgerät Hersteller
Helium Friend von Wild Country
Quasi der Ur-Friend aus England. Früher mal ein schweres Stahlteil, heute ein superleichter, perfekt zu bedienendes Klemmgerät. Die Friends gehören neben den Camalots zu den Bestsellern, vor allem das niedrige Gewicht und die gute Verarbeitung sind ein starkes Kaufargument.
Größen: 0,0 bis 4 (in halben Größen) - plus 5 und 6 für Offwidth-Risse (11 Größen)
Camalots von Black Diamond
Das erste Doppelachsen Klemmgerät, dadurch etwas mehr Range (Verstellbereich) als die Friends. Sehr gute Verarbeitung und gutes Handling machen den Camalot neben dem Friend zum Topseller - auch große Größen erhältlich.
Größe: 0.3, 0.4, 0.5 0.75, dann 1 bis 6 (10 Größen)
Dragon Cam von DMM
DMM ist später ins Geschäft eingestiegen, aber dafür ein perfektes, leichtes Klemmgerät mit Doppelachsen entwickelt. Der qualitativ sehr hochwertige Cam hat als sehr gutes Highlight eine verlängerbare Bandschlinge am Ende.
Größen: 0 bis 6 (6 Größen)
Link Cam von Omega Pazific
Der Linkcam ist quasi das Rangewunder unter den Klemmgeräten, was sich aber etwas am Gewicht und am Preis bemerkbar macht. Das ausgeklügelte System muss einem aber erste mal einfallen, hier war ein richtiger Erfinder am Werk. Eine so großen "Einsatzbereich" hat nur der Link Cam!
Größen: 0,5, 0,75, 1 und 2 (4 Größen)
Der spanische Hersteller Totem hat ein eigenes System mit Federzug auf den Markt gebracht. Die Federn verteilen die Last ausgeglichen auf die einzelnen Klemmsegmete, es ist sogar möglich für Technotouren den Keil so zu setzen, dass zwei Segmente frei liegen (nur zur Fortbewegung, nicht zur Sicherung).
Größen: 0.65, 0.80, 1.0, 1,25 und 1.50 (5 Größen)
Webtipps:
Video1: Rissdach bei dem die Wild Country Riesen Helium Friends eingesetzte werden