Nichts beeinflusst die Wahl des richtigen Kochers so sehr wie die Frage nach der Verfügbarkeit des geeigneten Brennstoffs. In Europa bekommt man fast überall Flüssiggas, verpackt in Kartuschen, und muss sich nur um den richtigen (Schraub-)Anschluss Gedanken machen. Weiter entfernte, deshalb aber nicht weniger beliebte Destinationen bieten aber oft nur eine Spritversorgung über Flüssigbrennstoffe wie Benzin, Petroleum oder Diesel. Doch neben der Verfügbarkeit gibt es noch weitere Faktoren, die Aufschluss darüber geben, welcher Brennstoff sich auf welcher Tour am besten eignet... Eric Svartström arbeitet seit 2005 bei Primus im Produktmanagement und kennt sich mit Kochern perfekt aus. Seine Meinung in Sachen Brennstoff:
„Gas ist mein Lieblingsbrennstoff, denn es ist der praktischste: Man muss weder vorheizen, noch mit einer Brennstoffpumpe Druck in der Kartusche aufbauen, stattdessen einfach anschließen, aufdrehen und anzünden. Außerdem hat Gas den höchsten Energiegehalt, d.h. es bietet ein sehr gutes Verhältnis von Heizwert zu Gewicht. Je nachdem, wo auf der Welt man sich befindet, wird der Brennstoff als LPG (Liquid Petroleum Gas), Butan oder Propan bezeichnet. Oft handelt es sich jedoch um Mischungen aus Butan oder Propan mit unterschiedlichen Mischungsverhältnissen. Je höher der Butan-Anteil, desto schlechter funktioniert das Gas bei Kälte. Nichtsdestotrotz ist Gas der bevorzugte Brennstoff in großer Höhe, da es auch bei niedriger Sauerstoffkonzentration sehr gut brennt. Der Nachteil von Gas: Die Verfügbarkeit ist nicht überall auf der Welt gewährleistet. Zudem ist die Mitnahme von Gaskartuschen im Flugzeug untersagt. Und: Gas funktioniert bei extremer Kälte nur schlecht
Benzin ist meine Nummer Zwei und der am weitesten verbreitete Brennstoff. In Form von Rein- oder Waschbenzin, die „sauberste“ Variante in Sachen Benzin, bekommt man es in Baumärkten, Farbenhandel, in einigen Ländern auch in Apotheken. Autobenzin von der Tankstelle steht für den Einsatz im Kocher erst an zweiter Stelle. Denn Autobenzin enthält gesundheitsschädliche Additive und sollte nur im Notfall als Brennstoff verwendet werden. Wenn Autobenzin sein muss, ist bleifreies Normalbenzin noch die beste Wahl. Benzin lässt sich sehr leicht entzünden und funktioniert auch bei großer Kälte sehr gut. Aber genau dies birgt auch ein keinesfalls zu unterschätzendes Gefahrenpotential: Unsachgemäßer Gebrauch kann zu Stichflammen oder gar zur Explosion führen. Der Heizwert liegt geringfügig niedriger als bei den gängigen Flüssiggaskartuschen. Außerdem muss man durch Pumpen Druck in der Brennstofflasche aufbauen und den Kocher vorheizen.
Petroleum besitzt fast den gleichen Heizwert wie Benzin und ist oft dort erhältlich, wo es gar kein Benzin gibt. In vielen Dritt- Welt-Ländern kommt es für Lampen sowie zum Kochen oder Heizen zum Einsatz. Die Gefahr von Stichflammen ist minimal, da Petroleum nicht so leicht entzündlich ist wie Benzin. Auch mit Petroleum muss man die Brennstoffflasche unter Druck setzen und den Kocher vorheizen. Die stärkere Rußentwicklung von Petroleum erhöht den Wartungsbedarf des Kochers und man sollte acht geben, nichts zu verschütten: Petroleum riecht nicht nur bei der Verbrennung und der Gestank bleibt „auf ewig“ in der Bekleidung, im Rucksack oder Schlafsack hängen. In England heißt Petroleum „Paraffin“, in den USA oft „Kerosene“.
Kerosin bezeichnet bei uns den Treibstoff von Flugzeugen mit Düsenantrieb. In Nordamerika meint „Kerosene“ jedoch Petroleum. Die Parallele kommt nicht von ungefähr: Kerosin ist chemisch eng mit Petroleum verwandt und hat im Prinzip die gleichen Vor- und Nachteile. Für Globetrotter interessant: Was in Deutschland immer Kerosin heißt, firmiert weltweit meist unter „Jet Fuel“ oder „Aviation Fuel“, ist manchmal aber auch ganz simpel unter „Kerosine“ bekannt. Wegen des Vorheizens und des Rußens mag ich Petroleum und Kerosin nicht so gerne. Wer aber Benzin aus Sicherheitsgründen ablehnt, findet damit zwei hochenergetische Flüssigrennstoffe.
Diesel glänzt durch seine Verfügbarkeit und ist fast überall relativ leicht zu beschaffen. Es hat die gleichen Nachteile wie Petroleum oder Kerosin – nur stärker ausgeprägt; schwer entzündlich, rußig und damit wartungsintensiv, noch niedriger Energiegehalt. Dass Diesel wirklich nur ein Notfall-Brennstoff ist, liegt außerdem noch an etwas anderem: Die Qualität variiert von Land zu Land sehr stark. Je schlechter der Diesel, desto umfassender fallen die Wartungsarbeiten aus. Außerdem riecht es bei der Verbrennung sehr stark. Ich greife deshalb wirklich nur im äußersten Fall auf Diesel zurück.
Kocher für Spiritus stellt Primus nicht her (das tun unsere Freunde und Kollegen von Trangia), weil Alkohol den bei weitem niedrigsten Energiegehalt hat. So schön die lautlose Verbrennung von Alkohol auch sein mag, man braucht schon eine Menge Geduld. Achtung: viele Dichtungen an Flaschen und Kochern halten allen oben genannten Brennstoffen stand – nicht jedoch Alkohol. Unbedingt vorher checken.
Meine abschließenden Tipps:
- Die Primus-Modelle OmniLite und Omnifuel verbrennen alles außer Alkohol.
- Sehr viele Modelle bei Primus eignen sich für Gas, Benzin und Petroleum (bzw. können mit einem Multifuel-Kit erweitert werden).
- Viele Gaskocher bieten wir als Duo-Version an. Dieser Anschluss eignet sich sowohl für das Schraubventil-Kartuschen (7/16"!28 UNEF- Gewinde) sowie für das Bajonettventil. Schraubventil- Kartuschen Ventil verwenden wir sowie auch Coleman, Edelrid, Jetboil, MSR, Optimus, Radac, Snow Peak und eine Reihe weitere Anbieter. Das Bajonettventil gibt es bei Campingaz und Coleman.
- Von Stechdorn-Kartuschen und den dazugehörigen Kochern rate ich ab. Oft sind sie mit reinem Butan gefüllt (niedriger Energiegehalt), man kann Kocher und Kartuschen nicht mehr trennen bis die Kartusche leer ist, und die Kocher sind meist echte Billigkonstruktionen.