Mit dem Gipfelsieg von Gerlinde Kaltenbrunner am K2 sind die großen und kommerziell interessanten Abenteuer jenseits der 8000er Grenze abgeschlossen worden. Auf der Suche nach weiteren Zielen eröffnete eine kleine Gruppe von Bergsteigern den Wettkampf um die „Seven Second Summits“ der Kontinente. Mit dabei der Südtiroler Hans Kammerlander und der Österreicher Christian Stangl.
Seit Mai 2012 scheint das Rennen offiziell entscheiden. Der Südtiroler Hans Kammerlander steht, nachdem er beim ersten Versuch offenbar auf dem falschen Gipfel war, zum zweiten Mal auf dem Mt. Logan und beginnt den Second Seven Summit Erfolg zu vermarkten.
Schon wieder am falschen Gipfel?
Allem Anschein nach, war Hans Kammerlander aber nicht auf dem zweithöchsten Gipfel Indonesiens. Dies soll nach GPS Messungen, aktuellen Daten der NASA und digitalen Geländemodellen der Erdoberfläche nicht der von Hans Kammerlander 2011 bestiegene Puncak Trikora, sondern der Puncak Mandala sein. Er ist mit 4.769 Meter um 24 Meter höher ist als der von Kammerlander bestiegene Berg und wird auch im englischen Wikipedia seit Jahren als zweithöchster Berg Ozeaniens gelistet.
Anders als beim Mt. Logan, den Kammerlander im Mai 2012 erneut bestieg, will dieser die Besteigung des Puncak Mandala aber nicht nachholen. Obwohl er bereits im Oktober 2011 von seinem Konkurrenten Stangl informiert wurde, dass der Trikora niedriger sei als der Mandala, korrigiert der Südtiroler seine Angaben nicht und beruft sich auf die offiziellen Aussagen des Tourismusministeriums in Indonesien (mehr dazu hier).
Gemeinsamer Gipfelerfolg?
Wenn es Stangl schon so genau nehme, dann sei der Steirer Anfang Jänner 2012 auch nicht ganz oben auf dem Gipfel des Mount Tyree in der Antarktis gewesen. Beide Bergsteiger waren damals gemeinsam am Berg unterwegs.
Die Fachpresse hatte sich gewundert, daß die beiden Konkurrenten im Dezember 2011 gemeinsam zum Mt. Tyree aufgebrochen sind. Bis vor wenigen Wochen schien alles auch in trauter Dreisamkeit (Anm.: Neben Hans und Christian war noch Robert Miller dabei) abgelaufen zu sein und alle drei waren laut Kammerlander auch auf dem Gipfel (siehe zB. hier).
In seinem neuen Buch stellt Hans plötzlich klar … "Christian Stangl war am 3. Januar 2012 am Mount Tyree (...) nicht auf dem Hauptgipfel. Er machte etwa 50 Meter vor dem Gipfel halt. Und es trennten ihn noch mindestens fünf bis sechs Meter vom höchsten Punkt“, schreibt Kammerlander. „Er stand unter mir im Schnee (...). Dort betätigte er sein GPS-Gerät für seine Messungen.“
Das will Stangl nicht auf sich sitzen lassen. „Das ist Verleumdung. Ich kann das beweisen. Ich habe am Gipfel mitgefilmt.“ Der Steirer hat das Video auf Youtube (siehe unten) veröffentlicht und beruft sich zugleich auf Publikationen und Aussagen von Kammerlander selbst, wonach die beiden gemeinsam mit einem Kollegen erfolgreich am Gipfel gestanden wären. „Außerdem habe ich Fotobeweise, dass wir am höchsten Punkt des Mount Tyree standen“, so Stangl. Seine eigene Unpopularität sei aber in der öffentlichen Diskussion ein Nachteil. „Ich geiere nicht darum, das auszutragen und schon gar nicht, der Erste ‚Seven Second Summiter‘ zu sein. Aber jetzt, wo er es mit einer Lüge im Buch herausfordert, will ich das nicht auf mir sitzen lassen.“ Ein Gespräch mit Kammerlander sei aber noch nicht zustande gekommen.
Das Verhältnis der beiden ist ohnehin schon länger getrübt. Stangl war einer der stärksten Zweifler, dass Kammerlander im Jahr 2010 bei der Besteigung des Mount Logans, dem zweithöchsten Berg Amerikas, tatsächlich am richtigen Gipfel gestanden ist. Schließlich räumte Kammerlander die Möglichkeit eines Irrtums ein und bestieg diesen Mai den Logan ein zweites Mal, um alle Zweifel auszuräumen. Er kritisierte dabei aber die Vorgehensweise von Stangl scharf.
Messner zu Seven-Second-Summits
Von uns mit dem Thema konfrontiert meldet sich auch Reinhold Messner. Er wirft Stangl unfaires Verhalten vor und stellt sich demonstrativ hinter Kammerlander: „Hans Kammerlander hat seine Gipfel im guten Glauben, dass es die richtigen sind, bestiegen; sein erster Gipfelgang am Mt. Logan ist als Flüchtigkeitsfehler anzusehen und kein bewusster Betrug. Mit seinem zweiten Gipfelgang hat er alle Zweifel beseitigt.
Anders Christian Stangl. Der konditionsstarke Skyrunner hat am Schlüsselberg K2 mehrschichtig und vorsätzlich betrogen. Dieser „Nicht-Aufstieg“ wurde mit einem späteren Gipfelgang korrigiert, Stangls Verantwortung für den Schwindel aber bleibt. In keiner Disziplin des Sports würde er weiter gewertet. Und für Christian Stangl ist das Höhenbergsteigen Sport!“ so Messner.
Die „Seven Second Summits“ sind die zweithöchsten Berge jedes Kontinents. In der Kammerlander-Variante handelt es sich bei den „Seven Second Summits“ um den K2 (8.611 Meter, Asien), den Mount Kenia (5.199 Meter, Afrika), den Mount Logan (5.959, Nordamerika), den Ojos del Salado (6.893, Südamerika) den Dychtau (5.204, Europa), den Mount Tyree (4.852, Antarktis) und die Puncak Mandala (4.769 Puncak, Ozeanien) oder der Puncak Trikora (hier 4.730 Meter, Ozeanien).
Mt Tyree Christian Stangl filmt Hans Kammerlander und Robert Miller am Gipfel<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="256" src="http://www.youtube.com/embed/EMzvPIh_T2A?rel=0" width="455"></iframe>
Webtipps:
Aktueller Status zu den 2nd7Summits Begehungen
FAZ Artikel vom 03.04.2012„Hans Kammerlanders scharfer Grat“
Spiegel.de: Kammerlanders "Seven Second Summits": Auf dem falschen Gipfel
Details zur Höhe von Mandala u. Trikora
Quellen: APA, kammerlander.com, Skyrunning.at, 8000ers.com