Das Ziel vor Augen (c) Toni Lamprecht
19 September 2012

Wie die Tiere in der Donnerkugel

Im August 2012 gelang einem bayrisch-italienischem Team an der 450m hohen Nordwand des Corno Stella die erste Begehung der Route „Come animali nella bolla die temporali (Wie die Tiere in der Donnerkugel)" + VIDEO

Ein kleiner Bericht von Toni Lamprecht:

Der Corno Stella ist einer der berühmtesten Berge der italienischen Seealpen. Am 22. August 1903 von V. de Cessole, J. Plent und A. Ghigo über die Süd/West-Seite erstbegangen, bietet der Corno Stella eine ganze Reihe von historisch bedeutsamen, aber auch modernen Routen an seiner „Sonnenseite". Die berühmt-berüchtigte Nord/Ost-Wand gilt aber als das wirkliche par excellence der Argentiera-Gruppe, denn nur wenige Routen durchziehen diese kalte und exponierte Gneis-Wand, welche mit bis zu 500 Metern Höhe dominant über dem Eis-Gully Canale de Lourousa drohnt. Aufgrund der schattigen Ausrichtung steigen jedes Jahr nicht mehr als eine Handvoll Seilschaften in die Nord-Seite des Berges, welche zum ersten Mal von G. Ellena und E. Soria 1932 durchstiegen wurde.

Corno Stella-Nordwand

Trotzdem hat die Nordwand bis heute nichts von ihrer besonderen Anziehungskraft verloren. Als ich sie im November 2011 zum ersten Mal während eines kleinen Klettertrips auf einem Bild sehe, entsteht bald die Idee von einer möglichen schweren Freikletterroute. Über den Winter wird alles für den Sommer-Trip nach Cuneo organisiert und so starten am 8. August 2012 Uli (Strunz), Benno (WAGNER), Maldi (PAOLO DALMASSO) und ich unsere Unternehmung „Corno Stella-Nordwand".

Mit riesigen Rucksäcken (30 kg) beginnt am späten Nachmittag der erste Transport zum Biwak Varrone und bereits in den ersten Morgenstunden des darauffolgenden Tags liegt eine große Menge Material am Wandfuß. Während Maldi und ich die ersten Seillängen der neuen Route klettern, schleppen Benno und Uli die zweite Ladung Material, Lebensmittel usw. vom Tal herauf. Japo (CHRISTIAN GAAB) kommt zwei Tage später als zusätzliche Verstärkung mit ins Team. Viel zu schnell bohren wir die Akkus leer und so wechseln die Teams zwischen Einbohren, Klettern und weiteren Transportgängen vom Tal zum Biwak. Nach jeder Schinderei genießen wir den abendlichen Sternenhimmel vor unserer Biwakschachtel aber umso mehr und fühlen uns bald wie kleine Berg-Könige.

Der große Tag

Am 14. August ist dann "der große Tag": Maldi, Benno und ich klettern die letzten Längen und erreichen das Gipfelplateau! Nachdem wir die Route zwei weitere Tage lang putzen und Ausbouldern, folgt schließlich die freie Begehung aller Längen, wenn auch gewitterbedingt nicht komplett an einem Tag. Ganze zweimal steuern wir noch mit schwerem Gepäck Richtung Tal, bis wir am 21. August müde, aber glücklich und sehr zufrieden zusammen mit Maldi in einer Pizzeria unsere Neutour begießen! Da sind die Strapazen vergessen und was bleibt, ist die Erinnerung an eine wunderbare Zeit in der Gesellschaft von guten Freunden und an eine Route, welche bereits eine Woche später von Maldi (PAOLO DALMASSO), Cege (RAVASCHIETTO) und Luigi (GUSTAVINO) wiederholt wird.

Cege und Luigi sind begeistert – was gibt es da noch hinzuzufügen...

Routeninfo:

Berg: Corno Stelle Nordwand, italienischen Seealpen

Routenname:„Come animali nella bolla die temporali (Wie die Tiere in der Donnerkugel)"

Schwierigkeit und Länge: 7C, 450m, 13 Seillängen)

Erbegehung: Christian Gaab, Uli Strunz, Benno Wagner, Toni Lamprecht und Paolo „Maldi" Dalmasso, August 2012

Video: "Come animali nella bolla dei temporali", 7c, Corno Stella 2012

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Beim Einrichten der Tour  (c) Toni Lamprecht
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Das Team vor dem Start (c) Toni Lamprecht