Im Dach von Ultimo Sogno (c) Silvan Schüpbach
21 April 2016

Ultimo Sogno

Silvan Schüpbach befreit das wohl härteste Rissdach der Schweiz an der Parete d'Osogna

Silvan Schüpbach befreit das wohl härteste Rissdach der Schweiz an der Parete d'Osogna

Bereits vor ein paar Jahren hatte ich Informationen über dieses Rissdach gefunden. Einige starke Kletterer hatten sich versucht und Luca Auguadri konnte die Route bis auf das Dach frei klettern. Anlässlich einer Wiederholung der Route Climbtheline seilten wir über das Dach ab und mir schienen die Jams, also die Klemmstellen für die Hände, nicht so schlecht zu sein.  Die Schwierigkeit eines Risses hängt immer von seiner Breite ab. Drei Tage investierte ich im Dezember 2015 um die Bewegungen zu entschlüsseln. Mit Simu und Laddy fand ich geduldige Freunde die mit mir im gemütlichen Biwak am Wandfuss hausten.

Nach dem Winter in Patagonien musste ich erst wieder in Form kommen. Die Nachricht, dass ein Freund mit Sean Villanueva, einem Kletterprofi aus Belgien das Dach probierte, löste etwas Verärgerung in mir aus. Ich geniesse die Einsamkeit dort oben und ich hatte mir bewusst dieses Projekt ausgesucht, weil die lokalen Kletterer es bereits versucht und aufgegeben hatten. Nun plötzlich in Wettkampf mit einem Belgischen Kletterer zu stehen schien mir unangenehm. Natürlich wäre ich gerne der erste gewesen der es frei klettert – Scheiss Ego!

Erste Seillänge von Ultimo Sogno (c) Silvan Schüpbach
Im Dach von Ultimo Sogno (c) Silvan Schüpbach
Weiter geht's (c) Silvan Schüpbach
Die Headwall an der Parete d'Osogna mit dem Dach (c) Silvan Schüpbach

Eine intensive Partnersuche endete erfolgreich mit Bernde, einem Kumpel den ich in Patagonien kennengelernt hatte. Bei schlechtem Wetter und schlechten Aussichten stiegen wir letzte Woche ins Biwak. Die Wand war erstaunlich trocken und bereits am ersten Tag konnte ich das Dach völlig überraschend klettern. Vielleicht war der Erfolgsdruck ja auch hilfreich? Jedenfalls wollte ich jetzt unbedingt die Route zu Ende bringen. Bernde bekundete verständlicherweise Mühe, das Dach nachzusteigen. Nach einer Querganglänge folgt die Route einer langen Verschneidung bis zum Ausstieg. Ich kletterte die nächste Seillänge trotz Nässe Onsight. Wir hatten kein Topo dabei und ich erinnerte mich dass die letzten drei Seillängen relativ einfach sind. Und weil die Route ab dort extrem dreckig und verwachsen war, entschied ich dass die Route für mich dort endet. Im Nachhinein bin ich ein bisschen unzufrieden nicht bis zuoberst geklettert zu sein aber die letzten drei Seillängen haben für mich einfach keinen sportlichen Wert.

`Die Schwierigkeiten der Seillängen: 7a, 7b+, 8a+, 6c, 7a+

Text: Silvan Schüpbach / www.slack-line.ch

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