Wenige Tage nach dem Start seines Lhotse-Everest-Projektes stirbt Ueli Steck am Morgen des 30.4.2017 auf einer Erkundungstour zwischen Camp I und Camp II am Fuße des Mount Nuptse. Er soll laut The Himalayan Times ausgerutscht und über eine steile Flanke abgestürzt sein.
Ueli Steck wollte gemeinsam mit dem Sherpa Tenji die Everest-Lhotse Überschreitung auf einer neuen Routenkombination durchführen. Tenji hatte sich zuvor Erfrierungen zugezogen und Ueli war alleine am Berg unterwegs.
Ueli Steck zählte zu den leistungsfähigsten Alpinisten unserer Zeit und wurde durch seine Rekordbegehungen der drei großen Alpenwände auch Swiss Machine genannt. Er war ein exzellenter Felskletterer und machte durch anspruchsvolle free solo Begehungen von Kletterrouten u.a. an den Wendenstöcken auf sich aufmerksam. Dann verschrieb er sich vermehrt dem klassischen Bergsteigen und sorgte durch extrem schnelle Solobegehungen der großen Alpenwände für Aufsehen. Er war Speed-Stammgast in der Eiger Nordwand, 3:57 (2007), 2:47 (2008) und 2:22 (2015) und hinterließ in der knapp 2000 m hohen Wand im Jahr 2001 mit der Route „The Young Spider“ auch eine eindrucksvolle Erstbegehung (1800 m, M7WI6 7a/A2) hinterließ. Fünf Jahre später durchstieg er diese Route im Winter solo (Winter Solo Begehung The Young Spider).
Ab dem Jahr 2001 wandte sich Ueli den hohen Bergen der Welt zu und konnte auch hier beeindruckende Erfolge erreichen. Eine Erstbegehung am Pumori (2001), die Tengkampoche-Nordwand im Alpinstil, für die er auch mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet wurde und die Solo-Besteigung des Gaherbrum II (2009).
Es gab aber auch kontroversielle Ereignisse im Alpinleben des Schweizers. So kam es im Jahr 2013 am Everest zu einer Schlägerei mit Sherpas. Ein Jahr später gelang ihm seine Meisterleistung im Himalaya, die Solo Erstbegehung der Annapurna Südwand in zwei Tagen. Er wurde für diese Leistung erneut mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, es gab aber auch Zweifel an dieser Begehung.
Sein letztes großes Erfolgsprojekt war die Besteigung aller 82 Viertausender der Alpen in 62 Tagen ohne Motorunterstützung im Jahr 2015.
Ueli war gelernter Zimmermann und hinterlässt eine Frau.
Highlights aus Uelis Bergsteigerleben:
1995 Eiger-Nordwand, Heckmair-Route
1998 Mönch Hastoncouloir, Solo in 3,5 Std.
1999 Eiger Lauper-Route, Solo in 5 Std.
2000 Eiger-Nordwand, Yetiroute Zweitbegehung (7c/A0)
2000 Mönch-Nordwand, Direttissima Erstbegehung (1000 m M5/Wi5)
2001 Grandes Jorasses Walkerpfeiler, Winterbegehung
2001 Pumori, Erstbegehung Westroute (1400 m M4/80 Grad Eis) mit Ueli Bühler
2001 Erstbegehung der Route The Young Spider in der Eiger-Nordwand (1800 m M7/Wi6; 7a/A2)
2002 Mount Dickey, Alaska Erstbegehung (1700 m M7+ AI6 5.9/A1)
2002/03 Zwei Versuche Jannu-Nordwand (7710 m) Nepal, zusammen mit Erhard Loretan
2003 Rotpunktbegehung La vida es silbar (Eigernordwand 900 m 7c)
2003 Erstbegehung von Paciencia (Eigernordwand, 900 m, 8a) mit Stephan Siegrist
2004 Trilogie Eiger, Mönch und Jungfrau (Nordwände) in 25 Stunden
2004 Free Solo Begehung der Routen „Silberfinger“ und „Excalibur“ an den Wendenstöcken
2005 Erste Solobegehungen der Tawoche-Ostwand (6515 m) und der Cholatse-Nordwand (6440 Meter) (Khumbu-Express)
2006 Solobegehung der Matterhorn-Nordwand
2006 Eiger-Nordwand, Winter-Solobegehung von The Young Spider
2007 Eiger-Nordwand, Geschwindigkeitsrekord Heckmair-Route in 3:54 Std, solo
2008 Eiger-Nordwand, Geschwindigkeitsrekord Heckmair-Route in 2:47:33 Std., solo
2008 Grand-Jorasses-Nordwand, Geschwindigkeitsrekord Colton-McIntyre-Route in 2:21 Std., solo
2008 Tengkampoche-Nordwand (6500 m, Nepal) Erstbegehung mit Simon Anthamatten im Alpinsti (Piolet d’Or)
2009 Matterhorn-Nordwand in 1:56 Std., solo
2009 Solo-Besteigung des Gasherbrum II (8034 m)
2009 Makalu (8485 m), Normalroute
2011 Shishapangma (8027m): Solobegehung der Südwestwand
2011 Cho Oyu (8188 m)
2012 Mount Everest (8848 m)
2013 Annapurna (8091 m): Erste Solobegehung der Südwand (Piolet d’Or)
2015 Besteigung aller 82 Viertausender der Alpen in 62 Tagen (unter Verzicht auf jegliche motorisierte Fortbewegung zwischen den einzelnen Bergen)