Warum eigentlich immer wieder Kochel? Und warum immer dieser kleine überhängende Sektor rechts an der grausigen Atlantiswand? Gibt es denn nichts anderes für die Münchner-Highend-Boulderszene?
Nein, denn das Wetter lässt oft über Wochen nichts anderes zu, als das Bouldern an dem vielleicht staubigsten Eck des Alpenvorlandes. Staubig deshalb, da immer trocken - und da wären wir auch schon wieder bei DEM Grund, warum immer wieder hier neue Kreationen entstehen. Neue Kreation? Böse Zungen könnten jetzt behaupten, dass sie den bzw. die Namen aus der Überschrift bereits kennen oder im Zusammenhang mit Kochel bereits gehört haben. Also, was ist das jetzt wieder für ein Kombinationstrick da?
Trainings-Spielchen
Das ganze fing für mich als Trainings-Spielchen an. Nachdem ich im letzten Jahr mit dem "Assassin, Monkey and Man" den für mich schwersten Boulder geknackt hatte, konnte ich mich endlich neuen Dingen zuwenden. Auf ein Projekt folgen bekanntlich immer andere Projekte - für diese war ich aber im Herbst zu schwach. Da entstand die Idee, im "Assassin" ein bißchen aufzutrainieren. Wer die abgefahrenen Power-Züge einmal probiert hat, der kann vielleicht nachvollziehen, dass es immer wieder Spaß macht, an dem 7m langen Schiffsbug herumzuturnen. Leider war mein Ernährungsplan a bisserl zu Fett- und Proteinreich zur Weihnachtszeit und der Kochler Kalk ein wenig zu instabil, um der anhaltenden Gewichts-Inflation standzuhalten. Das Ergebnis war eine neue Griffsequenz unten, ein härterer Zug im Mittelteil und vor allem ein verschärftes Verbrennungs-Programm für meinen mittleren Körperbereich. Eine Kreuzbein-Verletzung vor Sylvester machte allerdings so manche Trainings-Einheit zu nichte. Einmal traf mich sogar eine Hexe mit gezieltem Rücken-Schuss. Erst Mitte Februar konnte ich (10 kg leichter) wieder schmerzfrei anreissen und hatte plötzlich alle Projekte erledigt. Doch da gab' es ja noch das Trainingsprojekt, welches nach den "baulichen" Veränderungen schwerer als je zuvor erschien. Ich versuchte jetzt die direktere Linienführung vom Einstieg weg durchzuklettern und so entstand nach über 100 Versuchen, 30 Klettertagen bzw. 4 Monaten das neue Kochel-Highlight.
Jahrelange Abhängigkeit
Wie heißt es so schön: Der König ist tot, lang lebe der König - denn viel verändert hat sich der "Assassin" bzw. der "Bokassa's Fridge" nach außen hin nicht. Aber jetzt ist der markante Schiffsbug noch härter, direkter, powriger, anhaltender und vielleicht schöner geworden ... und er wartet vor allem noch sehnsüchtiger auf junges Fleisch, welches er in seinen Bann ziehen kann, um es in tage-, wochen- oder jahrelange Abhängigkeit zu bringen, so wie es bei mir offensichtlich erfolgreich gelungen ist. Ob ich mich jemals da von diesem Schiffsbug (gedanklich) loseisen kann, wird die Zukunft zeigen. Vielleicht gibt es ja noch die eine oder andere Kombinationsmöglichkeit (zumindest in meinen Kopf). Vor Ort dürfte jetzt Schluss sein, denn direkter und schwerer dürfte es nicht mehr gehen.
Der Name ist übrigens ähnlich wie die kletternde Synergie aller Griffmöglichkeiten eine logische Zusammensetzung aller geschichtlichen Vorgänger: "Bokassa's Fridge - Assassin, Monkey and Man".
Auch der Grad ist nur eine logische Erweiterung (allerdings auf einer erfundenen Skala), welcher wohl erst in der Zukunft durch andere "Press-Boulder-Liebhaber" auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft werden wird. Allen solchen Aspiranten wünsche ich aber schon mal ebenso viel Freude damit ...
Text: Toni Lamprecht
Toni Lamprecht is powerd by
Video:"Bokassa's Fridge - Assassin, Monkey and Man" (FB 8c+)- 2:02 min
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