Beginnen Sie mit einer kurzen Tour, die Lust auf mehr macht.
30 November 2022

Skitouren mit Kindern - zehn Tipps und Tricks

Eine Schweizer Bergführerfamilie gibt wichtige Tipps, wie Kids für Skitouren zu begeistern sind.

Nichts bereitet Eltern mehr Freude, als die eigene Leidenschaft an eine neue Generation weiterzugeben. In einer Familie, in der Papa Berg- und Skiführer ist und Mama das Büro der Bergschule leitet, stellt sich nicht die Frage, ob die Kinder auf Skitouren gehen – sondern wann.

Als unsere Tochter Lynn zehn Jahre alt war, nahmen wir sie und ihre Freundin mit auf ihre allererste Skitour: eine halbe Geh-Stunde aufsteigen, ein paar Spitzkehren üben und auf einem Felsen im Wald zu einem Mini-Top klettern. Während des Aufstiegs staunten wir über die vielen Tierspuren und versuchten herauszufinden, welche Wildtiere dort gewesen waren. Oben angekommen zauberten wir leckere Kekse und heißen Tee mit Honig aus dem Rucksack.

Die Abfahrt durch den Wald entpuppte sich als wahres Spielparadies für die Kids. So wurde das Finden der Linie durch die Bäume (der Trick ist, bei der Abfahrt nicht auf die Bäume schauen, sondern sich auf die Räume zwischen den Bäumen zu konzentrieren) zu einem lustigen Labyrinth-Spiel. Und am meisten Spaß machten die Sprünge über umgestürzte Bäume und kleine Felsen.

Mit diesen zehn Tipps werden die ersten Skitouren mit den Kindern ein spielerisches, sportliches Vergnügen für die ganze Familie.

Beginnen Sie mit einer kurzen Tour, die Lust auf mehr macht.
Achten Sie auf die richtige Ski-Grundtechnik
Wenn Sie sich beim Aufstieg so viel Mühe geben, soll die Abfahrt eine Belohnung sein. Also am besten dorthin gehen, wo es leckeren Pulver- oder Firnschnee gibt.
Wichtig ist bei der Wahl der Bindung zu beachten, dass Schuh, Bindung und Ski ein System bilden, welches nur dann optimal funktioniert
Versetzen Sie sich in die Lage ihres Kindes. Die Anzahl der Höhenmeter ist völlig unwichtig, der Spaß an der Bewegung ist, was zählt.
Seien Sie geduldig und warten Sie, bis die Kinder körperlich und mental bereit sind.

1 Safety First

Skitouren und Skifahren abseits der Pisten können nur sicher durchgeführt werden, wenn Sie die Gefahren kennen und ausreichend ausgebildet und trainiert sind, um abseits der Piste zu fahren. Sie haben sich über Wetter- und Lawinenlage informiert, sind mindestens mit Rucksack, LVS, Schaufel und Sonde ausgestattet und üben regelmäßig deren Anwendung. Halten Sie ihr Telefon für Notfälle immer aufgeladen und ziehen Sie mit aufgeladenem Handy und Erste-Hilfe-Kit mit Rettungsdecke los. Schaufel und Sonde sind für Kinder nicht nötig, ein LVS-Gerät ist dabei ein absolutes Muss. Achten Sie außerdem darauf, dass mindestens zwei Erwachsene anwesend sind. Im Zweifelsfall Berg- und Skiführer mitnehmen, der Erfahrung hat im Umgang mit Kindern. 

2 Achten Sie auf die richtige Ski-Grundtechnik

Skitourengehen startet für Jung und Alt mit guter Skitechnik. Das Gehen auf den Fellen ist technisch nicht schwierig und kann mit ein wenig Übung schnell erlernt werden. Am wichtigsten ist, dass Sie in jedem Gelände und bei allen Schneearten sicher abfahren können. Dies gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

Investieren Sie in einen Off-Piste-Skikurs bei einer guten Skischule oder einem erfahrenen Skilehrer. Oft denken Eltern, dass sie den Kindern das Skifahren selbst beibringen können und das führt nicht immer zu einer guten Grundtechnik.

3 Beginnen Sie nicht zu jung

Seien Sie geduldig und warten Sie, bis die Kinder körperlich und mental bereit sind. Unabhängig vom körperlichen Aspekt müssen Kinder vernünftig genug sein, die Anweisungen und Tipps der Eltern oder des Guides zu befolgen. Kinder, die noch zu verspielt sind und die Gefahren nicht verstehen, können schnell ein Risiko für die Gruppe darstellen. Für die meisten Kinder gilt daher ein Mindestalter von neun bis zehn Jahren.

4 Fangen Sie an mit kurzen Touren

Beginnen Sie mit einer kurzen Tour, die Lust auf mehr macht. Wenn der Ausflug zu lange dauert oder die Aufstiege zu anstrengend sind, ist der Spaß schnell verflogen.

Der Aufstieg ist körperlich anstrengend. Kinder haben im Allgemeinen viel Energie, aber Schwierigkeiten, diese zu dosieren. Von einem Moment auf den anderen ist ihre Körperbatterie leer. Auch die Abfahrt – der eigentliche Höhepunkt der Tour – wird dann zum Krampf.

5 Achten Sie auf gute Schneelage

Wenn Sie sich beim Aufstieg so viel Mühe geben, soll die Abfahrt eine Belohnung sein. Also am besten dorthin gehen, wo es leckeren Pulver- oder Firnschnee gibt. Es macht wenig Spaß, einen vereisten Trail oder Hang mit kaum befahrbarer Kruste auf und ab zu gehen. Außerdem kommt es häufiger zu Verletzungen und Enttäuschungen. Bei ungünstigen Schneeverhältnissen abseits der Pisten können Sie normalerweise immer noch gut auf den präparierten Pisten fahren.

6 Halten Sie es spielerisch und lustig

Bergauf gehen ist für ein Kind schnell langweilig und anstrengend. Planen Sie regelmäßige Pausen mit leckeren Snacks ein. Suchen Sie nach Tierspuren, erzählen Sie Geschichten darüber, wie die wilden Tiere im Winter leben. Wählen Sie ein langsames Tempo, das Ihnen genug Luft für gemütliche Gespräche unterwegs lässt. Die Zeit vergeht wie im Flug und Ihre Skitour wird zur echten Quality-Time mit ihren Kindern.

Halten Sie die Tour einfach und verspielt. Lieber eine kurze Tour in abwechslungsreichem Gelände mit vielen lustigen Sprüngen im Wald als eine längere Tour, bei der die Kinder so müde vom Gehen sind, dass Skifahren keinen Spaß mehr macht.

7 Konzentrieren Sie sich auf das Kind

Versetzen Sie sich in die Lage ihres Kindes. Die Anzahl der Höhenmeter ist völlig unwichtig, der Spaß an der Bewegung ist, was zählt.

8 Holen Sie sich eine gute Skitourenausrüstung

Tourenski- und Freeride-Schuhe für Kinder mit Pin-Einsätzen gibt es ab 21,5 (Größe 34). Die neue Bindung Xenic 7 von Fritschi hat einen DIN-Einstellbereich ab 3 und ist somit für Kinder ab neun Jahren geeignet.

Erkundigen Sie sich bei Ihrem Skigeschäft, ob Sie Kindersets für einen Tag oder eine Saison mieten können. Oft gibt es auch hochwertiges Material und Bekleidung aus zweiter Hand.

Sparen Sie nicht am Harscheisen, auch wenn sie normalerweise in im Rucksack bleiben. Wenn Sie sie einmal benötigen, können sie viel Frust verhindern.

9 Seien Sie sich der Gefahren von Kälte bewusst

Kleiden Sie sich und ihre Kinder nach dem Schichtenprinzip (Funktionsunterwäsche, Isolation, Wetterschutz). Beim Gehen zieht man am besten eine Schicht aus, denn wer schwitzt, friert nicht nur schnell, sondern verliert auch viel Energie. Ziehen Sie in den Pausen vorsorglich immer gleich eine zusätzliche Schicht an. Denn einmal richtig ausgekühlt, ist es schwierig, wieder auf Temperatur zu kommen. Wärmende Ersatzwäsche ist kein Luxus.

Achten Sie auf Anzeichen von Unterkühlung wie Zittern, blaue Lippen und blasse Haut. Bringen Sie immer ein heißes Getränk wie Tee mit Zucker oder Honig mit.

10 Gehen Sie selbst mit gutem Beispiel voran

Es ist nicht angenehm, einen schweren Skihelm bergauf zu tragen, besonders bei warmem Wetter. Tun Sie es trotzdem und gehen Sie ihren Kindern mit gutem Beispiel voran. Gerade im Backcountry gibt es viele Hindernisse wie Bäume, Äste und Felsen.

Kompatibilität Schuhe – Bindung

Wichtig ist bei der Wahl der Bindung zu beachten, dass Schuh, Bindung und Ski ein System bilden, welches nur dann optimal funktioniert, wenn alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind. Besonders sicherheitsrelevant ist dabei das Zusammenspiel zwischen Schuh und Bindung.

Tourenskischuhe in kleinen Kindergrössen gibt es nicht und die Alpinskischuhe mit Kinder-Norm sind nur teilweise kompatibel mit den Tourenbindungen. Modelle für Junioren kommen den kleinsten Erwachsenengrössen schon recht nahe. In der Tendenz benötigen Kinder und Teenager jedoch schon relativ früh Schuhe der kleinsten Erwachsenengrössen.

Fritschi empfiehlt, die Kompatibilität des Schuhs mit der Bindung bei einem Fachhändler zu überprüfen.

Informationen, welche Skischuhe zu welcher Fritschi Bindung passen: fritschi.swiss/kompatibilitaet-schuh-bindung

Von Ilse Bekker-Maassen / mountaintravel.ch