Bei der Abfahrt von der Kreuzmauer, Schwierikeitsgrad 3
12 Februar 2023

Schwierigkeit von Skitouren - Schwierigkeitsgrade

Eine Übersicht über die bestehenden Schwierigkeitsgrade von Skitouren mit Erklärung und Vergleich

Schwierigkeitsangaben sind wichtige Hilfsmittel für die Tourenplanung für Skitouren. Mit der Schwierigkeit werden die Anforderungen einer Skitour auf einen einfachen Nenner gebracht, mit dem Ziel dem Skitourengeher auf einen Blick, die Schwierigkeit einer Skitour zu vermitteln. Wichtig ist aber auch, die Tourenbeschreibung genau zu studieren, da bei seriösen Beschreibungen von Skitouren oft im Detail auf die zu erwartenden Schwierigkeiten eingegangen wird und diese auch durch Bilder visualisiert werden.

Die Schwierigkeit kann je nach Schneeverhältnissen, Schneebeschaffenheit, Schneehöhe und Sonneneinstrahlung variieren. Die Mitnahme von Steigeisen, Pickel, Helm und evtl. Seil ist bei vielen schweren Anstiegen zu empfehlen. Bei geplanter Abfahrt über eine extrem schwierige Skitour ist es ratsam, immer auch den Anstieg über diese Route zu machen, um die Verhältnisse besser beurteilen zu können. Bei schlechten Verhältnissen beim Aufstieg muss zwingend auf die Abfahrt über die extreme Skitour verzichtet und auf eine leichtere Abfahrt ausgewichen werden. Wenn es diese nicht gibt, steigt man zu Fuß wieder ab.

Volo Skala


Als einer der ersten hat in den 1970er Jahren Volodia Shahshahani, ein in den USA geborener Franzose begonnen, Skitourenführer zu schreiben, in denen er auch steile Abfahrten anführte. Er fand, dass eine Bewertung hilfreich wäre, bei der man auf einem Blick alle notwendigen Informationen erhält. Seine Skala hat sich vor allem im  französisch- und italienischsprachigen Raum etabliert. Er bezieht auch die Länge (Hm) der Skitour in seine Schwierigkeitsbewertung mit ein und macht aber nur wenige Angaben zum Risiko/Gefahrenpotential einer Skitour.

GradBeschreibungBeispiel-Skitouren
  1.1   1.2   1.3  Anfängergelände. Die Hangneigung übersteigt nie 30°, weites, offenes Gelände, Aufstieg und Abfahrt von höchstens 800 m. Exponiertheit und Lawinengefahr sind sehr geringTrattenberg von der Trattenbergstraße (700 Hm)
2.1 2.2 2.3Wenige technische Schwierigkeiten, die Hangneigung übersteigt nie 35°, die Ausgesetztheit und auch objektive Gefahren sind aber vorhandenGsuchmauer Südansteig (1160m, 30°)
3.1 3.2 3.3Technische Abschnitte, lange Abschnitte 35° und kurze Stücken, die 40-45°. Dicht bewaldete Abschnitte in weniger steilem Gelände, steile Forststraßen  Zugspitze - 'Neue Welt' (30°-45 ° und 60 m Abseilstelle), Ehrwald

Spitzegel Nordrinne (1200 Hm)  
4.1 4.2 4.3Anhaltend 35° steile Hänge mit kurzen Stücken 40-45°. Dicht bewaldete Abschnitte in weniger steilem Gelände, steile ForststraßenWildspitze Nordwand (bis 50°, 250 Hm)

Sparafeld Goferrinne (1780m, 45°)
  5.1   5.2   5.3   5.4
5 5.   5.n  
Sehr steiles Gelände. Anhaltend 45° für mehr als 300 m, oder 50° steile Abschnitte für mehr als 100 m. Skala nach oben offen.Großglockner, Palavicini Rinne (bis 55°, 600 Hm)


Schwierigkeitsbewertung von Skitouren in Österreich

 Ähnlich wie die Volo-Skala finden wir in Österreich bei mehreren Verlagen und auf bergsteigen.com eine fünfteilige Skala. Auch hier wird zwar etwas deutlicher, aber dennoch nur allgemein auf das Gefahrenpotential eingegangen.

Um die Auswahlmöglichkeit für selbstständige Bergsteiger zu erleichtern, wurde auf bergsteigen.com und in vielen Skitourenführern eine Schwierigkeitsbewertung nach folgendem Schema eingeführt:

Die skitechnische Schwierigkeit wird in 5 Stufen (I-V) unterteilt, wobei auch Zwischenstufen (wie z.B. I/II) möglich sind. 

Auf bergsteigen.com und machen Führerwerken gibt es zwei Bewertungen, eine für den Aufstieg und eine für die Abfahrt, wenn diese nicht identisch mit der gewählten Aufstiegsspur ist.

  1, I oder S1    Einfaches Gelände. Flache Hänge oder lichter Wald. Unter 30° Neigung. Exposition ist gering. Gesamte Höhendifferenz unter 800 Hm. Die Schneequalität bestimmt die Schwierigkeit.  
  2, II oder S2    Wenig schwieriges Gelände. Hänge sind steiler und unregelmäßiger, aber unter 35°. Gute Skitechnik und Schneeverhältnisse sind Voraussetzung.  
  3, III oder S3    Technisch anspruchsvolles Gelände. Wobei die Steilheit über längere Strecken 35°, bei kurzen Abschnitten bis 45° beträgt. Objektive Gefahren vorhanden. Sehr gute Skitechnik und Schneeverhältnisse sind Voraussetzung.  
  4, IV oder S4    Technisch sehr anspruchsvolles Gelände. Wobei die Steilheit über längere Strecken 40°, bei kurzen Abschnitten zwischen 45° - 50° beträgt. Viele objektive Gefahren vorhanden - enge Couloirs, schwierige und exponierte Passagen.  
  5, V oder S5    Extreme Schwierigkeiten. Extreme Steilheit bei längeren Abschnitten um 45° und darüber. Abschnitte über 50°.  


Farbpunkt

Neben der detaillierten Bewertung haben wir bei jeder Tour diese 5 Stufen in Anlehnung an die Pistenbewertung in drei Farben zusammengefasst, um dem Leser einen ersten groben Eindruck von den zu erwartenden Schwierigkeiten zu geben.

  Farbe    blau    rot    schwarz  
  Schwierigkeit    leicht    mittel    schwer  
  Stufe    1 u. 2    2 - 3    4 u. 5  

Vorsicht: In vielen Skitourenführern werden in den Übersichtbildern der Aufstieg (= Abfahrt) mit einer roten Linie und die Abfahrtsvarianten mit einer blauen Linie eingezeichnet. Diese Farben sind keine Angabe der Schwierigkeit!

Bei der Abfahrt von der Kreuzmauer, Schwierikeitsgrad 3
Skitahrer bei der Abfahrt durch die Breite Ries am Schneeberg, Schwierigkeitsgrad 3
Auf- und Abstiegsroute Hohe Munde, Schwierikeitsgrad 4
Abfahrt Hohe Munde, Schwierigkeitsgrad 4
Vergleich der Schwierigkeitsgrade Farben und Nummern, Quelle: Skitourenführer Tirol
Im Übersichtsbild visiualisierte Gefahren bei der Skitour Sparafeld über die Goferrinne im Gesäuse, Schwierigkeit 4
Die Skitouren im Bereich Kreuzkogel, Riffel, Kalbling, Sparafeld im Gesäuse

Risiko

In manchen auf extreme Skitouren spezialisierten Führerwerken wird auch explizit das zu erwartende Risiko der Skitour angeführt. Es zeigt das Risiko eines unkontrollierten Sturzes und die damit verbundenen Konsequenzen durch das Vorhandensein von Abbrüchen oder Felsen während der Abfahrt auf.

  R1    Gleichmäßige Neigung. Fels und Bäume beeinflussen die Richtung kaum, können aber im Falle eines Sturzes Gefahrenpotential bergen.  
  R2    Breite Rinnen. Wechselnde Steilheit und Felsen unterbrechen die Kontinuität. Ein Sturz kann potenziell sehr gefährlich sein.  
  R3    Enge Couloirs oder Steilpassagen mit Felsbarrieren. Ein Sturz an einer exponierten Stelle würde definitiv ernste Konsequenzen nach sich ziehen.  
  R4    Hohe Felsbarrieren. Ein Sturz ist absolut verboten!  


Gesamtanspruch nach Hochtourenskala

In anderen Skitourenführern wird der Gesamtanspruch, oder die Ernsthaftigkeit einer Skitour nach der französischen Hochtourenskala angegeben. Sie reicht von facile (F) peu difficile (PD), assez difficile (AD), difficile (D), très difficile (TD), extrèment difficile (ED) sowie abominablement difficlile (ABO).

Schwierigkeitsgrade von Skitouren nach der SAC Skala

Die vom Schweizer Alpen Club (SAC) entwickelte Skala für Schwierigkeiten von Skitouren versucht für die Abfahrt alles, d.h. Steilheit, Ausgesetztheit, Geländeform, Risiko und Engpässe in einen Grad zu packen.

1. Die Gesamtbewertung (Grad) der Skitouren entspricht dem Spitzenwert der Hauptkriterien.

2. Bei Einbezug von Hilfskriterien wurde der Schwierigkeitsgrad um eine Drittelstufe angehoben (z.B. von WS+ auf ZS-).

3. Ein minus (-) weist auf geringere Schwierigkeiten als der angegebene Schwierigkeitsgrad hin. Ein plus (+) auf höhere.

4. Bei den Schwierigkeitsangaben handelt es sich um Richtwerte bei guten Schnee-, Witterungs- und Sichtverhältnissen.

5. Die Bewertung bezieht sich ausschliesslich auf den skifahrerischen Teil der Touren. Alpintechnische Schwierigkeiten sind im Beschreibungskopf separat umschrieben (Bewertung: UIAA-Skala für Kletterstellen, dazu Wortbeschrieb für den Fussaufstieg).

  Grad    Steilheit    Ausgesetztheit    Geländeform    Engpässe  
  L+ (leicht)    bis 30°    keine Ausrutschgefahr        weich, hüglig, glatter Untergrund    keine Engpässe      
  -WS+ (wenig schwierig)    ab 30°    kürzere Rutschwege, sanft auslaufend        überwiegend offene Hänge mit kurzen Steilstufen. Hindernisse mit Ausweichmöglichkeiten (Spitzkehren nötig)    Engpässe kurz und wenig steil      
  -ZS+ (ziemlich schwierig)    bis 35°    längere Rutschwege mit Bremsmöglichkeiten (Verletzungsgefahr)    kurze Steilstufen ohne Ausweichmöglichkeiten, Hindernisse in mäßig steilem Gelände erfordern gute Reaktion (sichere Spitzkehren nötig)    Engpässe kurz, aber steil      
  -S+ (schwierig)    ab 40°    lange Rutschwege, teilweise in Steilstufen abbrechend (Lebensgefahr)    Steilhänge ohne Ausweichmöglichkeiten. Viele Hindernisse erfordern eine ausgereifte und sichere Fahrtechnik    Engpässe lang und steil. Kurzschwingen für Könner noch möglich  
  -SS+ (sehr schwierig)    ab 45°    Rutschwege in Steilstufen abbrechend (Lebensgefahr)    allgemein sehr anhaltend steiles Gelände. Oft mit Felsstufen durchsetzt. Viele Hindernisse in kurzer Folge    Engpässe lang und sehr steil. Abrutschen und Quersprünge nötig  
  -AS+ (außerordentlich schwierig)    ab 50°    äußerst ausgesetzt    äußerst steile Flanken oder Couloirs. Keine Erholungs-möglichkeit in der Abfahrt    Engpässe lang und sehr steil, mit Stufen durchsetzt, nur Quersprünge und Abrutschen möglich  
  EX (extrem schwierig)    ab 55°    extrem ausgesetzt    extreme Steilwände und Couloirs    evtl. Abseilen über Felsstufen nötig  


Vergleich österreichische und Volo Skala mit der SAC Skala für Schwierigkeiten bei Skitouren

  Österreichische- / Volo Skala    SAC Skala  
  1    L (leicht)  
  2    WS (wenig schwierig)  
  2-3    ZS (ziemlich schwierig)  
  3    S (schwierig)  
  4    SS (sehr schwierig)  
  5    AS (außerordentlich schwierig)  
  5    EX (extrem schwierig)  


Skitouren-Beispiele für die Schwierigkeitsbewertung

Die hier angeführten Schwierigkeitsgrade basieren bei den Skitouren immer auf der subjektiven Einschätzung des Autors der Tourenbeschreibung. Der festgelegte Schwierigkeitsgrad einer Skitour ist auch immer von den Bedingungen, die der Autor bei seiner Begehung angetroffen hat, abhängig. Die Autoren von Skitourenbeschreibungen versuchen den Schwierigkeitsgrad der Skitour so objektiv wie möglich festzulegen, dennoch empfiehlt es sich mehrere unterschiedliche Tourenbeschreibungen für die Tourenplanung heranzuziehen. Auch ändern sich die Bedingungen einer Skitour ständig. Einige Skitouren-Beispiele mit Schwierigkeits-Bewertungen:

Schneeberg Breite Ries 3/3

Quellensteigrinne Schneeberg 3/5

Veitsch Rodel 3/3

Hochtor Gesäuse 5/5

Festkogel Schneekar Gesäuse 3/3

Großboden über Grabneralm 1-2/1-2

Dachstein Überschreitung Tiergartenabfahrt 2/2

Hochkönig über die Mitterfeldalm 3/3

Marbachhöhe von Hintermoos

Grossglockner über Hofmannskees 3-4/3-4

Ellmauer Tor Hintere Goinger Hals Kaiser 2

Raskogel Süd Geislerhof 2-3

Bettelwurf Überschreitung 5/5

Eggerberg vom Oberbergtal 1/1

Hohe Munde 4

Grosser Drusenturm Drei Türme von Latschau 3/3


Fazit: Es hat sich weder in Europa noch im deutschsprachigen Raume eine einheitliche Skala für die Schwierigkeit von Skitouren durchgesetzt. Auch erscheint der Versuch, Schwierigkeit, Länge und Gefahrenpotential einer Skitour in eine Zahl zu fassen, nur schwer möglich. Sinnvoller sind hier zwei Angaben zur Schwierigkeit und zum zu erwartenden Risiko in Verbindung mit einer genaueren Beschreibung der zu erwartenden Schwierigkeiten und Gefahren im Text und auf Übersichtsbildern. Positiv ist, dass die numerischen Schwierigkeiten auch einen ersten Rückschluss auf die zu erwartende Lawinengefahr der Skitour zulassen. Eine genaue Tourenplanung und Einschätzung der Lawinengefahr ersetzen die Zahlen aber nicht.