Pistengehen auf der Planneralm.
21 Dezember 2017

Pistengehen

Skitourengeher werden zusehends ausgesperrt oder mit teuren Skitouren-Tickets konfrontiert. Zu Recht und wie kann es weitergehen?

Skitourengeher werden zusehends ausgesperrt oder mit teuren Skitouren-Tickets konfrontiert. Zu Recht und wie kann es weitergehen?

Kampfzone Wurzeralm

Bis vor einem Jahr schien die Welt für die Skitourengeher in diesem Oberösterreichischen Skigebiet in Ordnung. Man bezahlte seine 4,- Euro für die Benützung des Parkplatzes und nutzte brav die Skitourenspur am rechten Pistenrand. Seit wenigen Wochen aber möchten die Liftbetreiber 14,- Euro für ein Skitouren-Ticket. Das ist der bis dato unrühmliche Höhepunkt der verhärteten Fronten. Dass die HIWU Bergbahnen nicht gut auf die Skitourengeher zu sprechen sind, scheint nach den vom Alpenverein und den Naturfreunden mitgetragenen massiven Aktionen gegen die geplante Skischaukel sogar verständlich, aber 14,- Euro sind doch etwas viel.

Die Naturfreunde pochen nun als Hüttenbetreiber auf das Wege- und Zugangs - Recht und treffen damit vielleicht den wunden Punkt der Seilbahnbetreiber. Die Wege und das Aufsteigen über die Pisten gibt es vielerorts schon seit Jahrzehnten. Fast überall wurde über die Pisten kostenlos aufgestiegen, teils auf den markierten und von den alpinen Vereinen betreuten Sommerwegen. Jetzt, wo beschneit wird und die Zahl der Pistengeher zunimmt, soll das plötzlich nicht mehr erlaubt sein bzw. etwas kosten? 

Alpenverein erwandert Wegerecht

Erst vor zwei Jahren hat ein Wegestreit in Kärnten ein für den Grundstückseigentümer – er wollte den seit Jahrzehnten bestehenden Weg nicht mehr dulden - vor Gericht ein eher unglückliches Ende genommen. Der Weg steht jetzt auch höchstgerichtlich bestätigt als Dienstbarkeit in seinem Grundbuch und der unterlegene Grundstückseigentümer hat laut OGH auch „jede Störung dieses Dienstbarkeitsrechts zu unterlassen“ (OGH 9Ob16/15s). Ob ein gleichartiger Streit im Sinne der Seilbahnbetreiber ist, die dann womöglich noch viel Geld für die Absicherung der Pistengeher vor Gefahren wie Skifahrern, Pistenraupen, Seilwinden etc. aufwenden müssten, wohl kaum.

Auch im benachbarten Deutschland hat sich der Verfassungsgerichtshof für das freie Skitourengehen auf der Piste entschieden, allerdings mit der Argumentation, dass das Recht auf freies Betreten der Natur schwerer wiege als die Eigentumsrechte eines Seilbahnbetreibers.

Im Konflikt werden derzeit die Pistengeher ausgesperrt bzw. in den Pistenbetrieb eingegliedert, wodurch auch ein mögliches Wegerecht mittelfristig untergraben wird. Natürlich hängen solche Gerichtsentscheidungen immer vom individuellen Sachverhalt ab, ein Grund mehr, ein friedliches Miteinander zu suchen!

Zusatzservice

Manche Pistenbetreiber rechtfertigen, so wie auf der Wurzeralm, den hohen Preis mit dem zusätzlichen Service einer Liftfahrt (mehr). Solche Pakete sind grundsätzlich sinnvoll, doch sollten die Zusatzservices wahlweise dazu gebucht werden können, damit Skitourengeher, die nur Aufsteigen und Abfahren nicht für eine unnötige Liftfahrt bezahlen müssen! Die alpinen Vereine sind mit diesem Vorstoß der Seilbahnen nur bedingt glücklich. "Pakete schnüren ist okay. Die Bereitschaft, den Tourengehern entgegenzukommen, ist da. Aber da muss die Relation auch passen", meint dazu Robert Winter von den Naturfreunden Oberösterreich in den OÖ Nachrichten.

Etwas differenzierter sieht das Klaus Kranebitter von Snowhow.info, der dem Thema Pistentour eine große Zukunft gibt. „Die Zahlen an Pistentourengehern explodieren, die Industrie steigt mit entsprechenden Produkten ein. Mehr und mehr Skigebiete erkennen, dass es zwei Produkte zu vermarkten gibt. Die Liftfahrt und die Piste. Nicht mehr nur ein Gesamtpaket, sondern zwei getrennte Angebote. Auch wenn das bedeutet, dass wir für die Ausübung des Pistentourensports bezahlen müssen.“ Klaus ist Bergführer und entwickelt in Zusammenarbeit mit Bergbahnbetreibern und Tourismusverbänden Pistentourenkonzepte für Skigebiete „Dabei geht es selbstverständlich um die Entschärfung von Gefahrenstellen und Konflikten.“  

Die Piste als Begegnungszone

Wie kann nun ein Miteinander aussehen? Skitourengeher sollten nicht von der Benützung der Pisten ausgeschlossen werden, aber sich an die Pistenregeln halten und auch einen angemessenen Beitrag leisten. Das Begehen der Pisten in der Nacht sollte nur in Abstimmung mit dem Pistenbetreiber möglich sein und diese sollten auch vom Pistenbetreiber geschaffen werden. Positive Beispiele gibt es ja zu Genüge, wie z.B. in Ellmau/Tirol, wo 1 x wöchentlich eine Piste und das Restaurant eigenes für Skitourengeher am Abend geöffnet wird, aber auch in anderen Skigebieten wie z.B. im Großraum Innsbruck gibt es bereits Tourengeher Abende (mehr).

Pistengehen auf der Planneralm.
Kampfzone Wuzeralm .
Abendliche Pistenpräparierung am Stuhleck.
Pistentouren – sicher und fair! 10 Empfehlungen des Alpenvereins.
Pistenabfahrt am Stuhleck.

Auch der Österreichische Alpenverein spricht sich klar gegen eine Pistenmaut, aber für angemessene Parkgebühren aus.  

Pistentouren – sicher und fair! - 10 Empfehlungen des ÖAV

1. Warnhinweise sowie lokale Regelungen beachten.
2. Der Sperre einer Piste oder eines Pistenteils Folge leisten. 
3. Nur am Pistenrand und hintereinander aufsteigen.
4. Die Piste nur an übersichtlichen Stellen und mit genügend Abstand zueinander queren.
5. Frisch präparierte Pisten nur im Randbereich befahren. 
6. Bis 22:30 Uhr oder einer anderen vom Seilbahnunternehmen festgelegten Uhrzeit die Pisten verlassen.
7. Sichtbar machen. 
8. Bei besonders für Pistentouren gewidmeten Aufstiegsrouten/Pisten nur diese benützen.
9. Hunde nicht auf Pisten mitnehmen.
10. Ausgewiesene Parkplätze benützen und allfällige Parkgebühren entrichten.

Wie geht’s weiter?

Wir meinen, dass sich die Situation entschärfen wird und die Alpinen Vereine mit den Seilbahnbetreibern eine für die Pisten-Skitourengeher sinnvolle Lösung des Miteinanders finden werden. Der Pistengeher sollte sich aber bitte in diesem Sinne, auch bis auf weiteres an die Einschränkungen und Verbote halten.  

Wir haben auch eine Umfrage zur Pistenmaut gemacht (mehr). Knapp die Hälfte der Teilnehmer spricht sich bisher für einen fairen Beitrag für Parken aus. 

Gefährliche Begegnung - Skitourengehen auf der Piste

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