Skitaufstieg zum Pastuchow-Felsen (4.700 m)
23 Mai 2016

Mount Elbrus mit Ski

Erfahrungsbericht, Tipps und Ausrüstung für eine erfolgreiche Ski Besteigung des höchsten Berges Europas.

Die Bestiegung des 5642 m hohen Vulkans im Kaukasus ist sehr populär, technisch unschwierig und mit Skiern besonders interessant. Hier ein paar Tipps und Infos, wie man sicher mit Skiern auf den Gipfel kommt

Geographie und Besteigungsgeschichte

Der Elbrus ist mit 5642 m Höhe der höchste Berg des Kaukasus und Russlands und gilt  nach den Listen von Bass und Messner als höchster Berg Europas womit er zu den Seven Summits zählt. Der Elbrus ist ein erloschener Vulkan mit einem Doppelgipfel (Westgipfel Höhe 5642 m, Ostgipfel Höhe 5621 m), die etwa 1,5 km voneinander entfernt sind. Der letzte Ausbruch fand vor zirka 2.000 Jahren statt und noch heute weisen Thermalquellen in Gipfelnähe auf seine vulkanische Vergangenheit hin.

Die Erstbesteigung des Ostgipfels erfolgte am 22. Juli 1829 durch den karatschaischen Hirten und Träger Kilar Chatschirow. Die Erstbesteigung des 5.642 m hohen Westgipfels erfolgte dann erst am 26. Juli 1874 durch die Engländer Frederick Gardiner, Florence Crauford Grove, Horace Walker und dem Schweizer Peter Knubel. Die erste Skibesteigung des Elbrus erfolgte 1929 durch Leopoldo Gasparotto und Hugo Tomaschek.

Klima

Der Kauskasus liegt zwischen dem Schwarzem und Kaspischem Meer und somit im Einflussbereich des asiatischen Kontinentalklimas mit sehr kalten, schneereichen und stürmischen Wintern sowie heißen und trockenen Sommern. Hinzu kommen extrem heftige Wetterumschwünge mit sehr kalten Stürmen (-30 Grad sind im April und Mai keine Seltenheit, im Winter bis zu -50 Grad), die für schlecht ausgerüstete Bergsteiger eine ernsthafte Gefahr darstellen können und bis zu 20 Todesopfern pro Jahr fordern. Diese Kaltfronten und die vergletscherte Oberfläche haben dem Elbrus auch den Beinamen „kleine Antarktis“ gegeben.

Infos zum aktuellen Wetter, Wind und Temperatur am Elbrus gibt es hier

Beste Besteigungszeit für den Elbrus

Wer nur irgendwie auf den Gipfel will, macht dies am sichersten und einfachsten im Sommer. Im Winter ist es am Elbrus bitterkalt und die an sich leicht zu besteigenden Flanken sind auf beiden Seiten oft blank. Die beste Zeit für eine Skibesteigung ist der Juni, in diesem Monat kann man zwar nur bis ca. 3000 m abfahren, dafür sind die Eisflächen an den Flanken mit Schnee überzogen und ermöglichen eine Abfahrt. Eine direkte Ski Abfahrt vom Gipfel gelingt aber oft erst noch einen Monat später im Juli. Die häufig als Skibesteigungen angebotenen Monate April und Mai sind die niederschlagsreichsten. Eine Abfahrt bis ins Tal nach Azau ist dann aber noch möglich. Um den 7. Mai findet jedes Jahr das Red Fox Elbrus Race zum Gipfel statt, wofür die gesamte Aufstiegsspur mit roten Fähnchen markiert ist, was für eine Besteigung bei Schlechtwetter und insbes. bei Neben sehr hilfreich sein kann. Allerdings sind an diesen Tage (vor, während und nach dem Rennen) extrem viele Leute am Berg (oft über 200).


Normalroute, Alternativen und Schwierigkeiten

Der einfachste Weg auf den Gipfel führt über die Normalroute von Süden / Azau. Eine Seilbahn bringt die Ski - Bergsteiger bequem bis auf 3850 m. Zwischen 3700 und 4000 gibt es unzählige Hütten, Barrels (Rohre) und Container. Die höchste Hütte, die Diesel Hut liegt bei der abgebrannten Prijut Hut auf 4062 m. Man kann sich von 3700 m mit dem Ratrak oder einem Snowmobil auf bis 4800 m fahren lassen (Kosten dafür im Jahr 2016 ca. 400 Euro). Der Ski-Aufstieg von Süden bis in den Elbrus-Sattel ist technisch einfach, d.h. max. 35° steil und kann je nach Schnee und Eislage auf Skiern erfolgen. Der Beginn der Gipfelflanke bildet mit knapp 40° die schwierigste Stelle und ist machmal mit einem Fixseil versehen. Auf der Normalroute braucht man von der Bergstation der neuen Seilbahn auf ca. 3850 m  für die rund 1600 Höhenmeter bis zum Elbrus Gipfel gut 8 Stunden im Aufstieg und bis zu 3 Stunden im Abstieg - je nachdem, wie weit man mit den Skiern hinaufkommt. Sinnvolle und etwas windgeschützte Skidepots sind bei den Pastuchow-Felsen (4.700 m) – beim kaputten Ratrak auf rd. 5000 m und im Sedlowina-Sattel (5.358 m), wo es auch seit 2012 eine neue Biwakschachtel gibt. Sie liegt ganz hinten (nördlich) am Beginn des Flanke auf den Ostgipfel (43.3508,42.44798). 

Der Aufstieg verläuft ab den Barrels über Gletscherflanken und es gibt auf der Aufstiegsroute auch vereinzelt Gletscherspalten! Am besten erkundigt man sich über die Situation bei den Barrels. 

Es gibt auch alljährlich im Mai ein Wettrennen auf den höchsten Berg Europas, die Bestzeit von Azau bis zum Elbrus Gipfel liegt aktuell bei 3:23 Std., die Bestzeit Azau-Gipfel-Azau steht seit 7.5.2017 bei 4:20:45 mehr.

Übersicht Normalroute Mount Elbrus / Pic Stefan Filzmoser
Skitaufstieg zum Pastuchow-Felsen (4.700 m)
Akklimatisationstour im Bereich des Cheget auf rd. 3000m
Im Bereich des Chegets,
Auffahrt zu den Elbrus Hütten
Container Hütten auf 3850 m
Akklimatisationsaufstieg Richtung Gipfel
Blick von den Container Hütten ins Tal
Das Esszimmer in einer Containerhütte
Die Küche
Luxus Lager wie hier gibt es nur gegen geringen Aufpreis
Die sogenannten Barrels auf rd. 3700m
Skitaufstieg bei den Pastuchow-Felsen (4.700 m)
Ein defektes Snowmobil auf ca. 4700 m
Auf der Normalroute auf ca. 4500 m
Sturm auf der Normalroute auf ca. 4400 m
Abfahrt vom Pastuchow-Felsen (4.700 m)
Ein Festessen nach dem Gipfeltag
Freeriden im Skigebiet unter den Elbrus Hütten
In der Scharte zwischen dem Ost und Westgipfel
Am Beginn der Querung in die Scharte auf ca. 5000 m
Auf dem Gipfel des 5642 m hohen Mount Elbrus
Zwei Tage später noch einmal im Zuge des IX. Elbrus Race am Gipfel
Die neue Biwakschachtel am nordlichen Fusse des Ostgipfels (c) Red Fox Outdoor Equipment
Eine willkomene Stärkung im Tal

Möglich ist der Besteigung des Elbrus auch über die Nord-, Ost,- und Westflanke. Technisch sind diese Routen kaum schwieriger als die Normalroute, sie erfordern aber einen wesentlich höheren Logistikaufwand bei der Anreise, da es keine Seilbahn oder sonstige Infrastruktur gibt, was dafür Einsamkeit garantiert. Man kann den Elbrus Gipfel auch überschreiten, was in der Regel von Norden nach Süden erfolgt.

Bei allen Routen muss man sich sicher mit Pickel und Steigeisen bewegen können, auch bei einer Skibesteigung, da oft auf allen Routen ein Ski Depot errichtet wird. 

Erfolgsgeheimnis einer Skibesteigung des Elbrus

Das größte Problem bei einer Elbrus Ski-Besteigung ist das launische Wetter, die Kälte und der Wind, dem man auf den Flanken des Elbrus schutzlos (auf der Normalroute gab es 2016 auf 4800 und 5000 einen defekten Ratrak und auf der Nordseite bietet ein abgestürzter Hubschrauber den einzigen Schutz) ausgeliefert ist. Der Wind erreicht problemlos Spitzen bis 80 km/h und macht bei Temperaturen bis zu -35° eine Besteigung bzw. einen Rückzug rasch zum Überlebenskampf. Es gilt daher die Besteigung nach erfolgter Akklimatisierungsphase auf einen möglichst windstillen, schönen Tag zu legen. Solche Tage sind im April und Mai aber sehr selten und der Wetterbericht für diese Region ist extrem unzuverlässig und kaum mehr als einen Tag im Voraus bestimmbar. Fast alle Agenturen planen für eine Skibesteigung des Elbrus 8-12 Tage ein, wovon sich durchschnittlich 1-3 Tage als Gipfeltage eignen. Das bedeutet, dass man einfach Wetterglück oder viel Zeit braucht. Man ist generell bei fast allen Anbeitern am zweiten Tag schon auf 3800 m, d.h. man sollte sich für die Tour durch einer Vorakklimatisation vorbereiten. 

Ausrüstung

Viele Agenturen empfehlen nur gediegene Westalpenausrustung, d.h. Gore Tex Überbekleidung, Harsch- und Steigeisen, Gurt, Bandschlingen, Karabiner etc. Der Elbrus zeigt sich bei einer Skibesteigung im April / Mai aber oft von seiner kalten Seite. Deshalb sind auch warme Skischuhe, Daunenjacke, Daunenhandschuhe mit Überhandschuhen, unbedingt ein Gesichtsschutz oder eine Sturmhaube, Skibrille und Thermosflaschen ein absolutes Muss - klassische Skitourenbekleidung reicht nicht aus!!!

Für die Hütten und Container am Beginn der Normalroute braucht man einen guten Schlafsack und manchmal eine Isomatte. Die Qualität der Unterkünfte ist sehr unterschiedlich. Zu Spitzenzeiten sind die höher gelegenen Hütte am Elbrus oft voll. Bei den Barrels auf 3700 ist aber fast immer Platz. Sie können in Azau oder direkt oben gebucht werden, einfach nach dem Adminstrator fragen.

Beim Essen reichen Müsliriegel und Mineralstoffe für den Gipfelversuch aus. Alles andere bekommt man gut in Terskol, wo man auch zu einem guten Kurs problemlos Euro/Rubel wechseln kann (aktuell: 1 Euro = 70 Rubel). Nicht am Flughafen wechseln, ganz schlechter Kurs.

Ausrüstung kann man in Azau ausleihen, der Verlei ist direkt vor der Umlaufbahn im 1. Stock und über eine Außenstiege erreichbar. Im Gebäude der Umlaufbahn gibt auch auch ein gut sortiertes Bergsportgeschäft, in dem man Tourenskier etc. kaufen und auch ggf. reparieren lassen kann.

Visum, Bewilligungen

Für die Einreise nach Russland braucht man ein Visum, das man nur mit einem Hotelvoucher in russischer Sprache, mit Referenznummer der einladenden Stelle und fortlaufender Vouchernummer bekommt. Das macht eine individuelle Besteigung ohne Kontakte vor Ort schwierig. Es gibt aber auch in Österreich Agenturen die Visa inkl. Einladung besorgen. Für das Visum ist auch einen Aulands-Reise-Krankenversicherung pflicht.

Ein weiteres Problem ist, dass das Baskan Tal mit dem Ort Terskol knapp an der georgischen Grenze liegt und insbesondere die nordseitigen schneereichen Eingehtouren in einer militärischen Sperrzone liegen, die man ohne extra Genehmigung nicht betreten darf. Die zahlreichen Soldaten in diesem Gebiet, geben einem das Gefühl, dass dieses Verbot auch streng geahndet wird.

Anreise & Agenturen

Für die Normalroute fliegt man über Istanbul oder Moskau nach Stawropol oder Mineralnyie Wody. Von dort sind es 5 bzw. 3 Stunden nach Terskol. 

Die Normalroute von Süden wird in Österreich und Deutschland von unzähligen Anbietern als Pauschalreise angeboten und in der Regel auch gut abgewicklelt. Preise und Tage schwanken zwischen 8-12 und 1400,- bis 2500,- Euro.

Wer sich für das Red Fox Elbrus Race interessiert wendet sich am Besten an den Elbrus Experten Michel Raab www.laufcoaches.com/red-fox-elbrus-race. Sein Package ist preiswert und individuell. Es ist auch durchaus Möglich im Rahmen des Renn-Akklimatisationsaufenthaltes eigenständig den Gipfel zu machen.

Der Vorteil einer Pauschalreise ist, dass man sich um nichts kümmern muss. Die Nachteile liegen in der Gruppengröße von bis zu 19 Personen, der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit der Teilnehmer und der nicht vorhandenen Flexibilität, was die Wahl des Gipfeltages angelangt.

Bergführer

Wer nicht mit einer Agentur oder Bergsteigerschule auf den Elbrus steigt, sondern auf eigene Faust mit einem lokalen Führer hinauf möchte, dem sei als Bergführer Vladimir Khrabovchenko empfohlen. Der super-sympathische Russe stand schon über 50-mal erfolgreich auf dem Gipfel des Elbrus und spricht perfekt Englisch. 

Literatur und Karten

Sehr nett gemacht ist die Elbrus Karte von www.climbing-map.com. Neben einer genauen Karte, bei der lediglich die neue Gondelbahn auf 3850 m und die neue Biwakschachtel auf 5373 m fehlt, erhält man gute Routenbeschreibungen, Bergprofile und viele sonstige nützliche Infos.

Für ein GPS Tracking reicht es, den Elbrus Track mit dem Orux Maps App auf das Smartphone zu laden, die online heruntergeladene Karte ist auch offline verfügbar. In Azau und Terskol gibt in vielen Hotels, Cafés und Bars freies WIFI.

Text und Bilder: Andreas Jentzsch

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