Der junge Alpinist aus Garmisch klettert alleine durch die Überhänge der 1000 m Wand am Monte Brento. Hier sein kurzer Bericht.
Anfang November gelang mir in zwei Tagen eine Solobegehung der Via Vertigine an der Monte Brento Ostwand. Die Route verläuft sehr direkt mitten durch die steile Wand, die mächtig über dem Sarcatal thront und mich schon mehrmals in ihren Bann gezogen hat.
Der untere, graue Wandteil bietet auf 400 Meter Wandhöhe plattige Freikletterei. In der Headwall, die auf 600 Meter Höhe 120 Meter überhängt, wartet der Hauptspaß: unzählige Dächer und Überhänge, die in technischer Kletterei überwunden werden wollen.
Mit dem ersten Sonnenlicht und Verpflegung für 2,5 Tage stieg ich am 01 November ein. Nachdem mittags der Vorbau hinter mir lag, gönnte ich mir eine Stunde Pause und begann dann mit der technischen Kletterei. Von den sechzehn Seillängen der Headwall schaffte ich an diesem Tag noch sechs. Die Nacht verbrachte ich halb liegend halb sitzend etwas exponiert in einer kleinen Hängematte.
Tag zwei verging wie im Flug. Klettern, abseilen, Standplatz abbauen und wieder hoch jumarn. Nächste Seillänge. Das kurze Tageslicht zu dieser Jahreszeit kam mir nicht gerade entgegen, also ging es im Schein der Stirnlampe in den Endspurt. Mit blutigen Fingernägeln und aufgeplatzten Blasen an den Händen stieg ich um 21:40 Uhr aus der Wand aus. Ich freute mich endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Im Abstieg biwakierte ich noch einmal und ging am nächsten Morgen ganz gemütlich den weiten Weg zurück ins Tal.
Bildergalerie: Monte Brento “Via Vertigine“ – solo
Facts & Infos: Via Vertigine
1000 Meter Wandhöhe, 30 Seillängen, Schwierigkeit VI+ A2
Bei meinem Solo in der Via Vertigine kletterte ich jede Seillänge zuerst selbst gesichert hoch, fixierte dann mein Seil am Standplatz, seilte daran wieder ab, baute den unteren Stand ab und sammelte beim hochjumarn die Zwischensicherungen ein.
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Text und Bilder: Xaver Mayr