Erstbegehung der oberen rechten Linie:
Hansjörg Mair, Joachim Steinhauser 31. 1. 04
Zum dritten Mal stehe ich nun schon unter diesen gewaltigen Eisfall. 2001 entdeckten mein Bruder Stefan und ich diese beeindruckenden Eiskaskaden.
Neben den Renkfällen wahrscheinlich der mächtigste Eisfall von Tirol. Monster, wie ich ihn nenne, liegt in einer gefährlichen Lawinenrinne. Man kann den oberen, den gewaltig großen Teil, von der Strasse aus nur auf kurzer Stecke sehen.
1. Versuch
Relativ unerfahren, das war in unsere 2. Eisklettersaison, starteten wir dann auch unseren ersten Versuch. Die ersten zwei Seillängen waren schon recht schwer. Wir wählten die leichteste Linie, bei der schon Schwierigkeiten bis WI 5+ zu meistern waren. Dann kämpften wir uns die etwa 30-35°Grad steile Rinne hinauf bis zum Einstieg des Monsters. Nach einer weiteren Seillänge im fünften Eisgrad waren wir allerdings am Ende unserer Kräfte und mussten aufgeben.
2.Versuch
2002, nach einer für uns sehr erfolgreichen Sommersaison, glaubten wir fit genug zusein, um das Monster zu besiegen. Wir kamen zwar um ca. 30 Meter höher, kletterten sogar schon eine Länge im 6. Grad, mussten aber durchnässt und abgekämpft, vor der letzten schweren Seillänge, den Rückzug antreten.
Alle guten Dinge sind drei!
Jetzt, zwei Jahre später, um vieles stärker als bei unserem letzten Versuch, stehe ich wieder am Einstieg. Diesmal ist Joachim Steinhauser mein Kletterpartner.
Heute will ich alles geben und wähle gleich vom Anfang an die "schärfste Linie". Nach 30 Meter senkrechten, glasharten Röhreneis bin ich dann froh, dass die Eiskletterei leichter wird.
Joggl kommt nach, und bemerkt sofort, dass das etwas anderes ist, als ihm Kitzgarten. Er kämpft sich aber sehr gut herauf zum ersten Standplatz. Hier hängt auch ein Karabiner mit einer Schlinge um einen Baum. Den unteren Teil des Eisfalles ist also schon jemand geklettert, was ich jedoch oben bezweifle. Die nächsten 40 Meter sind leicht, etwa Wi3+. Wir steigen auch sofort weiter, die Rinne hinauf. Angenehm ist, dass einen Lawine alles plattgewalzt hat, und wir nicht einbrechen. Immer wieder blicken wir nach oben! Wir sind fasziniert von den riesigen Eismassen!
Dieses Mal werde ich es schaffen!
Um etwa 11 Uhr steigen wir in den Oberen Teil ein. Die erste Länge ist am Anfang sehr nass und wird dann noch dazu sehr kohlig, aber nicht anhaltend steil, so etwa WI5. Nach einer dünne, abdrängenden Eisrampe mache ich Stand. Joggl kommt nach und ist etwas skeptisch über die Eisqualität der nächsten Meter. Über "gestapelte Schnapsglasln" klettern ich die Rampeweiter. Nicht besonders anstrengend, aber Ruhe bewaren, ist hier angesagt. Nach 15 Meter ist das Eis wieder besser. Nach der halben Seillänge bemerke ich erst, dass ich nur noch 2 Eisschrauben habe, und da ich hier nicht Stand machen will, etwa 50 Meter über mir hängen gefährlich lange Eiszapfen, die noch dazu von der Sonne beschienen werden. Also schnell weiter! Diese Seillänge ist zwar nicht besonders steil, aber das Eis ist überaus anspruchsvoll. Über extrem kohliges Eis, das noch dazu teilweise auf Schnee gewachsen ist, klettere ich das ganze Seil aus, um wenigstes einen angenehmen und sicheren Standplatz zu haben.
Wi 6 mit Spinndrifts
Gestärkt von Powergel und einem Zigarillo starte ich die nächste Seillänge. Diese ist wiederum sehr kohlig und noch dazu steil und nass. Das "Monster" kämpft nun mit allen Mittel gegen uns an. Spindrifts und starker Wind bläst mir entgegen. Nach 40 harten Metern wird es endlich leichter. Ich klettere noch an beeindruckenden Eisgebilden vorbei und mache an einer dicken Säule Stand. Der Wind bläst mir immer wieder feinen Schnee und Wasser in Gesicht. Nach einer halben Stunde Schüttelfrost ist Joggl endlich bei mir. Die absolute Draufgabe wäre natürlich, wenn wir noch den Abschlussvorhang klettern würden. Aber ich bin zufrieden bis ganz nach oben gekommen zu sein und daher wähle ich den leichteren Ausstieg. Nach 40 Metern WI4 stehe ich am Ausstieg dieses Eismonsters.
Gefährlicher Abstieg!
Wir haben das "Monster" bezwungen, aber ähnlich wie bei einer "anständigen Westalpentour", ist die Bergfahrt am Gipfel noch nicht beendet. So auch heute: Wir sind erst am Ziel, wenn wir wieder heil im Tal angekommen sind.
Gefährliche Schneerinnen müssen gequert werden, und dann steigen und wir über steile Latschenhänge hinab ins Tal. Um 18.30 Uhr kommen wir dann endlich hinunter zum Einstieg und nach einer weiteren ½ Stunde erreichen wir erreichen wir das Auto.
Routen-Info:
Bewertungsvorschlag: WI6 E3/4 300m
Anfahrt: Pitztal - St. Leonhart und weiter bis zum Weiler Weixmannstall ca. 200 Meter vor Weixmannstall kann man den Eisfall hoch droben, auf der rechten Talseite(Taleinwärts) sehen;
Zustieg: von Weixmannstall erreicht man den unteren Teil je nach Schneelage in 30-60Minuten Nach den ersten beiden Seilängen muss man etwa 200Hm eine Rinne hinaufsteigen;
Abstieg: abseilen oder über steile Rinnen und Latschenhänge absteigen.
Lawinensituation beachten!!!
Die Schwierigkeiten sind natürlich vom Routenverlauf und den Eisverhältnissen abhängig. Meine Angaben beziehen sich auf jene Verhältnisse, die wir am 31.Jänner 2004 hatten. Ich schließe natürlich eine Begehung vor uns nicht aus. (anmerkung von bergsteigen.at: Florian Schranz und Egon Netz stiegen im Jänner 99 durch diesen Eisfall). Der Zillertaler Eiscrack Michael Höllwart kletterte eine Woche später über eine etwas andere Linie durch den mächtigen Eisfall!
Webtipp: Die Page von AustriAlpin im Web.