Dani Arnold klettert über dem tiefsten See der Welt (c) Mammut/Thomas Monsorno
04 September 2020

Klettern über dem tiefsten See der Welt

Dani Arnold begab sich auf eine herausfordernde Expedition auf den tiefsten See der Erde – den Baikalsee. Der sibirische Winter sorgte für entsprechend schwierige und faszinierende Bedingungen, doch der Transfer vom horizontalen Eis des Sees ins vertikale Eis zu zehn neuen Kletterrouten gelang erfolgreich.

Dani Arnold fand im Februar 2020 am Baikalsee die richtigen Bedingungen für eine weitere Herausforderung in seinem Spezialgebiet Eisklettern: kalte Temperaturen und einen tiefen sibirischen Winter. Zu dieser Jahreszeit sind die Bedingungen rund um den Baikalsee mit Tiefsttemperaturen um die -35 Grad Celsius so extrem, dass bisher kaum ein Athlet oder eine Athletin das Abenteuer Eisklettern über dem tiefsten See der Welt in Angriff genommen hatte. Dani reizten nach dem erfolgreichen  Free Solo Rekord an der Nordwand der Großen Zinne im Sommer 2019 neben den extremen Bedingungen am Baikalsee auch die Region als solches: «Früher haben mich die klassischen Bergsteigerorte wie Patagonien, Nepal und Alaska motiviert. Heute faszinieren mich nicht mehr nur die Berge, sondern auch das Land in denen sie stehen, sowie die Menschen und deren Kultur.» so der Alpinist. «Klar möchte ich als ehrgeiziger Athlet neue und schwierige Kletterrouten machen. Die schwierigen Projekte wie Free Solo Rekorde kosten aber vor allem mental viel Energie, sodass ich den Fokus bei anderen Projekten bewusst etwas anders setzen muss!», erklärt Dani weiter. Mit etwas weniger Risiko und in Begleitung einer vierköpfigen Crew, welcher auch sein spontan mitgereister Vater Fredy angehörte, machte er sich auf die Suche nach vereisten Routen.  

Die Extreme des sibirischen Winters 

Bereits die ersten Tage der Expedition hatten es in sich. Die extremen Temperaturen, die klettertechnisch schlecht dokumentierte Region und die Sprachbarriere erschwerten die Suche nach Kletterorten und verlangten der Crew mental und körperlich einiges ab. Die Suche selbst erwies sich als ein einmaliges Abenteuer, da sich die Gruppe nur auf einem Hovercraft auf dem gefrorenen See bewegen konnte – technische Pannen beim Einbrechen der Nacht, sowie ausgehendes Benzin und damit aussteigende Heizungen inklusive. Umso eindrücklicher waren die ersten eigenen Schritte auf dem Eis des Sees. «Die vollkommen klare Sicht durch das dicke Eis in den tiefsten See der Welt war extrem faszinierend und wird uns allen lange in Erinnerung bleiben», erzählt Dani. Als sich das Team an das ständige Knacken und Knallen des Eises gewöhnt hatte, gestaltete sich die Suche nach geeigneten Spots zum Klettern immer besser.  

Dani Arnold klettert über dem tiefsten See der Welt (c) Mammut/Thomas Monsorno
Dani Arnold klettert über dem tiefsten See der Welt (c) Mammut/Thomas Monsorno
Dani Arnold klettert über dem tiefsten See der Welt (c) Mammut/Thomas Monsorno
Dani Arnold klettert über dem tiefsten See der Welt (c) Mammut/Thomas Monsorno
Dani Arnold klettert über dem tiefsten See der Welt (c) Mammut/Thomas Monsorno
Dani Arnold klettert über dem tiefsten See der Welt (c) Mammut/Thomas Monsorno
Dani Arnold klettert über dem tiefsten See der Welt (c) Mammut/Thomas Monsorno

Zehn neue Kletterrouten 

Auf einer der rund 50 Inseln des Baikalsees, der Olkohn Island, stellte sich aus klettertechnischer Sicht der Erfolg ein. Mit jedem Tag wurden die neu eingeschlagenen Routen direkt über dem gefrorenen See länger und schwieriger. Es gelang Dani Arnold, an den berühmten Klippen der Insel zehn neue, bis zu 40m lange Routen zwischen WI5 bis M8* zu klettern. Dabei lag die größte Herausforderung im Umgang mit der Kälte. Bei diesen Minustemperaturen wurde für die Kletterer jeder Handgriff mühsam und dauerte viel länger als gewohnt. Das Klettern funktionierte zwar den Umständen entsprechend gut, aber das Eindrehen einer Eisschraube war in diesem pickelharten Eis «noch nirgends auf der Welt schwieriger», erinnert sich Dani. Dennoch habe es sich definitiv gelohnt, die weite Reise in den Winter Sibiriens zu wagen, meinte der Schweizer: «Es war eine unglaubliche Zeit mit vielen netten Leuten, einer wunderschönen Region mit den extremsten Bedingungen und vielen bleibenden Erinnerungen.» 

*WI5 auf der «WaterIce» Eiskletter-Schwierigkeitsskala von WI1-WI7; M8 auf der Mixed Kletter-Schwierigkeitsskala von M1-M13 

Zitate von Dani Arnold 

«Früher haben mich die klassischen Bergsteigerorte wie Patagonien, Nepal und Alaska motiviert. Heute faszinieren mich nicht mehr nur die Bergen, sondern auch das Land in denen sie stehen sowie die Menschen und deren Kultur.» 

«Klar möchte ich als ehrgeiziger Athlet neue und schwierige Kletterrouten machen. Die schwierigen Projekte wie Free Solo Rekorde kosten aber vor allem mental viel Energie, so dass ich den Fokus bei anderen Projekten bewusst etwas anders setzen muss!»   

«Die vollkommen klare Sicht durch das dicke Eis in den tiefsten See der Welt war extrem faszinierend und wird uns allen lange in Erinnerung bleiben.» 

«Es war eine unglaubliche Zeit mit vielen netten Leuten, einer wunderschönen Region mit den extremsten Bedingungen und vielen bleibenden Erinnerungen.» 

Die Expeditions-Route (Südsibirien)  

Der Baikalsee im Süden Sibiriens ist der tiefste See der Erde und liegt in mitten einer bergigen Region in Russland nördlich der mongolischen Grenze. Die 13-tägige Expedition startete in Irkutsk, wo sich der einzige Abfluss des Baikalsees befindet. Ziel der Expedition waren die berühmten Klippen der Insel Olchon (engl. Olkhon Island). Die Berge der zentral gelegenen Insel des Baikalsees erreichen im Nordosten eine Höhe von 1274 Metern und verwandeln sich im Winter zu grossartigen Herausforderungen für Eiskletterer. (Zeitraum der Expedition: 31. Januar bis 12. Februar 2020) 

Die Crew 

Dani Arnold (Mammut Pro Team Athlet, CH) , Martin Echser (Alpinist, CH), Fredy Arnold (Dani Arnolds Vater, CH), Thomas Monsorno (Fotograf, IT), Lukas Kusstatscher (Filmer, IT) 

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