Johannes Emil „Hans“ Dülfer wurde am 23. Mai 1892 in Barmen (Wuppertal) geboren und galt als der beste Felskletterer in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Der Pianist und Bergsteiger war „eine Klasse für sich“. Sein Bestreben war der stilreine Durchstieg zum Gipfel. Dazu war ihm aber jedes Mittel recht und er stellte sich in bewussten Gegensatz zu den Verächtern künstlicher Hilfsmittel.
Hans Dülfer erfand das Schrägabseilen, seine "Dülfer-Quergänge" waren ein Zaubermittel, mit dem er den Bann der "unersteiglichen" Wände seiner Zeit gebrochen hatte. Er erfand den "Dülfersitz", den bis in die 60er Jahre meistverwendeten Abseilsitz.
1910 unternahm er seine ersten Bergfahrten, drei Jahre später vollbrachte er bereits goße Leistungen, wie die Erstbegehung des Risses zwischen der Fleischbankspitze und dem Christaturm. Der Riss wird heute "Dülferriß" genannt im Alleingang, die erste freie Begehung des Torre del Diavolo, auch im Alleingang und die Ersbegehung der Grossen Zinne Westwand.
1911 übersiedelte Dülfer von Dortmund nach München und begann Medizin zu studieren, wechselte dann zu Jura und später zu Philosophie. Durch diese Alpennähe gelangen dem jungen Dülfer innerhalb von vier Jahren zu 50 Erstbesteigungen, vor allem im Kaisergebirge und im Rosengarten.
Berühmt wurde Dülfer abgesehen vom Dülfersitz durch die erste Durchstiegung der Fleischbank Ostwandim Wilden Kaiser und seine Erstbegehehung an der Westwand des Totenkirchls. Beide Routen gelten heute noch als große alpine Klettereien in den Ostalpen.
In München trat er auch der Sektion Bayerland bei, traf dort auf Hans Fiechtl, Paul und, die ihm in enger Freundschaft verbundene Hanne Franz. Sein bester Kletterpartner war aber stets sein sein Vater, Emil Dülfer. Er hat den Tod des Sohnes, Hans Dülfer ist am 15. Juni 1915 in der Lorettoschlacht gefallen – genau am dritten Jahrestag seiner Fleischbank-Ostwand Erstbegehung im Wilden Kaiser, nicht überwinden können und bliebt seit 1916 verschollen.
Ersbegehungen von Hans Dülfer
Totenkirchl / Ostwand - "Dülferführe" / 04.06.1913
Totenkirchl / Nordostwand - "Kaminvariante zum Heroldweg" - (2. Terrasse)
Totenkirchl / Westwand - "Dülferführe" / 26.09.1913
Totenkirchl / Westwand - "Bernuthkamin und Durchstieg zur 3. Terrasse" (dir. Ausstiegsvariante zur Piazführe) /17.10.1912
Totenkirchl / Westwand - "Fiechtlkamin" zur 1. Terrasse / 1913
Totenkirchl / Nordostwand - "Abgebrochener Kamin" (1. Terrasse)
Totenkirchl / U-Weg ("Dülfer-U") / 01.10.1919
Totenkirchl / Nordostwand - "Schaarschmidtkamin" (3. Terrasse)
Totenkirchl / Nordostwand - "Schneiderweg" (2. Terrasse) / 1913
Sonnjoch (Karwendelgebirge) / Nordostwand - Alte - "Dülfer/Fiechtl-Führe" / 23.10.1911
Kleine Halt / Nordwestwand - "Dülferführe" / 18.07.1914
Kleine Halt / Nordwand / 13.09.1913
Fleischbank / Südostwand - "Dülferriß" / 03.09.1913
Fleischbank / Ostwand - "Dülferführe" / 15.06.1912
Predigtstuhl Hauptgipfel / Westwand - "Dülferführe" / 11.10.1912
Lärcheck / Hauptgipfel - Ostwand - "Dülferführe" / 12.09.1912
Guffert Hauptgipfel / Südkante - "Dülfer/Fiechtl" / 20.10.1911
Hochiß / Nordwand - "Alter Weg" (Dülfer / Fiechtl-Weg) / 21.10.1911
Mädelegabel / Nordostwand / 1911
Cisleser Odla (Odla di Cisles) / Dülferrisse / 01.08.1914
Rosengartenspitze (Catinaccio) / Westwand - "Dülfer" / 04.08.1912
Östliche Tschaminspitze (Croda Orientale del Ciamin) / Südostkante / 06.07.1912
Östliche Valbonspitze (Cima Orientale di Val Bona) / Nordwestkante - "Valbonkante" / 05.08.1912
Kesselkogel (Catinaccio d'Antermoia) / Südostkamine und Südgrat / 08.07.1912
Kesselkogel (Catinaccio d'Antermoia) / Südverschneidung - "Dülfer" / 18.07.1914
Seeturm und Seewand (Cresta della Torre del Lago) / Südwand des Seeturms - "Dülfer" / 16.07.1912
Fallwand (Croda del Lago) / Südwand / 30.07.1911
Donaturm (Torre di Dona) / Nordflanke / 29.07.1911
Cima delle Pòpe / Südwestkante des Südgipfels / 15.07.1912
Schwalbenkofel (Croda dei Róndoi) / Ostwand / 27.07.1912
Schwalbenkofel (Croda dei Róndoi) / Ostwand - "Originalausstieg" / 27.07.1912
Schwabenalpenkopf (Torre dei Scarperi) / Hauptturm - "Nordwand" / 05.08.1913
Westliche Zinne (Cima Ovest di Lavaredo) / Südwandkamin - "Linker" / 13.08.1913
Westliche Zinne (Cima Ovest di Lavaredo) / Westwand / 29.07.1912
Große Zinne (Cima Grande di Lavaredo) / Westwand / 18.08.1913
Punta Di Frida / Nordwand von der kleinsten Zinnenscharte / 24.07.1912
Torre Leo / von Nordosten (Kamin zurScharte) / 1913
Torre del Diávolo / von Südosten / 15.08.1913
Cima Eötvös / Südkante (vom Campanile Dülfer) / 1913
Dülfer Campanile / Südkante / 1913
Quellen: ÖAV, Neue Deutsche Biographie