DAV Bayerland GRÖNLAND SOLO
Ende August bin ich von meiner durch den DAV und diversen Sponsoren unterstützten "Grönland Solo Bigwall Expedition" nach einem Monat erfolgreich nach München zurückgekehrt.
Ziel meiner Expedition war es, im Ketilsfjord eine Bigwall-Route ganz alleine zu eröffnen. Die Grundidee zu einer Solo-Expedition entstand daraus, dass auf Grönland bis jetzt so gut, wie keine Solo-Expeditionen zum Klettern fuhren. Abenteuer, Neuland, Risiko des Alleinseins und Arbeit forderten mich zu dieser Fahrt heraus.
Über 30 Leute waren schon da
Nach der komplizierten Anreise (4 Tage) bis zum BC am Ostufer des Fjords erwartete mich die erste Überraschung: 8 Expeditionen, etwa 30 Leute waren schon anwesend.
Kaum war noch ein guter Platz für mein Zelt frei. Gott sei Dank lichtete sich das Feld bereits in der ersten Woche und ab Mitte August war praktisch niemand mehr da.
Problematisch stellte sich mein Kletterziel, der SW-Pfeiler von Nalumasortoq, der durch den zugeschneiten, spaltenreichen Gletscher alleine nicht erreichen ließ.
Solotaugliche Ersatzwand wurde gefunden
Als einzige solotaugliche Ersatzwand mit Südkomponente, fand ich die abgelegene und schwierig erreichbare 400 m hohe Südwand der KETIL-PYRAMIDE. Da war ich wirklich alleine!
Der Materialtransport über den weglosen und enorm steilen Zustieg von 1.350 Höhenmetern (!!!) mit bis zu 45 Kilo schweren Haulbags kostete mich die letzten Reste meiner Kraft und Motivation. Im Abstieg war dann dafür das Gelände Knie mördernd. Den besten Weg markierte ich dann mit vielen Steinmännern. Meine Route kletterte ich dann - mit Wetter bedingten Pausen im BC - vom 1. August an mit Fixseilen.
Fehler machen war im Spiel nicht drin: hätte ich bloß bei einem Sturz meinen Knöchel gestaucht, wäre ich selber noch irgendwie bis zum BC gekommen, hätte aber meine komplette Ausrüstung an der Wand im Wert von etwa 7.000 verloren.
Verschneidungen, Risse, Platten in meist erstklassigem Granit
Die leicht geneigte Wand bot mir abwechslungsreiche Kletterei: Verschneidungen, Risse, Platten in meist erstklassigem Granit. Ich versuchte meine Linie aus den größten Felsformationen der Wandmitte durchzuziehen.
So ergab sich ein 50:50 Mix aus Frei- und Technoklettern. Am 6. Klettertag war ich in der Headwall schon 20 Meter unter dem Ostgrat, wo wegen Wind und Regen ich für 4 Tage abbrechen musste.
Am 18. August konnte ich die Route beenden, den Gipfel erreichen und über die Wand mit all meinem Zeug abseilen. Und es war nicht wenig: 385m Seile, 156 Karabiner, 54 Friends, 2 Sätze Keile, 31 Copperheads, 25 Beaks, 64 Haken, 20 Hooks, Bohrmaschine mit 5 Akkus, Bohrzeug, Schlingen, Trittleitern, Hammer, Jümars, Grigri, Haul-Zeug, Kletterschuhe und die ganze persönliche Ausrüstung.
Zwei anstrengende Rücktransporte zum BC musste ich noch auf mich nehmen.
Erstbegehung "LOST FRIENDS"
Dann erst war meine Erstbegehung fertig. Meine Route taufte ich "LOST FRIENDS". Sie ist eine Erinnerung an meine, leider zu vielen Freunde, die in den letzten Jahren aus den Bergen nicht zurückgekehrt sind. Die Schwierigkeiten sind moderat: US V 5.10a A3-c , 425m, 10 Seillängen bis zu 65m.
Dank an die Unterstützer der Solo Bigwall Expedition 2004
Ich danke an erster Stelle dem DAV,
DAV - Deutscher Alpenverein
ferner den Sponsoren:
Mountain EquipmentInViaRocaKongKaylandReiter Travellunch RocTerra
Es war schön!
Text und Bilder Thomas Tivadar