Mit seinen 3838 Metern gehört der Grand Capucin nicht zu den großen Gipfeln im Montblanc-Massiv. Trotzdem steht er seit der Erstbegehung seiner Ostwand durch Walter Bonatti und Luciano Ghigo bei den Kletterern hoch im Kurs. Einerseits war Bonatti mit seiner Begehung im Jahr 1951 seiner Zeit voraus, was die Route berühmt und begehrt machte. Darüberhinaus ist es aber vor allem der wunderschöne Granit, der den Grand Capucin für die Kletterer so attraktiv macht.
Die Schweizerführe ist das Ziel
Anfang Juli war ich ein erstes Mal am Grand Capucin. Zusammen mit Werner Strittl erkundete ich das Vorhaben, diesem Turm free solo zu besteigen und fand auch entlang der Schweizerführe einen bei Schwierigkeiten im maximal siebten Grad verhältnismäßig leichten Weg. Doch war das Problem mit dem Finden eines Weges zum Gipfel nicht gelöst denn ich musste nach einer Free-Solo-Besteigung schließlich auch auf irgendeine Weise vom Gipfel wieder runterkommen! Da die Schweizerführe die leichteste Route an diesem Granitturm ist, gibt es keine andere Lösung, als genau diese wieder abzuklettern.
400 Meter Schnee und Fels
Die insgesamt 400 Meter Wandhöhe lassen sich in zwei Teile trennen. Auf ein 100 Meter hohes, leichtes Schneecouloir folgt 300 Meter reiner Fels. Nach weiterem Kennlernen der Route mit Kurt Astner waren mir die Route und vor allem die schwierigen Kletterstellen vertraut, trotzdem musste ich für mein Vorhaben, völlig hilfsmittelfrei diesen exponierten Gipfel zu erklettern, noch zuwarten. Es gab immer noch zu viel Schnee am Berg und die Risse waren je nach Tageszeit und Wetter entweder vereist oder nass.
Am 5. August war es dann endlich soweit… Es war zwar ein sehr kühler Tag und die Temperatur zum Klettern eher suboptimal, dafür waren aber der Fels und alle Risse mittlerweile vollständig trocken und eisfrei!
Nach 59 Minuten auf dem Gipfel
Um zehn Uhr startete ich vom Schneecouloir in den Fels, 59 Minuten später war ich oben. Nach fünf Minuten Pause machte ich mich wieder auf dem Weg nach unten und nach einer Stunde und 46 Minuten des Abkletterns war ich wieder bei meinen Steigeisen im Couloir.
Selbst der anschließende Abstieg durch das Schneecouloir und vor allem über den riesigen Bergschrund war an diesem Tag denkbar einfach. Aufgrund der kühlen Temperaturen war jetzt beim Rückweg der Schnee im Couloir und am Bergschrund noch halbwegs durchgefroren und bescherte mir einen sicheren Weg über das letzte, für Alleingänger beizeiten durchaus gefährliche Hindernis.
Text: Alexander Huber Fotos: Heiz Zak
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