Spannende Wettkämpfe, eine großartige Klettershow vor begeistertem Publikum bei der Kletter-Europameisterschaft in Imst/Innsbruck. Vor tausenden begeisterten Kletterfans kürten sich am Freitag Ramòn Julian Puigblanque (ESP) und Angy Eiter (AUT) im Tiroler Regen zu den Europameistern 2010 im Vorstieg. Am Samstag boulderten sich Anna Stöhr und Cèdric Lachat zum EM-Titel.
Stöhr bouldert zu Gold
Und auch der Auftakt von Anna Stöhr im Abschlussbewerb der Heim-EM gestaltete sich fulminant. Nach einem weiteren Flash am ersten Boulder ging die ziel- und trittsichere Tirolerin insgesamt drei- von viermal Top. Ähnlich stark präsentierte sich nur die mehrfache deutsche Meisterin Juliane Wurm, die sich mit einer beeindruckenden Performance und ebenfalls drei Tops im Finale auf den 2. Gesamtrang arbeitete. Bronze im Damen-Finale ging an Russlands Olga Shalagina, die ihren dritten Platz aus dem Halbfinale damit erfolgreich verteidigen konnte.
O-Ton Anna Stöhr: „Mir fehlen die Worte, es war eine so lässige Veranstaltung mit
einem Wahnsinns-Publikum! Es hat Riesenspaß gemacht hier zu bouldern. Dieser
Erfolg zählt eindeutig zu meinen schönsten Klettermomenten bisher.“
Vollgas im Herren-Finale der Boulderer
Bei den Herren unterstrich der Boulder-Mann der Stunde, Adam Ondra aus Tschechien, seine Leistung aus der Qualifikation und zog als Führender ins Finale ein, gefolgt vom Schweizer Rockmaster Cèdric Lachat und Casper Ten Sijthoff (NL). Knapp gestaltete sich wiederum das Weiterkommen von Österreichs Boulder-Star Kilian Fischhuber: Auf Rang 5 des Halbfinales zog der Wahltiroler als Vorletzter, hinter Klemen Becan und vor Jernej Kruder (beide SLO) in die Entscheidung ein. Weniger Glück hatte der zweite Österreicher im Halbfinale, der Ötztaler Lukas Ennemoser, der
den Bewerb auf Platz 20 beendete.
Im Finale drückte Kilian Fischhuber dann im richtigen Moment aufs Gas. Mit zweimal Top im Entscheidungsbewerb kletterte Österreichs Medaillengarant vom 5. Rang im Halbfinale auf den dritten Gesamtrang – die fünfte Medaille für Österreich!
Unschlagbar zeigte sich Marathon-Mann Cèdric Lachat aus der Schweiz. Nach vier Wettkampftagen und Starts in allen Disziplinen ging Lachat auch im Finale dreimal Top und sicherte sich somit Gold im Boulder vor dem Tschechischen Jungstar Adam Ondra.
O-Ton Kilian Fischhuber: „Mein Ziel war es, mich im Finale noch einmal zu steigern und einen Sprung nach vorne machen zu können. Natürlich hätte ich mir eine Goldmedaille erhofft, doch dieser dritte Rang bei der EM ist ein super Ergebnis für mich. Ein großes Danke an das super Publikum, das uns alle nach Oben pushte!“
Ergebnis Boulder-Finale Damen
1 Stöhr Anna AUT
2 Wurm Juliane GER
3 Shalagina Olga UKR
4 Bibik Olga RUS
5 Le Neve Melissa FRA
6 Galliamova Anna
Ergebnis Boulder-Finale Herren
1 Lachat Cedric SUI
2 Ondra Adam CZE
3 Fischhuber Kilian AUT
4 Kruder Jernej SLO
5 Ten Sijthoff Casper NED
6 Becan Klemen SLO
Herren-Lead-Bewerb: Spanien vor Tschechien und Österreich.
Und dann kam alles anders als gedacht: Nach einer beeindruckenden Vorgabe von Jakob Schubert, der als zweiter Starter ins Finale ging, kletterte bis zu den Top 3 der Qualifikation nur Spaniens RamònJulian Puigblanque weiter als der Österreicher. David Lama verpasste nach einer soliden Leistung das Podest knapp und landete auf Rang 4. Ein überraschend frühes Ende fand die Perfomance des Titelanwärters und Zweitplatzierten des Halbfinales, Patxi Usobiaga, bereits in der Hälfte der Route. Damit schien der Weg frei für „Kletterwunderknabe“ Adam Ondra (CZE). Souverän bis kurz vor das Top musste sich der tschechische Nachwuchsathlet jedoch dem fünffachen Rockmaster und neuen Europameister, RamònJulian Puigblanque, geschlagen geben. Die Plätze zwei und drei gehen somit an Adam Ondra und Jakob Schubert!
O-Ton Jakob Schubert: „Die Stimmung im Finale war einfach nur geil. Vor so einem Publikum eine Medaille zu machen, ist das genialste in meinem bisherigen Kletterleben. Einfach nur Wahnsinn!“
Damen Lead: Österreich vor Österreich und Frankreich
Bei den Damen verteidigten Österreichs Asse Angela Eiter und Johanna Ernst auf den Plätzen 1 und 2 ihre Führung aus dem Qualifikationsdurchgang. Die Französin Alizèe Dufraisse kletterte mit einer starken Leistung vom 23. auf den 3. Rang, noch vor Alexandra Eyer (SUI) und Mina Markovic aus Slowenien. Höchst erfreulich aus österreichischer Sicht auch das Halbfinal-Ergebnis von Barbara Bacher mit Rang 7, für Jugend-Vizeweltmeisterin Katharina Posch bedeutete Rang 9 ein knappes Aus in Imst.
Ebenfalls nicht mit dabei in der Lead-Entscheidung: Die starken Sloweninnen Nataljia Gros (10.) und Maja Vidmar (12.). Im Finale setzte sich Mina Markovic (SLO) als 4. Starterin in einer anspruchsvollen Route deutlich von ihren Konkurrentinnen ab, bis Alizèe Dufraisse aus Frankreich den Reigen der Top 3 eröffnete und die Zwischenführung übernahm. Spannend machte es die Titelverteidigerin und Zweite nach dem Halbfinale, Johanna Ernst, die nach Startschwierigkeiten ihren Rhythmus fand und dennoch nach Ablauf der acht Minuten im oberen Drittel als Zwischenführende kapitulieren musste. Souverän vom Start weg kletterte Lokalmatadorin Angy Eiter bei ihrer Heim-EM in Richtung Top. Die nach ihrer Verletzung wiedererstarkte Imsterin ließ sich von einem enthusiastischen Publikum regelrecht nach Oben tragen und klopfte als einzige Starterin am Top an. Erst kurz bevor sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, realisierte die frischgebackene Europameisterin ihren Sieg und krönte sich somit erstmals zur Europameisterin im Vorstieg. Eine starke Leistung lieferte auch die Ötztalerin Barbara Bacher, die mit dem 8. Gesamtrang ihr bestes Ergebnis seit ihrem 7. Platz bei der WM im Vorjahr erzielte.
O-Ton Angela Eiter: „Das ich das hier in Imst vor meinem Heimpublikum erleben darf ist einfach unbeschreiblich. Das Publikum war fantastisch und hat mich richtig nach oben gepusht. So eine Stimmung habe ich noch nie erlebt. Danke an alle Fans und an alle die an mich nach meiner Verletzung geglaubt haben!“
O-Ton Johanna Ernst: „Der zweite Platz ist für mich ein Riesenerfolg. Ich bin überglücklich und stolz, dass ich meine Leistung im Finale abrufen konnte. Zum Schluss hab ich voll riskiert und das ist aufgegangen!“
Ergebnis Finale Damen
1 Eiter Angela AUT 57-
2 Ernst Johanna AUT 49 –
3 Dufraisse Alizee FRA 46-
4 Markovic Mina SLO 44-
5 Eyer Alexandra SUI 41-
6 Shalagina Olga UKR 31
7 Durif Charolotte FRA 24-
8 Bacher Barbara AUT 24-
Ergebnis Finale Herren 1 Puigblanque Ramon ESP 47-
2 Ondra Odam CZE 45+
3 Schubert Jakob AUT 45-
4 Lama David AUT 40-
5 Mitboe Magnus NOR 29-
6 Usobiaga Lakunza Patxi ESP 26-
7 Chernikov Mikhail RUS 23-
8 Romain Manuel FRA 14-
Die detaillierten Ergebnisse aller Finali findet ihr unter www.euro-2010.at