Philipp Brugger berichtet von der Winterbegehung der "Messner - Hiebeler" Route am Eiger Nordpfeiler gemeinsam mit Simon Messner
Als Simon und ich unsere Neutour am Lüsener Fernerkogel (mehr) machten, kamen wir bei den Zu- und Abstiegen immer wieder auf den Eiger zu sprechen. Die Tour am Nordpfeiler interessierte uns. Als wir kurz vor Weihnachten dann starten wollten, wurde Simon leider krank und wir mussten unser Vorhaben vorerst verschieben. Da wir die Tour unbedingt im Winter klettern wollten, hofften wir auf gutes Wetter im März. Nach der langen Schönwetterperiode im Jänner dachten wir uns: Jetzt oder nie! Die Motivation war da, nur zeitlich war es etwas knapp, sollte sich jedoch in zwei Tagen ausgehen (Simon musste am Montag zurück im Labor sein!).
So fuhren wir am Samstag in der Früh nach Grindelwald und mit dem Zug gegen Mittag zur Station Eigergletscher. Anschließend querten wir mit Skiern unter die Wand und biwakierten dort. Noch am Vortag spurten wir zum Einstieg. Es war nicht kalt, die Bedingungen schienen gut zu sein und am Wichtigsten: Wir waren ganz alleine am Fuße dieser eindrücklichen Wand!
Am Sonntag um 6.00 Uhr verließen wir unser Zelt und stiegen gegen 7.00 in die Wand ein. Der Einstieg hatte es gleich ordentlich in sich, Simon stieg die am Anfang leicht überhängende Drytooling Länge vor und sicherte mich nach. Anschließend ging es seilfrei über Schnee, Eis und Fels weiter, bis wir zur nächsten schwierigen Felsstufe kamen und wir wieder das Seil benötigten. Die Felsstufen mussten wir meistens ohne Handschuhe klettern, nicht schwerer als im 5. vielleicht auch kurz im unteren 6. Grad, doch der kalte Fels ließ die Finger taub werden. Absicherung war wegen des abwärts geschichteten Felses kaum möglich. Hin und wieder jedoch fanden wir einen alten Haken. Das Gelände zwischen den Felsbändern gingen wir seilfrei, sichern war nicht wirklich möglich, außerdem würde es ohnehin zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Es war zwar nie wirklich schwer aber durchaus ernst, mit losem Schnee auf abschüssigen Platten. Nach zwei weiteren schwierigen Felsaufschwüngen, die wir noch einmal "sicherten", führte die Route nach links in die „Lauper“. Einige luftige Quergänge brachten uns schließlich in die Nordostwand, welche wir um 13.30 erreichten. Der Schnee war knietief und die Spurerei echt mühsam, dann aber wurde es blank und unsere Waden brannten ordentlich! Das Ambiente und die Stimmung waren jedoch einmalig. Die letzten Meter zogen sich allerdings ordentlich und so erreichten wir erst mit den letzten Sonnenstrahlen (nach 10h abwechslungsreicher Kletterei) den Eigergipfel!
Da wir undbedingt noch bei Tageslicht bis zum Serac kommen wollten und es obendrein recht windig wurde, stiegen wir zügig ab. Unsere Füße wollten nicht mehr und in der Dunkelheit zog sich alles noch ewig dahin. Nun waren wir wirklich müde! Um kurz nach 20.00 Uhr erreichten wir endlich unser Zelt. Nur noch schnell alles zusammenpacken, kurz Schnee schmelzen um einen Schluck zu trinken und dann ging es mit Skiern zurück nach Grindelwald (war mit dem schweren Rucksack aber noch einmal richtig anstrengend!)
Die Heimfahrt in der Nacht war fast gleich hart wie die Tour selbst: um 03.30 nachts kamen wir in Innsbruck an. Alles in Allem eine überaus gelungene Tour!
Text: Philipp Brugger
Routeninfos: Eiger Nordpfeiler
Erstbegehung: Reinhold und Günther Messner, Toni Hiebeler und Fritz Maschke 1968
1. Winterbegehung: Norbert Joos und Gef. 1.1.1983
Schwierigkeit: M6+, V+, 60°
Wandhöhe: rd. 1800 m
Material: Eisausrüstung, Cams 0,3-1, 3 Eisschrauben und ein 50 m Seil