Einer der ganz großen und kritischen österreichischen Bergsteiger ist bei einer Skitour in Georgien verunglückt
"Altspecht" Edi Koblmüller ist bei einem tragischen Unglück zusammen mit einer Reiseteilnehmerin einer Skitourengruppe der Bergspechte tödlich verunglückt.
Die beiden Verunglückten wurden am 16.4.2015 nachmittags im Eis des 5047 m hohen Kasbek in Georgien tot aufgefunden und anschließend mit einem Helikopter geborgen. Nach Informationen aus der Gruppe vor Ort gerieten Edi Koblmüller und die Teilnehmerin in einen Blizzard.
Edi Koblmüller, der die Gruppe als Bergführer leitete, gehörte zu den bekanntesten und erfahrensten Bergsteigern Österreichs – mit 6 Achttausender Besteigungen und vielen Erstbegehungen gilt er als großer Berg-Pionier seiner Zeit. Er hat sechs 8.000er, sieben 7.000er und ca. vierzig 6.000er bestiegen und unzählige Erstbegehungen in Fels und Eis, österreichweit und international gemacht.
Edi Koblmüller ist auch einer der Wegbereiter des Eiskletterns in Österreich und seine Routennamen wie „Adrenalin“, „RussischesRoulett“, „Mordor“, „Weißer Hai“ dokumentieren sehr gut, wie man sich mit der damaligen Ausrüstung gefühlt haben muss.
Bergsteigerische Höhepunkte von Edi
· K6 (7281) 1970, Erstbesteigung, Karakorum mit G.Haberl, Christian v. d. Hecken und Gerd Pressl
· Cho Oyu (8201 m) 1978, Erstbegehung Südostwand im Alpinstil
· Nanga Parbat (8125 m) 1983, Rupalflanke in Zweierseilschaft
· Batura I (7785 m) 1983, Erstbegehung der Südwand, Karakorum
· Diran (7266 m) 1985, Erstbegehung Nordpfeiler, Karakorum
· Rakaposhi Ost (7010 m) 1985, Erstbegehung Nordpfeiler, Karakorum
· K2 (8611 m) 1989, Versuch einer neuen Route in der Ostwand, bis 7200 m
· Dhaulagiri (8167 m) 1996, zusammen mit Sohn Michael Koblmüller am Gipfel
· Mordor (300 m, WI5), Anlauftal, Gasteni, Erstbegehung
· Muztagata (7546 m) 1997, Skibesteigung, Kun Lun-Gebirge, China
· Shisha Pangma (8013 m) 1998
· Broad Peak (8047 m) 1999, mit Sohn Reinhard Koblmüller am Gipfel
Sein bisher letzter Achttausender war der 8047 Meter hohe Broad Peak in Pakistan. Als er im Sommer 1999 mit seinem Sohn Reinhard am Gipfel stand, ahnte er noch nicht, dass sich gleichzeitig eine Tragödie ereignet hatte: Der ältere Sohn Michael war ebenfalls als Expeditionsleiter im Karakorum unterwegs; der damals 24-jährige wurde am 7266 Meter hohen Diran von einer Lawine in den Tod gerissen. Im Juli 2003 dann der nächste Schicksalsschlag: Bei einem Kletterunfall auf der Rudolfshütte verunglückt seine Frau Liesi vor seinen Augen tödlich. Die beiden waren über 30 Jahre lang verheiratet.
Ein Wagnis ging er auch 1978 ein, als er seinen pragmatisierten Beamtenjob („Regierungsforstoberkommissär“) bei der Oberösterreichischen Landesregierung hingeschmissen und die Alpinschule „Die Bergspechte“ gegründet hatte. Die Idee, den Specht zum Wappentier zu erwählen, habe er damals übrigens von einem Konservenglas in Italien „abgekupfert“, erzählt Koblmüller, der sich inzwischen ganz nebenbei auch als kritischer Alpin-Publizist in diversen Fachmedien einen Namen gemacht hat.
Zu seinem 60er sage Edi auf die Frage, ob man nach zwei so schweren persönlichen Katastrophen noch immer in die Berge gehen kann? „Ja“, er gehe nach wie vor sehr gerne in die Berge, „wenn auch manchmal trauriger und nachdenklicher“. In diesen hat er nun viel zu früh auch seine letzte Ruhe gefunden.
Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden der beiden Verunglückten!
Ein schönes Interview mit Edi findet ihr als PDF hier