Indian Creek (c) Gerhard Schaar / www.rockstore.at
16 November 2020

Drei Kletter-Klassiker der USA für deine Klettereise

Von den Big Walls im Vally, den Fingerissen im Indian Creek und den Bolts in den Smith Rocks mit praktischen Tipps für deinen Klettertrip in die USA

Da die Vereinigten Staaten flächenmäßig fast so groß wie Europa sind und insbesondere an der Westküste unzählige gute Klettergebiete haben, muss man sich entscheiden. Wir stellen hier die drei Top-Destinationen, Yosemite-Vally, Indian Creek und die Smith Rocks etwas genauer vor. 

Klettern im Yosemite-Valley

Das Yosemite-Valley mit seinen riesigen Granitwänden liegt im gleichnamigen Nationalpark rund 300 km östlich von San Francisco. Es gilt als die Wiege des Freikletterns und hat auf Kletterer aller Länder eine magische Anziehungskraft. Dort gelang Ron Kauk bereits 1977 die Route „Separate Reality“ (5.11c) frei, d.h. ohne sich an Haken hochzuziehen. Ray Jardine gelang die Route „Phoenix“ am Cascade Cliff (5.13), wobei er zur Sicherung ein von ihm und seinem Kletterpartner John Lakey entwickeltes mobiles Sicherungsgerät, den sogenannten Friend, verwendete. Auch im Bouldern wurde im Valley Klettergeschichte geschrieben und wieder war es Ron Kauk, der 1978 das Boulderproblem „Midnight Lightning“ (V8) erstbegehen konnte.

Das Valley wird durch die bis zu 1000 Meter hohen Granitfluchten von Half Dome und El Capitan geprägt. An letzteren zieht auch die vielleicht berühmteste Kletterroute der Welt - "The Nose“ hinauf. Sie wurde 1958 von Warren J. Harding und Co erstbegangen und 1994 erstmals von der US Amerikanerin Lynn Hill rotpunkt geklettert. Der Speed Rekord für die 1000 Meter (6, A2) liegt bei unter 2:30 h, der klassische Kletterer nimmt sich dafür aber nach wie vor 2-3 Tage Zeit und genießt das Leben in der Wand.

Rechts neben der weltberühmten Kante am El Capitan findet man auch die derzeit schwerste Freikletter-Big-Wall-Route der USA und der Welt „Dawn Wall“, 32 Seillängen, 9a. Sie wurde von Tommy Caldwall und Kevin Jorgeson in 19 Tagen 2014 erstbegangen und zwei Jahre Später vom tschechischen Kletterwunderkind Adam Ondra in nur 8 Tagen wiederholt.

Generell sind die Routen im Yosemite-Valley großteils selber abzusichern und haben ein alpines Flair. Gewohnt wird im Yosemite im legendären Kletter Camp 4, wobei man sich vorher anmelden muss. Beste Zeit zum Klettern im Valley ist Frühjahr und Herbst. Mehr zur Einreise ins Valley siehe untern!



Indian Creek – das Risskletter-Paradies 

Indian Creek ist das vielleicht berühmteste Rissklettergebiet der Welt und definitiv eine der ersten Adressen fürs Trad-Klettern. Indian Creek liegt im Süden von Moab im Staat Utah und wird am besten von Denver oder Salt Lake City mit einem Leihwagen erreicht, wobei man sich ein geländegängiges Auto mieten sollte, um die Felsen gut erreichen zu können. Bei den roten Felsen angekommen warten hunderte Risse in allen Längen und Arten. Man klettert an Fingerrissen, Faustrissen oder Offwith Rissen. Neben dem Riss ist der rote Fels glatt, so das man auch seine Schuhe fast nur im Riss platzieren kann.  

Im Indien Creek campen die meisten Kletter entweder auf dem Super Bowl oder dem Creek Pasture Campground. Von dort geht es dann mit dem Auto in die einzelnen Gebiete. Nachdem auch dort alles selber abgesichert werden muss, empfiehlt es sich, so viele Cams wie möglich dabei zu haben. Ein 80 Meter Seil, bequeme (Riss-)Kletterschuhe und insbesondere Mengen von Tape oder Risskletterhandschuhe dürfen auch nicht fehlen. Beste Zeit für das Klettern im Indian Creek sind auch Frühjahr und Herbst.

Einen schönen Bericht über das Rissklettern im Indian Creek mit vielen nützlichen Infos findet ihr auch hier



To bolt or not to be – Smith Rocks

Die in Oregon rund drei Autostunden südöstlich von Portland gelegenen Smith Rocks gelten als eines besten Sportklettergbiete in den USA. Auch dort wurde Klettergeschichte geschrieben, 1986 eröffnete der Franzose JB Tribout die erste 8b+-Tour der USA und gab ihr den treffenden Namen „To bolt or not to be“. Er kritisierte damit die in den USA damals noch weit verbreitete Ethik, eine Tour nur von unten oder gar nicht einzubohren, was dazu führte, dass schwierigste Routen in den Staaten nicht erschlossen wurden.

Dies hat sich inzwischen geändert und nicht zuletzt auch Dank Allen Watts gibt es in den Smith Rocks rund 1800 Routen, von denen aber nur knapp 40% mit Bolts ausgestattet sind. Die Hakenabstände sind stellenweise aber etwas weiter und der erste Bolt steckt auch oft in schwindelerregender Höhe, weshalb ein langer Clip Stick zur Grundausrüstung in den Smith Rock zählt. Am stellenweise auch weichen vulkanischen Tuffgestein dominiert senkrechte bis leicht überhängende Wandkletterei.

Es gibt im Park einen Campground von dem aus man die ersten Sektoren in wenigen Minuten erreichen kann. Beste Zeit zum Kletter auch hier Herbst und Frühjahr.

Praktische Reisetipps für die Kletterreise in die USA

Eine Kletterreise in die USA will gut geplant sein, das Land ist riesig und die Klettergebiete liegen zum Teil sehr weit auseinander. Zuerst solle man vor der Einreise einen günstigen Flug in eine der Metropolen an der Westküste buchen und dann mit einem Mietwagen weiterreisen. Anders als in Europa, wo man gut auch mit dem Zug von A nach B kommt, ist es in den USA deutlich einfacher, Kletterziele mit dem Auto zu erreichen.

Brauche ich für die Einreise in die USA ein Visum oder ESTA? Nur die die kostenpflichtige Online-Registrierung (ESTA) ist verpflichtend. Das ESTA gilt zwei Jahre, ist kostenpflichtig und muss vor der Einreise beantragt werden – am besten mit ausreichenden zeitlichen Vorlauf, denn ohne ESTA gibt es keine Einreise. Wer beim Ausfüllen des ESTA Formular Fragen hat, unsicher ist oder eilig hat, kann auch bei einer der einschlägigen E-Visum-Plattformen das ESTA online beantragen.

Für das Klettern im Yosemite Nationalpark muss man wie in den meisten Nationalparks Eintritt bezahlen. Für das Übernachten stehen 13 Campgrounds zur Verfügung, manche muss man reservieren, bei machen insbes. auch bei dem unter Kletterern populären Camp 4 gilt das first-come, first-serve Prinzip. Man darf pro Jahr max. 30, in der Hochsaison max. 14 Tage campen. Wildes Campen ist verboten, wird streng kontrolliert und bestraft! Für mehrtägige Big-Wall Klettereien im Valley braucht man seit 2021 auch ein eigenes Permit.