Der Pic Saint Loup ist ein berühmter Berg in Südfrankreich in der Nähe von Montpellier. Das Klettergebiet befindet sich hoch oben am Berg an der Nordwand. Die Felsqualität dieses Sektors gehört zu den besten, die ich je gesehen habe, und die Routen sind extrem cool.
Beyond war ein neues Projekt, das Fedric Ferraro, der ebenfalls hier in der Nähe wohnt, vor drei Jahren eingebohrt hat. Diese Route befindet sich im überhängendsten Bereich des Sektors.
Da es im oberen Teil der Route nicht viele Griffe gab, setzte Fedric einen ersten Bohrhaken auf halber Höhe der Linie. Damals war er nicht sicher, ob dieser zweite Teil überhaupt kletterbar ist oder nicht.
Eine neue Herausforderung an meinem Heimatfels
In den letzten Jahren gab es hier, rund um mein Zuhause, nicht besonders viele schwere Projekte für mich. Also war ich immer unterwegs auf Reisen, um das nächste Ziel meiner Kletterkarriere in Angriff zu nehmen.
Als ich von diesem Projekt erfuhr, freute ich mich wie ein Kind über ein neues Spielzeug. Ich konnte es kaum erwarten, die Route zu klettern und herauszufinden, ob sie mich auf ein neues Level bringen könnte.
Diese Geschichte begann im Frühling 2019, als ich auf der Suche nach neuen Projekten rund um mein Zuhause war.
Fedric Ferraro erzählte mir von Beyond und ich war begeistert, dass es dort oben eine neue Route gab. Da ich bereits alle anderen Routen in dem Sektor geklettert war, war ich schon eine Weile nicht mehr dort gewesen. Eine neue Route bedeutete also, dass ich wieder mehr Zeit dort oben verbringen und mich einer neuen Herausforderung stellen würde.
In jenem Frühjahr, bevor ich nach Norwegen fuhr, um Move (5.15b) zu versuchen, begann ich, diese 50-Meter-Route namens Beyond zu projektieren.
Die Route besteht aus zwei Teilen: eine 9a+ gefolgt von einem 8a+ Boulderproblem. Die Züge sind beeindruckend und spektakulär – Sprünge, Drop-Knees, ausgeprägte Strukturen, Löcher, Leisten... alle Zutaten für ein perfektes Projekt.
Die Route besteht aus zwei Teilen: eine 9a+ gefolgt von einem 8a+ Boulderproblem. Die Züge sind beeindruckend und spektakulär – Sprünge, Drop-Knees, ausgeprägte Strukturen, Löcher, Leisten... alle Zutaten für ein perfektes Projekt.
Leider konnte ich das Problem im zweiten Teil der Route nicht lösen. Ich konnte die Einzelzüge einfach nicht miteinander verbinden...
Ich fuhr nach Norwegen, um Move zu klettern.
Danach folgten andere Projekte, von Spanien bis Albanien, und ich kehrte zunächst nicht mehr zu Beyond zurück.
Im Frühjahr 2020 hatte ich eine Reise nach Kalifornien geplant, um mich an Jumbo Love (5.15b) zu versuchen. Doch dann kam die COVID-Pandemie und der Lockdown, also ich blieb zu Hause und trainierte, so gut ich konnte.
Ich hatte Zeit darüber nachzudenken, worauf ich mich nach dem Lockdown fokussieren sollte. Was würde mich am meisten motivieren? Ehrlich gesagt wollte ich diesem Moment einfach nur irgendetwas klettern.
Gegen Ende des Lockdowns bekamen wir die Genehmigung, in der Umgebung unseres Hauses (max. 100 km) zu klettern. Natürlich dachte ich sofort an Beyond. Das war der Moment.
Super motiviert beschäftigte ich mich mehrere Tage mit dem Projekt, konnte jedoch immer noch keine Lösung für den zweiten Teil finden... GRRR ...
Erneut gab ich auf und fuhr nach Céüse, um Biographie (5.15a) zu klettern. Anschließend verbrachte ich den Sommer im Verdon, wo ich an einem anderen schweren Projekt arbeitete.
Im Herbst kehrte ich nach Hause zurück, entschlossener denn je, Beyond zu klettern. Ich wollte mich erneut und dieses Mal noch ernsthafter mit der Route befassen. Ich wusste, dass ich durch meine Zeit im Verdon in großartiger Form war und wollte das ausnutzen.
Nach zwei Wochen und etlichen Versuchen in Beyond Integral konnte ich endlich die verschiedenen Kletterstellen im zweiten Teil der Route miteinander verbinden. Nach einer weiteren Trainingswoche gelang es mir, Beyond erfolgreich im Durchstieg zu klettern.
Eine unerwartete Erfahrung
Diese Erfahrung war für mich etwas Besonderes. Anfangs dachte ich, es wäre nicht möglich, dieses Gefühl von Abenteuer zu spüren, das man an neuen Orten weit weg von zu Hause bekommt.
Aber dann bin ich so tief in das Projekt eingetaucht, dass ich das Abenteuer auch hier in meiner Heimat in vollen Zügen genießen konnte. Manchmal war es sogar intensiver, als bei vielen der großen Kletterreisen, die ich bisher unternommen hatte. Ich entdeckte den Sektor Pic Saint Loup ganz neu, als ob ich noch nie an diesem Fels gewesen wäre. Jeden Tag genoss ich den Weg zum Gipfel. Ich kletterte die alten Aufwärmrouten und begann sogar, neue Linien und Möglichkeiten für neue Sektoren zu visualisieren.
Durch diese Erfahrung habe ich viel gelernt – es gibt immer etwas neues zu entdecken, selbst wenn man einen Ort gut kennt. Es gibt immer ein weiteres Abenteuer zu erleben. Manchmal brauchst du einfach nur eine neue Perspektive.
Black Diamond-Athlet Seb Bouin