Was sind Bettwanzen?
Mitte September 2017 wurde in diversen Medien von Wanzenplagen in Berghütten berichtet. Konkret sind Bettwanzen (Cimex lectularius) gemeint, die sich darauf spezialisiert haben, in den Schlafplätzen von Menschen zu leben und sich von deren Blut zu ernähren. Der Stich von Bettwanzen verursacht bei den meisten Menschen einen für länger als eine Woche andauernden sehr starken Juckreiz, der meist erst etwa zwei Tage nach dem Stich seinen Höhepunkt erreicht und dann sehr langsam abklingt. Bei empfindlichen Menschen kann es zum Nässen der Stichstellen, zu großflächigen Hautentzündungen und sogar zu Sehstörungen kommen. Glücklicherweise übertragen Bettwanzen keine Krankheiten.
Wie kommen die Bettwanzen in Berghütten?
Bettwanzen "reisen" meist im Gepäck und in der Bekleidung von Menschen von einem "Bett" zum anderen. Aufgrund zunehmender Resistenzen der Bettwanzen gegen Bekämpfungsmittel einerseits und dem Verbot wirksamer, aber für den Menschen gefährlicher Mittel andererseits, sowie der zunehmenden Reiselust der Menschen haben sich Bettwanzen in den letzten Jahren weltweit massiv ausgebreitet. Da bereits eine einzige befruchtete Bettwanze reicht, um eine ganze Population zu gründen und somit ein Gebäude zu befallen, ist es nicht verwunderlich, dass auch alpine Schutzhütten von dem Problem "Bettwanzen" betroffen sind.
Wenn nun ein Raum befallen ist, besteht eine hohe Chance, dass sich einzelne Bettwanzen im Gepäck verstecken und so zur nächsten Unterkunft mitgenommen werden und diese wiederum befallen. Da Bettwanzen nicht jede Nacht beißen, sondern zwischend den Blutmahlzeiten oft zwei Wochen vergehen können, merkt man einen Bettwanzenbefall oft nicht gleich. Da außerdem nicht jeder Mensch auf die Bisse reagiert, bzw. nicht weiß, woher die juckenden Einstichstellen kommen, bekommt der Hüttenwirt möglicherweise gar nicht gleich mit, dass seine Hütte befallen ist. Selbst eine tägliche gründliche Reinigung ist wirkungslos, denn Bettwanzen verstecken sich sehr gut und sind durch "normales" Putzen wie Staubsaugen usw. nicht zu entfernen. Auf mangelnde Hygiene ist ein Bettwanzenbefall somit nicht zurückzuführen.
Wie schütze ich mich vor Bettwanzen?
Gleich vorweg: Einen hundertprozentigen Schutz vor Bettwanzen gibt es nicht! Man kann aber mehrere Maßnahmen ergreifen, um das Risiko gebissen zu werden bzw. die Wanzen gar in die eigenen vier Wände zu bringen, zu minimieren:
- Matratze prüfen: Bettwanzen nisten gerne in Falten, Nähten und Reißverschlüssen von Matratzen. Dort hinterlassen sie außerdem Kotspuren (schwarze, max. 1 mm große Punkte) und Häutungsreste. Bettwanzen sind braun, ca. 1 - 9 mm lang und besitzen einen ovalen, vor der Nahrungsaufnahme flachen Körper.
- Rucksack: Den Rucksack im Lager immer gut verschließen und nicht in der Nähe der Matratzen abstellen. Denn Bettwanzen bevorzugen die Nähe zum Wirt und entfernen sich nicht weit von ihrem nächtlichen Opfer.
- Hüttenschlafsack: Immer einen Hüttenschlafsack verwenden, am besten ein Modell mit integrierter Insektenschutzimprägnierung.
- Teebaumöl: Teebaumöl wird im Internet oft als "Hausmittel" empfohlen. Laut Schädlingsbekämpfern ist es aber wirkungslos gegen Bettwanzen. Der schon öfters von Bettwanzen heimgesuchte Autor dieses Artikels reibt "kritische Stellen" mit dünner Haut (Hals, Ohren, Hände, Füße, Rist) seit 2015 trotzdem damit ein und wurde seit damals an diesen Stellen nicht mehr gestochen. Die Wirksamkeit ist damit aber natürlich nicht bewiesen. Weiters warnen Mediziner davor, ätherische Öle unverdünnt auf die Haut aufzutragen.
Wie verhindere ich, dass ich Bettwanzen mit nach Hause nehme?
Ist man von Bettwanzen gebissen worden oder hat man zumindest den Verdacht, muss man unbedingt Maßnahmen ergreifen, um eventuell im Gepäck befindliche Bettwanzen nicht zu Hause einzuschleppen. Damit man die Wirkungsweise der nachfolgenden Methoden versteht, muss man wissen, dass Bettwanzen zwar sehr widerstandsfähig sind und monatelang ohne Nahrung auskommen können, sehr hohe (ab 55 °C) und sehr tiefe Temperaturen aber nicht lange überleben können.
- Hitzebehandlung: Man packt das Gepäck und die gesamte Bekleidung in einen schwarzen Müllsack, verschließt diesen gut und lässt ihn mindestens einen Tag lang in der prallen Sonne liegen. Auch das in der Sonne geparkte Auto kann als "Wanzensauna" dienlich sein. Beide Methoden funktionieren natürlich nur bei entsprechend hohen Temperaturen und daher vorzugsweise im Sommer. Bekleidung und kleinere Gegenstände kann man auch in den Wäschetrockener geben und ein passendes Trocknungsprogramm laufen lassen. Wer zu Hause eine Sauna hat, hat es besonders leicht. Sauna ordentlich einheizen und das Gepäck auf einer hohen Liege platzieren. Es ist aber natürlich unbedingt darauf zu achten, dass die behandelten Gegenstände die erreichten Temperaturen vertragen. Außerdem muss die Hitze lange genug einwirken können, damit es auch im Inneren des Rucksacks mindestens 55 °C bekommt. Denn Bettwanzen versuchen vor der Hitze zu flüchten. Für den Weg durch die Wohnung zum Wäschetrockner bzw. in die Sauna sollten die Gegenstände bereits im Freien in Plastiksäcke verpackt werden. Das betrifft auch die Kleidung.
- Kältebehandlung: Nicht jeder Gegenstand verträgt Hitze. In diesem Fall hilft eine Kältebehandlung. Wer eine Tiefkühltruhe oder einen großen Gefrierschrank hat, kann das Gepäck einfrieren. Eine Nacht (oder besser gleich zwei) bei -20 °C verträgt keine Bettwanze. In kalten Wintern kann man die befallenen Gegenstände auch mehrere Nächte witterungsgeschützt im Freien liegen lassen. Je höher die Temperaturen, desto länger dauert eine erfolgreiche Behandlung.
Hilfe, meine Wohnung ist befallen! Wie werde ich die Bettwanzen wieder los?
In diesem Fall hilft meist nur eine professionielle Behandlung durch einen Schädlingsbekämpfer. Diverse Tipps im Internet führen meist nur zu einer vorübergehenden Reduktion der Bettwanzenpopulation. Alle Wanzen lassen sich meist nicht erfolgreich bekämpfen. Und es reicht ein befruchtetes Tier, um eine neue Wanzenpopulation zu gründen. Schädlingsbekämpfer wenden in der Regel eine der nachfolgenden Methoden an:
- Begasung: Für die Begasung wird der befallene Raum luftdicht verschlossen bzw. bei Holzgebäuden meist das gesamte Bauwerk in eine gasdichte Zelthülle eingepackt. Das verwendete Gas ist für Bettwanzen tödlich und verflüchtigt sich nach abgeschlossener Behandlung durch Lüften rückstandsfrei. Diese Methode wurde 2017 beispielsweise bei der Falkenhütte im Karwendel und bei der Vorderkaiserfeldenhütte im Kaisergebirge angewandt.
- Hitzebehandlung: Hierfür wird der befallene Raum mit Spezialheizgeräten auf über 55 °C erhitzt. Bei Holzgebäuden (wie es Berghütten meistens sind) funktioniert diese Methode weniger gut, da im Holz viele Ritzen sind, die den Wanzen eine Flucht vor der Hitze ermöglichen können.
- Durchfrieren: Die Methode funktioniert nur bei Gebäuden, die im Winter nicht beheizt werden und nur in entsprechend kalten Gegenden. Beispielsweise blieb das August-Schuster-Haus in den Ammergauer Alpen im Winter 2016/17 geschlossen, um die Hütte nach einem Bettwanzenbefall komplett durchfrieren zu lassen.
Webtipps:
Wikipedia - Bettwanze
Wirtschaftskammer Österreich - Schädlingsbekämpfer