Sicherheit hat beim Bergwandern oberste Priorität. Doch sicher unterwegs sein hat viele Aspekte. Umsicht, Voraussicht und Kondition sind gefragt. Erst ihr Zusammenspiel bietet eine gute Basis, um erfolgreich zum Gipfel und wieder ins Tal zu gelangen. Mangelnde Vorbereitung, Leichtsinn und gesundheitliche Probleme dagegen führen viel zu oft dazu, dass Rettungseinsätze stattfinden müssen. Die Gefahr, selbst Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen, lässt sich jedoch minimieren. Die Grundlagen am Berg gelten für alle Altersgruppen gleichermaßen. Senioren sind gut beraten, wenn sie zusätzliche Gesundheitstipps beachten.
Trendsport Bergwandern - Freizeit für alle Altersgruppen
Die Bergwacht Bayern stellte in einem ihrer letzten Jahresrückblicke fest, dass nicht nur immer mehr Menschen Freude am Bergwandern gefunden haben. Das Altersspektrum hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend erweitert. Familien mit kleinen Kindern, Gelegenheitswanderer, die nur im Urlaub in den Bergen sind, geübte Berggänger und Leistungssportler teilen sich das Terrain. Auch Senioren sind häufig anzutreffen. Teils gehen sie seit ihrer Jugend in die Berge, teils haben sie den Freizeitsport für sich erst nach dem Austritt vom Arbeitsleben entdeckt.
Dementsprechend unterschiedlich fallen die Einsätze aus, die Bergwacht und Rettung zu absolvieren haben. Laut Jahresrückblick handelt es sich jedoch überwiegend um typische Sportverletzungen oder internistische Notfälle. Der Deutsche Alpenverein weiß zu berichten, dass allerdings die Einsätze zur Rettung unverletzter, hilfsbedürftiger oder blockierter Menschen zugenommen haben.
Unfallursachen beim Bergwandern - zwischen Stolpern und Sturz
Zum Glück endet längst nicht jeder Unfall in den Bergen auf der Intensivstation. Oft sind es zwar schmerzhafte, aber folgenlos abheilende Verletzungen wie Zerrungen, Bänderrisse und Schürfwunden. Bei den tödlichen Bergunfällen treten drei Arten besonders häufig auf:
1. Herz-Kreislauf-Versagen
2. Stolpern, Ausgleiten und Stürze
3. Abstürze
Der plötzliche Herztod ist die häufigste Ursache bei den Todesfällen, die nicht aufgrund einer vorher erlittenen Verletzung eintreten. Etwa ein Drittel aller Bergtoten sind ihm geschuldet. Ursachen sind mangelndes Training, aber auch schon länger bekannte Gesundheitsprobleme wie zum Beispiel die Erkrankungen des metabolischen Syndroms. Hier sind die Betroffenen meist der älteren Personengruppe zuzurechnen, denn ihr Risiko erhöht sich mit zunehmendem Alter. Wer als Senior nur im Urlaub in die Berge geht, verlegt den jährlichen Hausarzt-Check am besten vor. Auf diese Weise können bislang nicht bemerkte Risikofaktoren ausgeschlossen oder zumindest minimiert werden.
Aus Stolpern und Ausgleiten wird schnell ein Sturz. Oft reichen wenige Sekunden Unaufmerksamkeit, wie etwa der Blick nach Gämse oder Steinbock. Bei längeren Touren lässt zudem die Konzentration nach, umso mehr, wenn auch die Kondition langsam zu Ende geht. Kein Wunder also, dass diese Unfallursachen statistisch am häufigsten beim Abstieg verzeichnet sind. Dazu kommt, dass beim Bergabgehen generell die Gefahr erhöht ist, den Tritt nicht richtig zu fassen und auszurutschen. Dabei muss das Gelände nicht einmal besonders schwierig sein. Eine Stelle mit nassem Lehmboden, ein feuchter Stein, eine Wurzel - und schon ist das Malheur passiert, mal mit simplen, mal mit fatalen Auswirkungen.
Der Absturz dagegen erfolgt in der Regel in einem schwierigen Steilgelände. Wege ohne Markierung, ausgesetzte Stellen, bröckeliger Fels, aber ebenso Konzentrations- und Konditionsschwächen sind die Ursachen, wenn Menschen dort tödlich verunglücken. Auch ein Wetterumschwung mit plötzlicher Einschränkung der Sicht, mit Schnee und Hagel, zieht oftmals Stürze und Abstürze nach sich. Hinzu gesellt sich dann noch die Kälte, ein weiterer Faktor, der das Leistungsvermögen der Bergsteiger und Kletterer so stark beeinflussen kann, dass es zum Absturz kommt. Die Bergwacht rät deshalb dringend, sie lieber zu früh als zu spät zu Hilfe zu rufen. An Ort und Stelle ausharren, bis der Rettungstrupp eintrifft, ist die bessere Wahl, als sich zu versteigen oder gar abzustürzen.
Leichtsinn vermeiden - Bergunfälle und Altersgruppen
Dass Bergwandern für alle Altersgruppen ein Risiko bergen kann, sieht man an der von der Bergwacht Bayern erhobenen Statistik für das Jahr 2020. Hier sind die Verunfallten in vier Altersgruppen eingeteilt. Was allerdings im Bericht nicht auftaucht, ist die jeweils prozentuale Beteiligung an der Gesamtzahl der Berggänger. Die Gruppe der über 60-Jährigen ist mit 18 - 20 Prozent an den Unfällen beteiligt. Auf die anderen drei Gruppen verteilen sich die Zahlen in etwa gleich, sie liegen zwischen 25 und 31 Prozent. Lediglich eine leichte Zunahme war 2020 in der Gruppe der 20 - 40-Jährigen festzustellen. Dies mag auf veränderte Freizeitgewohnheiten seit 2020 zurückzuführen sein, die viele noch Unerfahrene dazu brachte, Freizeit und Urlaub im eigenen Land, und hier in den Bergen, zu verbringen. Gesellen sich zum ungewohnten Sport Leichtsinn, Alkohol und unangepasste Ausrüstung wie Turnschuhe oder Flipflops dazu, ist der Notfall vorprogrammiert. Auch Fehleinschätzungen der eigenen Leistung sind typisch für diese Altersgruppe.
Bergwandern - Planung ist der halbe Weg
Moderne Apps zur Tourenplanung haben den traditionellen Karten vieles voraus: Höhenmeter, Streckenlänge, Wegbeschaffenheit und Einkehrmöglichkeiten lassen sich mit wenigen Klicks feststellen. Der so erstellte Tourenplan kann offline abgerufen werden, ein Vorteil, da in den Bergen keineswegs immer mit gutem Empfang zu rechnen ist. Gut beraten ist, wer den schwierigeren Weg für den Aufstieg wählt und auf der einfacheren und gefahrlosen Route wieder absteigt. Auf gut ausgetretenen Pfaden oder gar Forstwegen macht es weniger aus, wenn sich die Müdigkeit in Beine und Kopf schleicht.
Weniger Geübte können ihren Bewegungsapparat schonen, indem sie Stöcke zu Hilfe nehmen. Es ist keineswegs ein Zeichen von Schwäche, wenn man für den Weg ins Tal den Lift wählt. Allemal besser als durch nachlassende Kraft und Müdigkeit zu verunfallen und dann im Alltag auf Hilfsmittel angewiesen zu sein.
Hilfreich ist zudem, die von der App errechnete Zeit für die Tour mit der eigenen zu vergleichen. Nach ein paar Wanderungen weiß man, ob man innerhalb dieser Zeit bleibt. Damit hat man die Möglichkeit, Start und Pausen so zu planen, dass man rechtzeitig wieder im Tal - oder bei der Übernachtungsmöglichkeit am Berg - ist. Wer dann noch etwas Spielraum einkalkuliert für den Fall, dass trotz App ein Weg nicht gefunden wird oder dieser nicht begehbar ist, ist auf der sicheren Seite.
Zur Planung gehört zwingend, sich den Wetterbericht intensiv anzusehen. Hier gibt es ebenfalls zuverlässige Apps, der Blick zum Himmel ergänzt die Vorhersage. Wer dann noch bei Freunden oder der Familie im Tal hinterlässt, wohin er sich aufmacht, wie lange er voraussichtlich unterwegs sein wird, an welchem Parkplatz er sein Auto abstellt oder welchem Bus er zum Startpunkt nimmt, hat viel für seine Sicherheit getan. So informiert können diese Personen die Bergwacht verständigen, falls ein Wanderer sich nicht wie versprochen wieder meldet.
Ausrüstung, - das muss ins Gepäck
An Regensachen und den Proviant denken die meisten Bergwanderer. Das Zwiebelprinzip, nämlich mehrere dünnere Kleidungsstücke übereinander zu tragen und bei Bedarf in den Rucksack zu packen, bewährt sich zu jeder Jahreszeit. Zum Handy kommt die Powerbank, nicht auf jeder Hütte besteht eine Lademöglichkeit. Ausreichend Wasser ist vor allem für ältere Personen wichtig. Sie dehydrieren schneller, ihr Kreislauf macht bei Wassermangel schneller schlapp. Müssen aufgrund Bluthochdrucks, Diabetes oder einer anderen chronischen Erkrankung Medikamente eingenommen werden, gehören die auf jeden Fall in die Erste-Hilfe-Tasche. Ebenfalls in die Verbandstasche müssen Allergiker- und Notfallausweis. Nicht fehlen darf die Rettungsdecke. Erfahrene Bergwanderer nehmen gern auch zwei mit, denn wer weiß, ob man sie unterwegs nicht zusätzlich für andere benötigt.
Auch Nahrungsergänzung hat beim Bergwandern ihren Vorteil. Fangen die ungeübten oder nicht mehr so starken Muskeln zu Zittern an, können Magnesium oder spezielle Mineralien für Sportler rasch für Abhilfe sorgen. Wer vorhat, sich unterwegs auf einer Hütte zu verpflegen, erkundigt sich am besten vor Tourenbeginn, ob sie geöffnet ist. Eine kleine Notration für alle Fälle wie Nüsse, Studentenfutter oder Powerriegel, für Diabetiker Traubenzucker, übersteht problemlos einen langen Wandertag, auch wenn man sie dann doch nicht braucht.