Inspiriert von den spektakulären Bildern, die Kurt Albert und Toni Arbones von ihrer Erstbeghung der Route „Antro.po.cene“ an der Tadrarate mitbrachten, reisten Ines Papert, Lisi Steurer aus Österreich und der Schweizer Partik Aufdenblatten von 1. bis 18. April 2013 nach Marokko, um in der Taghia Schlucht im Atlasgebirge eine neue Route zu eröffnen. Begleitet wurden sie dabei vom Fotografen Franz Walter und dem Kameramann Hans Hornberger.
Ines Papert: „Als ich die tollen Bilder von Kurt und Toni sah, entstand die Idee, im rechten Teil der Tadrarate Südwestwand eine neue Route zu eröffnen.“
Die Anreise erfolgte ab Marrakech in einer 6-stündigen Autofahrt über Azilal nach Zaouia. Von dieser Ortschaft am Ende der Bergstraße ging es in einem 2-stündigen Fußmarsch in Begleitung von Eseln in das 300-Seelendorf Taghia an der gleichnamigen Schlucht.
Ines Papert: „Das Dorf ist in aller Bescheidenheit auf Kletterer vorbereitet. Wir waren in einfachen Lehmhütten, so genannten Gîtes untergebracht. Landschaftlich ist Taghia und die dazugehörige Schlucht ein atemberaubender Platz. Ein Paradies für Kletterer, Trekker und Bergsteiger.“
Um die Tadrarate am Ende der Taghia Schlucht in einem weiteren 2-stündigen Anmarsch zu erreichen, folgten die Kletterer einem atemberaubend schönen Berbertrail, der ursprünglich angelegt wurde, um Ziegen durch die Schlucht zu leiten. Kurios: Am ersten Tag in der Schlucht trafen Ines und ihre Begleiter auf den Spanier Toni Arbones, den sie zuvor über zahlreiche Emails vergebens versucht hatten zu erreichen. Als sie ihm von ihrem Vorhaben erzählen, meint dieser trocken: „This will take you a long time!“
Während 10-tägiger harter Arbeit in der durchgehend überhängenden, strukturarmen Wand konnten die Kletterer Ihren Stil bewahren, indem sie in meist freier Kletterei „ground up“ die Route einbohrten. Die 3-er Konstellation machte ein tägliches Arbeiten in der Wand möglich. Da immer einer aus dem Team am Tragen war, während die anderen beiden die Arbeit in der Wand fortsetzten, war für regelmäßigen Nachschub von Essenvorräten und Klettermaterial gesorgt. Eine Höhle nahe der Wand wurde zu ihrem vorübergehenden Zuhause. Am 10. Tag setzten Ines und Lisi zum Gipfelsturm an. Sie erreichten nach den letzten 3 Seillängen das Gipfelplateau.
Für eine Rotpunktbegehung an einem Tag reichten weder Zeit noch Hornhaut aus. Was aber trotz eines kurzen, unerwarteten Wintereinbruchs gelang: Es konnte jede Seillänge nach teils weiten Stürzen und einigen Versuchen von jeweils einem Teammitglied frei geklettert werden. Die harten Seillängen gehen auf das Konto des starken Schweizers. Lisi und Ines unterstützten ihn dabei und stellten ihre eigenen Ambitionen in den Hintergrund. Dies spricht für ein gut harmonierendes Team.
Ines Papert: „Ich kann mir vorstellen, bald wieder nach Taghia zu reisen, um zu versuchen die Route komplett rotpunkt zu klettern. Sie ist mir eine Herzensangelegenheit, denn mit der Verwirklichung dieser Route konnte ein lang gehegter Traum in Erfüllung gehen. Allerdings ist sie durchgängig anspruchsvoll und fordert einen zu jeder Zeit heraus. Ein Grund: Patrik hat Bohrhakenabstände hinterlassen, die eine enorme Reichweite und eine starke Psyche fordern. Der Charakter der Kletterei ist abwechslungsreich, der Fels teils stark überhängend aber auch plattig und sehr rau. Lange runouts in allen Seillängen machen eine Begehung zu einem alpinen Abenteuer“.
Als Routenname wurde Azazar gewählt. Azazar ist der Name einer wunderschönen Pflanze, die im Atlasgebirge wächst. Probiert man jedoch Ihre saftig grünen Blätter, hinterlassen sie einen bitteren Nachgeschmack.
Das gesamte Team fühlte sich in der Gîtes von Youssef Riziki und seiner gastfreundlichen Familie sehr wohl. Sie waren von der gemütlichen Unterkunft, dem schmackhaften Essen, der zuverlässigen Organisation und der Unterstützung begeistert.
Ines Papert wird u.a. über die Kletterreise nach Marokko in Ihrem neuen Vortrag (ab Januar 2014) berichten.
Azazar
- Tadrarate SW
- 400m
- 8a, 9 SL, inkl. Standplatz wurden 80 Bohrhaken
Nachweise
Text: Johanna Stöckl
Photos: Film: Franz Walter und Hans Hornberger
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