Im Jahr 2018 sind in Österreich zwischen 1. Januar und 31. Dezember 268 Menschen im Alpinraum tödlich verunglückt. Wie aus der Alpinunfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit / BM.I Alpinpolizei hervorgeht, sind im Jahr 2018 22 Alpintote weniger als im Vorjahr (290) und im langjährigen Durchschnitt mit 292 Toten pro Jahr. „Diese Entwicklung ist erfreulich, zeigt aber auch, wie wichtig Präventionsarbeit im Bergsport ist. Die Alpinpolizei, Vereine, Verbände und das Kuratorium leisten hier hervorragende Arbeit. Jeder Todesfall ist einer zu viel, so Karl GABL der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit. Aus der Statistik lässt sich erkennen, dass der Tod am Berg männlich ist. Es verunglückten überdurchschnittlich viele Männer in den Bergen (85 Prozent). Im Jahr 2018 starben österreichweit 230 Männer und 38 Frauen am Berg.
Im Jahr 2018 sind 7.230 Verletzte in der Alpinunfalldatenbank zu verzeichnen. 777 Verletzte weniger als im Vorjahr 2017. Im 10-Jahresmittel liegt die Zahl der Verletzten bei 7.356.
Der Anteil der Unverletzten hat in den vergangenen 10 Jahren signifikant zugenommen und machte im Berichtsjahr mit 32 Prozent fast ein Drittel aller Notrufe aus. Alpine Notrufe werden nicht nur bei Unfällen mit Toten und Verletzten abgesetzt, sondern auch von unverletzten Personen, die sich in einer misslichen Lage befinden (sog. Blockierung). Dazu gehören Personen, die mit den Begebenheiten einer Tour und den Verhältnissen überfordert sind oder sich selbst überschätzt haben und in der Folge in eine alpine Notlage geraten sind.
Alpinpolizei und Bergrettung werden bei ihren Einsätzen im alpinen Gelände vor hohe technische Herausforderungen, aber auch physischen und psychischen Belastungen gestellt. Österreich befindet sich in der glücklichen Lage, dass es über ein hervorragend organisiertes Rettungs- und Notfallsystem verfügt.
Der Bundesländervergleich zeigt, dass Tirol, wie in den Vorjahren, Spitzenreiter bei den Alpintoten (101), Verletzten (3.275) und Unfällen (3.438) ist, gefolgt von der Steiermark mit 44 Toten und Salzburg mit 36 Toten. Vorarlberg hat trotz der niedrigeren Zahl an Toten (15) eine beachtliche Zahl an Verletzten (819) und Unfällen (835) zu verzeichnen, was vermutlich auf die Wintersportdisziplinen und die große Anzahl an Pistenunfällen zurückzuführen ist.
Bundesland | Tote | Verletzte | Unfälle | Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) |
k. A. | 0 | 15 | 18 | 22 |
Burgenland | 0 | 0 | 0 | 0 |
Kärnten | 33 | 402 | 468 | 647 |
Niederösterreich | 12 | 317 | 394 | 507 |
Oberösterreich | 27 | 516 | 569 | 768 |
Salzburg | 36 | 1.277 | 1.261 | 1.958 |
Steiermark | 44 | 607 | 671 | 936 |
Tirol | 101 | 3.275 | 3.438 | 4.955 |
Vorarlberg | 15 | 819 | 835 | 1.173 |
Wien | 0 | 2 | 2 | 4 |
GESAMT 2018 | 268 | 7.230 | 7.656 | 10.970 |
Betrachtet man die Verteilung der Unfalltoten in Österreichs Bergen nach Herkunft, so kommen beinahe alle Todesopfer aus dem europäischen Raum. Der Großteil der tödlich Verunglückten stammt, wie auch in den Jahren zuvor, aus Österreich (160 Tote, 60%), gefolgt vom Nachbarland Deutschland mit 61 Toten (23%). „Eine wirkungsvolle Aufklärungs- und Präventionsarbeit zur Ausübung des Alpinsports beginnt am besten bereits im Kindesalter. Schulsportwochen im Sommer und Winter sowie Tritt-Gehschulungen, Parcours (Biken, Laufen etc.) sowie Kurse bei alpinen Vereinen und Verbänden können hier ein Ansatz sein“, so Gabl.
Unfalltote nach Betätigung
Die Bergsportdisziplin mit den meisten Unfalltoten im Jahr 2018 ist Wandern/Bergsteigen (88 Tote; 35%), gefolgt von tödlichen Unfällen im gesicherten Skiraum (Piste/Skiroute, 30 Tote; 13%).
Ca. 29% der tödlich verunglückten Personen stirbt nicht beim Bergsport, sondern bei der Jagd und Forstarbeiten u. ä., mit Fahrzeugen auf Bergwegen oder durch Suizid im Gebirge.
Disziplin | Tote 2018 | Tote Mittel 10 Jahre | %Anteil Mittel 10 Jahre |
(SKI)TOUR | 17 | 20 | 7% |
EISKLETTERN | 2 | 1 | 0% |
Flugunfall | 4 | 9 | 3% |
Forstunfall u. ä. | 24 | 22 | 8% |
Höhlenunfälle | 2 | 1 | 0% |
Jagd | 5 | 6 | 2% |
Klettern | 19 | 16 | 6% |
Kombinierte Tour/Hochtour | 6 | 5 | 2% |
LANGLAUF | 1 | 2 | 1% |
LIFTUNFALL | 0 | 1 | 0% |
Mountainbiking | 9 | 5 | 2% |
PISTE/SKIROUTE | 30 | 37 | 13% |
RODLEN | 1 | 1 | 0% |
Sonstiges | 24 | 16 | 6% |
Straßenverkehr | 6 | 7 | 2% |
Suizid | 18 | 25 | 9% |
VARIANTEN | 12 | 11 | 4% |
Wandern/Bergsteigen | 88 | 99 | 35% |
Wildwassersport | 0 | 2 | 1% |
GESAMT 2018 | 268 | 284 | 100% |
Verteilung der Alpintoten nach Monaten
Der Bergsport ist stark von saisonalen Schwankungen und der Witterung abhängig. Zumeist ist die Anzahl der Alpintoten im Juli und August am höchsten. In unfallreichen Wintern kann es aber auch zu einer Verschiebung in die Monate Februar bzw. März kommen. Im Jahr 2018 war der September der unfallreichste Monat mit tödlichem Ausgang. Lt. Aufzeichnungen der ZAMG nimmt der September 2018 einen Platz unter den 20 wärmsten September-Monaten in der 252-jährigen Messgeschichte ein (Quelle: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima). Vermutlich hat dies zahlreiche Alpinsportler in die Berge gezogen.
Lawinen
Im Betrachtungszeitraum 01.01. bis 31.12.2018 registrierte die Alpinpolizei 95 Lawinenunfälle, bei denen 15 Personen starben. Die tödlichen Unfälle durch Lawinen verteilen sich wie folgt: 8 (Ski-)Tour und 7 Variante.
Der Appell an die Wintersportler im freien Gelände: Die Kameradenrettung bei Lawinenunfällen und der Umgang mit der Lawinen-Notfallausrüstung (LVS, Sonde, Schaufel) sind auf Tour unumgänglich und waren auch im Berichtsjahr 2018 in einigen Fällen lebensrettend. „Die Lawinenrettung und der Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung sollte jedes Jahr trainiert und aufgefrischt werden, um bestmögliche Sicherheit gewährleisten zu können. Auch ein defensives angepasstes Verhalten und eine gesunde Portion Einschätzung des Eigenkönnens sowie die Warnungen der Warndienste sind ernst zu nehmen“, sagt Gabl, selbst Berg- und Skiführer und Meteorologe.
Altersverteilung
Die Altersverteilung der tödlich verunglückten Bergsportler sieht in Österreich für das Jahr 2018 und im Mittel 10 Jahre wie folgt aus: s. Abbildung.
Herz-Kreislaufversagen
Von den 268 Todesopfern starben im Jahr 2018 insgesamt 59 Personen an Herz-Kreislaufversagen (22%) und stellt neben Sturz/Stolpern/Ausgleiten (15%) sowie Absturz die Hauptunfallursache bei Alpinunfällen dar. Die Anzahl der Todesopfer durch einen internen Notfall blieb 2018 unter dem langjährigen Durchschnitt von 75 Toten pro Jahr (2009 bis 2018). Die tödlichen Ereignisse bei Herz-Kreislaufversagen im Jahr 2018 setzten sich nach Disziplinen wie folgt zusammen: s. Tabelle unten.
Unfalldisziplin | Anzahl Tote Herz-Kreislaufversagen |
(Ski-)Tour | 3 |
Forstunfall u. ä. | 3 |
Höhlenunfälle | 1 |
Jagd | 3 |
Klettern | 1 |
Mountainbiking | 5 |
Piste/Skiroute | 8 |
Rodeln | 1 |
Wandern/Bergsteigen | 34 |
GESAMT 2018 | 59 |
Der Großteil der Alpinunfalltoten durch Herz-Kreislaufversagen im Jahr 2018 liegt wie in den Jahren davor in den Alterssegmenten 51 bis 60, 61 bis 70 und 71 bis 80 Jahren. In den Altersklassen darunter ist das Todesrisiko durch einen internen Notfall geringer.
Die Statistik
Ende November 2018 wurde in der gemeinsamen Alpinunfalldatenbank des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit und der Alpinpolizei BM.I der 100.000 Unfall registriert. Eine derartige Datenqualität zu Alpinunfällen ist im Alpenraum vermutlich einzigartig. Die Alpinunfallstatistik beruht auf den Erhebungen der Alpinpolizei (Sommer- und Winter-Bergsportdisziplinen). Unfälle mit tödlichem Ausgang bzw. mit schweren Verletzungen werden lückenlos erfasst. Von der Alpinpolizei werden sämtliche gemeldete Ereignisse im alpinen Gelände unabhängig vom Verletzungsgrad erhoben. Im organisierten Skiraum wie im Bereich der Skipisten und Skirouten werden die Ereignisse nur dann erhoben, wenn Verdacht auf Fremdverschulden besteht oder der Unfall für einen der Beteiligten tödlich endet.
Quelle: Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit