Wie aus der Alpinunfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit / BM.I Alpinpolizei hervorgeht, sind im Jahr 2019 zwischen 1. Januar und 31. Dezember 304 Menschen in Österreichs Bergen ums Leben gekommen. Das Zehnjahresmittel liegt bei 295 Toten pro Jahr. Jeder Todesfall ist einer zu viel und zeigt wie wichtig die Präventionsarbeit im Bergsport ist, so Karl GABL der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit. Alpinpolizei, Vereine, Verbände und das Kuratorium leisten hier hervorragende Arbeit. Im Jahr 2019 starben österreichweit 46 Frauen (15%) und 258 Männer (85 %) am Berg. Der Tod am Berg ist männlich, dies zeigen auch die Zahlen aus der langjährigen Alpinstatistik.
Im Jahr 2019 sind 7.724 Verletzte in der Alpinunfalldatenbank zu verzeichnen; Etwa 300 Verletzte mehr als im Vorjahr 2018 und auch mehr als im 10-Jahresmittel (7.503).
Der Anteil der Unverletzten hat in den vergangenen 10 Jahren signifikant zugenommen und machte im Berichtsjahr rund ein Drittel aller Notrufe aus. Alpine Notrufe werden nicht nur bei Unfällen mit Toten und Verletzten abgesetzt, sondern auch von unverletzten Personen, die sich in einer misslichen Lage befinden (sog. Blockierung). Dazu gehören Personen, die mit den Begebenheiten einer Tour und den Verhältnissen überfordert sind oder sich selbst überschätzt haben und in der Folge in eine alpine Notlage geraten.
Alpinpolizei und Bergrettung werden bei ihren Einsätzen im alpinen Gelände vor hohe technische Herausforderungen, aber auch physische und psychische Belastungen gestellt. Österreich verfügt über ein hervorragend organisiertes Rettungs- und Notfallsystem.
Der Bundesländervergleich zeigt, dass Tirol, wie in den Vorjahren, Spitzenreiter bei den Alpintoten (102), Verletzten (3.476) und Unfällen (3.664) ist, gefolgt von Salzburg mit 51 Toten, der Steiermark mit 43, Kärnten mit 36, Vorarlberg mit 31 und Niederösterreich mit 14 Toten (s. auch Grafik, Alpintote nach Bundesländern 2019 und Mittel 10 Jahre).
Betrachtet man die Verteilung der Unfalltoten in Österreichs Bergen nach Herkunft, so kommen fast alle Todesopfer aus dem europäischen Raum. Der Großteil der tödlich Verunglückten stammt im Jahr 2019, wie auch in den Jahren zuvor, aus Österreich (2019: 178 Tote, 59%), gefolgt vom Nachbarland Deutschland mit 85 Toten (28%; Mittel 10 Jahre: 25%). Eine wirkungsvolle Aufklärungs- und Präventionsarbeit zur Ausübung des Bergsports beginnt am besten bereits im Kindesalter und dies nicht nur im Inland, sondern auch in den Herkunftsländern der Alpinsportler. Kurse, Aus- und Fortbildungen bei alpinen Vereinen und Verbänden bieten hier vielzählige Möglichkeiten und können ein zielführender Ansatz sein.
Alpintote nach Betätigung und Monaten
Die Bergsportdisziplin mit den meisten Unfalltoten im Jahr 2019 ist Wandern/Bergsteigen (107 Tote; 35%), gefolgt von tödlichen Unfällen bei Forstarbeiten (27 Tote) und auf (Ski-) Tour mit 26 Toten.
Etwa 27% der tödlich verunglückten Personen stirbt im langjährigen Mittel nicht beim Bergsport, sondern bei der Jagd, bei Forstarbeiten u. Ä., mit Fahrzeugen auf Bergwegen oder durch Suizid im Gebirge. Der relativ hohe Anteil an tödlichen Forstunfällen mit 27 Toten (9%) im Jahr 2019, dürfte vermutlich auf die vielen Forsteinsätze und Aufräumarbeiten der Sturmschäden vom November 2018 sowie den Schnee- und Lawinenschäden des äußerst schneereichen Winters 2018/19 zurückzuführen sein.
Der Bergsport unterliegt stark saisonalen Schwankungen und ist unter anderem von der Witterung abhängig. Zumeist ist die Anzahl der Alpintoten im Juli und August am höchsten, so auch im Jahr 2019. In unfallreichen Wintern kann es aber auch zu einer Verschiebung in die Monate Februar bzw. März kommen.
Alpintote nach Alter
Die Altersverteilung der Alpintoten in Österreich sieht für das Jahr 2019 und im Zehnjahresmittel wie folgt aus (siehe Tabelle).
Herz-Kreislaufversagen
Von den 304 Todesopfern starben im Jahr 2019 insgesamt 56 Personen an Herz-Kreislaufversagen (18%; Mittel 10 Jahre: 72) und stellt neben Sturz/Stolpern/Ausgleiten sowie Absturz (16%) sowie Absturz die Hauptunfallursache bei Alpinunfällen dar. Die tödlichen Ereignisse bei Herz-Kreislaufversagen im Jahr 2019 setzten sich nach Disziplinen wie folgt zusammen (siehe Tabelle). Der Großteil der Alpinunfalltoten durch Herz-Kreislaufversagen im Jahr 2019 liegt wie in den Jahren davor in den Alterssegmenten 51 bis 80 Jahren. In den Altersklassen darunter ist das Todesrisiko durch einen internen Notfall geringer.
Lawinen
Im Betrachtungszeitraum 01.01. bis 31.12.2019 registrierte die Alpinpolizei 101 Lawinenunfälle, bei denen 22 Personen starben. Die tödlichen Unfälle durch Lawinen verteilen sich wie folgt: 8 (Ski-)Tour, 9 Variante, 3 Wandern/Bergsteigen und je 1 Toter durch Forstunfall u. ä. sowie bei einer kombinierten Tour/Hochtour.
Das Kuratorium appelliert an alle Wintersportler: Die Kameradenrettung bei Lawinenunfällen und die richtige Verwendung mit der Lawinen-Notfallausrüstung (LVS, Sonde, Schaufel) sind auf Tour unumgänglich und kann über Tod und Leben entscheiden. Die Lawinenrettung und der Umgang mit der persönlichen Ausrüstung sollte jedes Jahr trainiert und aufgefrischt werden, um bestmöglichen Schutz und Sicherheit gewährleisten zu können.
Die Statistik
Mit Ende des Jahres 2019 wurde in der gemeinsamen Alpinunfalldatenbank des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit und der Alpinpolizei BM.I der 110.000 Unfall mit 164.000 Beteiligten, im alpinen Gelände, registriert. Eine derartige Datenqualität zu Alpinunfällen ist im Alpenraum vermutlich einzigartig. Die Alpinunfallstatistik beruht auf den Erhebungen der Alpinpolizei (Sommer- und Winter-Bergsportdisziplinen). Unfälle mit tödlichem Ausgang bzw. mit schweren Verletzungen werden lückenlos erfasst. Von der Alpinpolizei werden sämtliche gemeldete Ereignisse im alpinen Gelände unabhängig vom Verletzungsgrad erhoben. Im organisierten Skiraum wie im Bereich der Skipisten und Skirouten werden die Ereignisse nur dann erhoben und statistisch erfasst, wenn Verdacht auf Fremdverschulden besteht oder der Unfall für einen der Beteiligten tödlich endet.
Die Prävention
Seit mehr als 50 Jahren (1968) sind Prävention und Reduzierung der Unfallopfer die Kernziele des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit. Die stetige Aufklärungs- und Präventionsarbeit leistet einen Beitrag zur Verhinderung von unnötig verursachten, kostspieligen und stets auch risikobehafteten Einsätzen. Mit der gewissenhaften Tourenplanung und einer realistischen Selbsteinschätzung sowie Respekt gegenüber Natur, Mensch und Technik kann im Vorfeld ein Beitrag zu mehr Sicherheit geleistet werden.
Um Prävention in der breiteren Öffentlichkeit zu betreiben, veranstaltet das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit unter anderem jedes Jahr die etablierte Alpinmesse & Alpinforum in Innsbruck — „SAFE THE DATE“: 14. bis 15. November 2020.
Quelle: Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit