Wir erinnern uns noch gut an unser erstes Treffen mit Torok im Juli 2019 auf der Outdoor Messe in München, als er uns seine Erstbegehung am Pumori vorstellte und nach dem offiziellen Part noch über eine Stunde mit strahlenden Augen alle Details zur Route erklärte. Nach einer weiteren Stunde ein Anruf einer fremden Nummer: „My ascent on Pumori was just nominated for the Piolet d’Dor 2019“ jubelte Torok ins Telefon.
Die Begeisterung für das Bergsteigen hatte der aus Arad in Westrumänien stammende Torok bereits im Kindesalter. Als Kind las ihm seine Mutter die Geschichten um den Everest (Hillery und Tensing) und über andere Expeditionen vor und Torok Zsolt begann Bücher über das Bergsteigen zu lesen. Er hörte von Ricardo Cassin, Walter Bonatti und Comici, und war so fasziniert von ihren Geschichten, dass er selbst ein Teil dieser fantastischen Abenteuer sein wollte. Aber für Torok Zsolt war es ein langer Weg bis zur Durchsteigung der großen Alpenrouten.
Torok Zolt war konsequent und ihm gelangen viele bekannte Routen, wie Eiger Nordwand, Walker Pfeiler und Grande Jorasses. Danach war er in Südamerika unterwegs, dann wagte er den Schritt zu den Himalaya Touren. Mittlerweile war Torok Zoltan schon über 10 Mal im Himalaya, aber auch in Patagonien gelang ihm eine neue Route am Cerro dell Sur und die Besteigung des Cerro Torre.
Im Himalaya/Karakorum bestieg er 2012 den Nanga Parbat - sein erster Achttausender nach gescheiterten Versuchen am Cho Oyu (2006) und am K 2 (2010). 2016 gelang ihm mit Vlad Capusan die Erstbesteigung des 6374 Meter hohen Saldim Ri (auch Peak 5 genannt). 2015 wollte Torok auf den Mount Everest, doch diese Himalaya Saison wurde durch das verheerende Erdbeben in Nepal und einer dadurch am Pumori ausgelösten Lawine, welche das Everest-Basislager zerstörte und dort 19 Menschenleben forderte, beendet.
„Torok Zsolt war der Erfahrenste und Stärkste von uns“, schrieb Vlad Capusan auf Facebook. „Er betrachtete Bergsteigen nicht als Sport, sondern als Lebensstil, bei dem man mit jeder Expedition besser wird und seinen Mitmenschen eine wertvolle Geschichte mitbringt. Es ging Torok nie darum, Gipfel zu erobern oder Rekorde zu brechen, sondern um die spirituelle Erfüllung auf der Reise nach oben.“
Pumori Südostwand
Seine größte Leistung war vielleicht im letzten Herbst die Neutour an der Pumori Südostwand, gemeinsam mit den Rumänen Romeo Popa und Teofil Vlad. “Le Voyage du Petit Prince“, 1,400m, ED, M6 AI4 R (mehr dazu….)
Torok war alleine auf einer Trainingstour am 2535 Meter hohen Negoiu, dem zweithöchsten Berg Rumäniens unterwegs. Als er nicht nach Hause kam, schlug seine Frau – Torok hatte erst vor einem Monat geheiratet – Alarm. Die Bergrettung geht davon aus, dass Torok mit einem ausgebrochenen Felsblock in den Tod stürzte.
Nach der Bestätigung des Todes von Torok Zsolt hat der Bergrettungsdienst Rumäniens eine Abschiedsnachricht verschickt:
„Die Berggipfel und die rumänische Kletterwelt sind jetzt ärmer und trauriger. Er hat uns verlassen, getötet durch seine große Leidenschaft. Einer der größten rumänischen Kletterer, ein unglaublicher Charakter, ein Freund der Bergrettung, ein MENSCH ... Die mentale Belastung ist in jeder Situation in der wir eingreifen hoch. Aber es gibt Momente wie diesen, jenseits unserer Vorstellungskraft und es ist schwer für uns, die kalte, harte Realität zu akzeptieren. Beileid an die Familie und an alle, die ihn kannten, bewunderten und seine Leistungen schätzten. Lebwohl, lieber Freund! “