„Der „Kleine Prinz“ ist eine Botschaft an die Gesellschaft – genau das soll auch unsere Linie am Pumori sein. Es ist eine klare Linie auf der wir mit einem Minimum an Ausrüstung unterwegs waren und auch keine Ausrüstung in der Wand zurück gelassen haben.“ erklärt Zsolt Torok. Die Route ist eine lange, schwierige Mixed-Kletterei am 7161 m hohen Pumuri, gegenüber dem Everest. Zsolt hatte die Route schon im Frühjahr 2017 mit seinem Landsmann Vlad Capusan versucht, sie mussten jedoch wegen zu hoher Lawinengefahr aufgeben.
Beim Zweiten Anlauf brauchten die drei Rumänen fünf Biwaks. Die ersten beiden bestanden nur aus einer Plane, im dritten Camp lagen sie einem 2-Mann-Zelt und die letzten Biwaks machten sie sie auf dem Gipfelgrad. Die Route bestand größtenteils aus Eis, mit einigen Mixed-Passagen, die schwer abzusicheren waren. Den Mixed-Teil haben sie mit R bewertet.
„Unser letztes Lager war auf 6670 m, wir kletterten dreieinhalb Tage, bis wir das vierte Lager erreichten. Dort mussten wir aber wegen des starken Windes die Kletterei unterbrechen, der Himmel war zwar glasklar, aber der Sturm machte ein Weiterkommen unmöglich - Wind mit 105 Km/h und -27 Grad waren nicht gerade erbauend.“ Insgesamt verbrachten die drei Rumänen fünf Nächte in der extrem steilen Wand. „Geeignete Biwakplätze fehlten und wir waren gezwungen, die unmöglichsten Stellen herzurichten.
Wir hatten aber Glück, der Wind machte Pausen und so konnten wir in diesen Windlöchern in Richtung Gipfel höher steigen. Immer ein paar Schritte, dann musste man geduckt den nächsten Windstoß abwarten, so gelang uns schlussendlich der Aufstieg bis zum Gipfel.“
Auch der Abstieg an der anderen Seite des Berges war eine lange Abseilfahrt – über die Route von Ueli Steck, über die wir zumindest ein paar Informationen hatten. Über unsere neue Aufstiegsroute wollten wir nicht absteigen, da wir so noch mindestens. einmal in der Wand hätten übernachten müssen. Nach 13 Stunden abstieg erreichten wir mitten in der Nacht den flachen Gletscher, einerseits war das gut, am nächsten Morgen sahen wir aber, das der weitere Abstieg durch das Spaltengewirr sehr kompliziert war und so brauchten wir weitere 8 Stunden dort durchzukommen.
Reality Show am Everest
Wir waren am Pumori ganz alleine, am nahen Everst sah die Sache ganz anders aus. Schon bei unserem ersten Versuch (wir waren zu zweit) der Route im Frühjahr 2007 sahen wir die unzähligen Everst-Aspiranten, die Lichterkette der Stirnlampen, die sich zwischen den Lagern auf und ab bewegte. Das Everst Basecamp war wie ein kleines Dorf, das von ca. 1000 Leuten „bewohnt wird“, das nächtliche Lichtspektakel war fast ein Reality Show. Die sahen – wenn überhaupt – aber nur zwei kleine Stirnlampen in einer mächtigen Himalaya-Wand.“ erzählt Zsolt.
Facts Les voyages du Petit Prince
Berg : Mt. Pumori- 7161 m - Südostwand
Team: Romeo Popa – Teofil Vlad – Zsolt Torok
Höhenunterschied BC- Gipfel: 1800m
Gesamte Besteigungsdauer: 12. 10.2018 bis 21.10.2018
Schwierigkeit: ED, M6 AI4 R
Strategie: Alpinstil in einem Versuch
Zsolt Torok
Der 45-jährige Alpinist kommt aus Rumänien, war früher Zahnarzt und hat somit eine gewisse Liebe für die Technik. Jetzt stellt er neben dem Bergsteigen sein Wissen gerne für die Produktentwicklung bei Climbing Technology (CT) zur Verfügung.
Von den Bergen war Zoltan in Rumänien recht weit entfernt. Als Kind las ihm seine Mutter die Geschichten um den Everest (Hillery und Tensing) und über die Expeditionen vor und Zsolt begann Bücher über das Bergsteigen zu lesen. Er hörte von Ricardo Cassin, Walter Bonatti und Comici, und war so fasziniert von ihren Geschichten, dass er selbst ein Teil dieser fantastischen Abenteuer sein wollte. Aber für Zsolt war es ein langer Weg bis zur Durchsteigung der großen Alpenrouten.
Ihm gelangen viel bekannte Routen wie Eiger Nordwand, Walker Pfeiler und Grande Jorasses. Danach war er in Südamerika unterwegs, dann wagte er den Schritt zu den Himalaya Touren. Mittlerweile war Zoltan schon über 10 Mal im Himalaya, aber auch in Patagonien gelang ihm eine neue Route am Cerro dell Sur und der Cerro Torre gelang. Im Himalaya/Karakorum bestieg er 2012 den Nanga Parbat - sein erster Achttausender nach gescheiterten Versuchen am Cho Oyu (2006) und am K 2 (2010). 2016 gelang ihm mit Vlad Capusan die Erstbesteigung des 6374 Meter hohen Saldim Ri (auch Peak 5 genannt). 2015 wollte er auf den Mount Everest, doch diese Saison wurde durch das verheerende Erdbeben in Nepal und einer dadurch am Pumori ausgelösten Lawine, die das Everest-Basislager zerstörte und hier 19 Menschenleben kostete, beendet. Der Everst bleibt aber ein Ziel.