Zusammen mit seinem italienischen Partner Gianpaolo Corona (52) gelang dem deutschen Extrembergsteiger Luis Stitzinger (49) aus Füssen im Allgäu vergangenen Mittwoch, den 18.7., die voraussichtlich einzige Besteigung des 8.068 Meter hohen Gasherbrum 1, auch „Hidden Peak - Versteckter Berg“ genannt, im pakistanischen Karakorum-Gebirge in dieser Saison.
Nachdem das Duo tags zuvor trotz widriger Bedingungen Lager 3 (7.200 m) erreichen konnte, machte den beiden während der Nacht Sturm und Schneefall das Leben schwer, ein Gipfelversuch am nächsten Tag erschien mehr als unwahrscheinlich. In der zweiten Nachthälfte klarte das Wetter aber überraschend auf, so dass die beiden um 2.30 Uhr aufbrachen.
Durch wadentiefen Neuschnee, für den das Wetter der vergangenen 24 Stunden gesorgt hatte, kämpften sich die beiden Bergsteiger, die sich mittlerweile ganz allein am gesamten Berg befanden, über die steile Nordflanke hinauf. Obwohl Stitzinger seine Ski auch im Aufstieg hätte gut einsetzen können, hätte dies für beide die doppelte Spurarbeit bedeutet und einen Erfolg so möglicherweise vereitelt.
Nach 13 - 14 Stunden Aufstieg erreichten Corona und Stitzinger schließlich im Alpinstil und ohne Verwendung von künstlichem Sauerstoff etwas hintereinander den 8.068 Meter hohen Hauptgipfel des Hidden Peak und machten sich aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und abermals hereinbrechenden Schlechtwetters schleunigst an den Abstieg.
Dank der Ski gelang Stitzinger der erste Teil des Abstiegs schnell, doch schon bald hatte ihn die Dunkelheit eingeholt und er musste den restlichen Abstieg zum letzten Hochlager zu Fuß bewältigen. Nur mit Hilfe eines GPS-Geräts war dieser im tobenden Unwetter überhaupt noch denkbar.
Dennoch erreichten beide Bergsteiger sicher ihr Lager und setzten am folgenden Tag ihren Abstieg Richtung Basislager weiter fort. Die skitechnische Schlüsselstelle der Route, das 55 Grad steile „Japaner-Couloir“ zwischen Hochlager 3 und 2 (6.400 m), konnte Stitzinger wegen nunmehr drohender Lawinengefahr nicht versuchen: „Eine Entscheidung, die mir sehr schwer gefallen ist. Schließlich lässt man ungern das Filet übrig. Aber in diesem Fall gab es keine Diskussion.“ Erst ab dem zweiten Hochlager (6.400 m) konnte er die Skiabfahrt bis zum Beginn des großen Gletscherbruchs (ca. 5.400 m) und hatte schon bald darauf auch das Basislager (5.100 m) erreicht.
„Ein frohes Ende für eine äußerst schwierige Saison im Karakorum“, resümiert Stitzinger Coronas und seine erfolgreiche Besteigung des Achttausenders. „Nach mehreren Wochen nahezu ununterbrochenen Schneefalls zu Beginn der Saison im Juni, mussten viele Expeditionen unverrichteter Dinge wieder abreisen. Auch nachdem sich das Wetter wieder beruhigt hatte, sorgte der viele Schnee und die schlechten Bedingungen für so wenig Gipfelerfolge an den pakistanischen Achttausendern wie selten. Umso glücklicher dürfen wir uns schätzen, dass wir es trotz alledem, nur zu zweit, geschafft haben!“
Webtipp: Go Climb A Mountain