Seven Summits
Lange Zeit machte Walter Laserer einen Bogen um das Dach der Welt und besuchte unter dem Slogan „Six of Seven“ nur die sechs anderen hohen Gipfel der Kontinente. Seit Donnerstag den 18.5. 06 darf er sich rühmen, der vermutlich erste Österreicher zu sein, der alle hohen Gipfel auf den sieben Kontinenten bestiegen hat.
Anmerkung: Der in Tirol geborene Dr. Oswald Ölz war der dritte Mensch der alle Seven Summits bestieg, er war aber bei der Besteigung seines letzten Gipfels bereits Schweizer Staatsbürger.
Elbrus, Mount McKinley und Aconcagua
Die erste Seven-Summit-Gipfelbesteigung mit einem Gast hat der Gosauer vor zwei Jahren gemacht, der höchste Berg Europas, der Elbrus 5.642 Meter war das Ziel. Im gleichen Jahr gelang ihm auch der Mount McKinley 6.194 m und der wegen seiner starken Winde berüchtigte Aconcagua 6.959 m.
Kilimandscharo in Afrika
Im letzten Jahr führte Walter Laserer eine Tour auf den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo. Es folgte auch die Besteigung der Carstensz-Pyramide im westlichen Neuguinea. Die Carstensz-Pyramide ist der technisch schwierigste Seven-Summit-Gipfel, hier wartet Kletterei bis zum 3ten Schwierigkeitsgrad.
Mount Vinson in der Antarktis
Diesen Winter – wir haben berichtet – gelang der Bergsteigerschule Laserer Alpin unter der Führung von Walter dann der Mount Vinson in der Antarktis. Die 4.900 Meter hohe Erhebung in der südlichen Polarregion ist neben dem Everest einer der teuersten Seven-Summit-Gipfel.
Mount Everest zum Schluss
Am Donnerstag den 18.05.06 gelang dem 45-jährigen der krönende Abschluss. Gegen sieben Uhr mitteleuropäischer Zeit erreichte er mit zwei Gästen - Hobbybergsteigern aus Bayern und der Schweiz – den höchsten Gipfel der Welt. Es war der zweite Versuch am Mount Everest, letztes Jahr musste Walter mit seiner Gruppe auf 8.500 m umkehren.
Die sieben Gipfel - Seven Summits
Kilimandscharo 5.895 m - Afrika
Mount Vinson 4.897 m - Antarktis
Mount Everest 8.848 m - Asien
Carstensz Pyramide 5.030 m - Australien
Elbrus 5.642 m - Europa
Mount McKinley 6.194 m – Nordamerika
Aconcagua 6.959 m - Südamerika
Walter Laserer über den Gipfelgang am Everest
Üblicherweise geht man bei einer Everestbesteigung folgendermaßen vor:
Zuerst akklimatisiert man sich im Basislager, dafür benötigt man ca. 2 -3 Wochen. Danach macht man eine erste Runde auf ca. 6000 m und bleibt einige Tage oben. Nach einigen Rasttagen im BC folgt die 2. Akklimatisierungsrunde mit einem Aufstieg in die Lhotseflanke auf ca. 7400 m. Dort verbringt man eine Nacht und steigt am nächsten Tag wieder ins BC ab zur Erholung. Jetzt ist man gipfelreif und wartet auf das richtige Wetterfenster. (bei einer Besteigung mit Sauerstoff)
Wir hatten es geschafft, für alle Akklimatisierungsrunden perfekte Bedingungen abzuwarten. So konnten wir uns sehr gut auf den Gipfelgang vorbereiten, bzw. im BC dazwischen entsprechend erholen.
Gipfelgang auf den Mt. Everest
Beim Gipfelgang auf den Mt. Everest gibt es für normale Bergsteiger zwei Variable zu beachten. Zum einen - wenig überraschend - das Wetter, und zum anderen jedoch sehr wichtig, ob die Route schon versichert und mit Fixseilen versehen ist. Zur Beurteilung der Wettersituation bekamen wir im BC einen Wetterbericht aus Seatle. Auch aus Europa hatten wir uns einen zusätzlichen Wetterbericht auf unser Satelitenhandy bestellt. Alle Wetterberichte hatten eines gemeinsam, die gefürchteten Höhenstürme, die Jet-Streams sind heuer so weit im Norden wie noch nie. Und als erstes Wetterfenster verblieb die Zeit zwischen 16. und 19. Mai, wobei gegen Ende des Fensters die Winde wieder stärker werden sollten.
Fixseilproblem ist die Flanke zum Südcol
Blieb noch unser Fixseilproblem. Vom Südcol, zwischen Everest und Lhotse gelegen, führt eine ca. 500 m hohe steile Schneeflanke zum eigentlichen Südostgrat. Diese Flanke musste für unser Vorhaben auf jeden Fall versichert sein, sonst hatten wir da oben nichts verloren. Die verschiedenen Gruppen für eine Besteigung des Everest hatten sich auf den 16. Mai für die gemeinsamen Fixierungsarbeiten geeinigt.
Wir stiegen frohen Mutes am Samstag den 15. Mai vom Basislager durch den gefürchteten Khumbueisbruch ins Camp 2. Mittlerweile kannten wir die verschiedenen Leitern ja schon gut genug und waren auch schon sehr gut an die Höhe gewöhnt. So konnten wir bereits gegen Mittag unser Lunch bei unserem Koch Mingma in Camp 2 einnehmen.
Zu meiner Überraschung setzten jedoch am Nachmittag heftige Schneefälle ein. Bei rund 20 cm Neuschnee ist die riesige Lhotseflanke mit über 1500 Hm und vielen Blankeispassagen sofort eine richtige Lawinen-Mausefalle. Das hieß für uns und unsere Sherpas am nächsten Tag Pause. Und tatsächlich, vom Nuptse kamen einige riesige Lawinen herunter, zum Glück weit genug von unserem Camp entfernt.
Am nächsten Tag stiegen die Sherpas tapfer durch den immer noch tiefen, aber doch schon gesetzten Schnee in einem Zug bis zum Südcol des Everest hinauf. Wir folgten in ihren Spuren in das uns schon bestens bekannte Camp 3 mitten in der Lhotseflanke.
Über das Gelbe Band zum Südcol
Ich weiß nicht durch was, aber ich persönlich musste mich schrecklich plagen und hatte einen ausgesprochen schlechten Tag. Am Nachmittag hing ich schon an der Sauerstoffflasche zur Erholung. Markus hat in vorbildlicher Weise die Kocharbeiten übernommen. Wir verbrachten dann die Nacht relativ angenehm schon an den Sauerstoffmasken, was einen sehr positiven Gewöhnungseffekt für die nächsten Tage hatte. Schon in aller Frühe waren wir startklar und stiegen durch die riesige, steile Flanke weiter nach oben. Die nächste schwierige Stelle war dann das Überwinden des Gelben Bandes. Diese geologische Formation zieht sich vom Everest über viele Berge des Himalaja bis hin zum Cho Oyu. Hier am Normalweg des Mt. Everest handelt es sich dabei um eine Steilstufe aus gelben Kalk, die nur ca. 5 m wirklich steil ist, und sich danach noch etwas geneigt ca. 20 m weiter höher zieht. Rasch hatten wir diese Stelle überwunden und gönnten uns eine verdiente Rast mit viel Trinken.
Weiter mussten wir dann in deutlich flacherem Gelände zu einem kleinen Felshügel queren, über den man den Sattel zwischen den Achttausendern Everest und Lhotse erreicht, den sogenannten Südcol. Dort stand unser Camp 4, das Lager von dem man zum Gipfel geht. Die Sherpas hatten in der Zwischenzeit die ganze Triangelwand hinauf zum Balkon bereits versichert.
Ich half noch beim Aufstellen eines Zeltes und schon am Nachmittag lagen wir in den Schlafsäcken und erholten uns und tranken und aßen so viel wie möglich.
Nächtlicher Aufbruch zum Gipfel
Der Vollmond war erst knapp vorüber und so beleuchtete ein gespenstisch helles Licht diese riesige Fläche. Bereits um 09.00 Uhr wollten wir weg gehen, da der obere Südostgrat nicht versichert war und wir so noch genügend Zeitreserven haben wollten.
Zügig arbeiteten wir uns an den vorbildlich installierten Seilen höher, immer wieder war die Schneeflanke von einigen kurzen Felspassagen unterbrochen. Plötzlich wurden wir in total oranges Licht getaucht, was war da los? Ich drehte mich um und war überwältigt. Wir hatten eine Höhe erreicht, von der wir schon im Osten den Makalu erkennen konnten und direkt hinter dem Gipfel dieses herrlichen Achttausenders ging der "Fastvollmond" imposant auf und tauchte hier bei uns in rund 8400 m Höhe alles in ein oranges Licht.
Überwältigt gingen wir weiter, jeder Schritt begleitet vom Klappern der Ventile der Sauerstoffmasken. Irgendwie eine gespenstische Atmosphäre. Bald erreichten wir den so genannten Balkon, eine flache Stelle am Südostgrat, wo vor 1978 noch das letzte Lager für den Gipfel aufgebaut wurde. Wir wechselten hier die halbvollen Sauerstoffflaschen gegen ganz volle. Dies ist eine sehr wichtige Sicherheitsmaßnahme, um weiter oben am Berg genügend Sicherheitsreserven zu haben. Leider hörten nun die zugegebenermaßen äußerst bequemen Fixseile auf.
Wir gingen den flachen Grat mit dem Pickel weiter und erreichten so bei beginnendem blauen Streifen am östlichen Himmel den Steilaufschwung zum Südgipfel. Zum Glück fanden wir viele alte Fixseile vor, wovon eines sogar ganz brauchbar aussah. Dies erleichterte uns wiederum den Aufstieg auf den oberen Südostgrat. Unschwierige Hänge - in extremer Höhe - leiteten uns zum Südgipfel des Everest. Nun begann der Tag vollends und im Osten färbte sich der Himmel orange-rot.
Der Hillary-Step
Wir machten eine kleine Pause mit Essen und Trinken und begannen die Querung zum Hillary-Step. Ich hab mir diese Querung immer viel, viel steiler vorgestellt. Genau zu Sonnenaufgang kletterte ich dann diese " berühmteste Kletterstelle der Welt". Markus rief ich noch zu, dass hier das rote Fixseil von den ca. 5 oder 6 verschiedenen das beste Seil wäre. Ober dem Hillary-Step mussten wir einige Zeit auf Karl warten. Er hatte ein Problem mit seiner Sauerstoffmaske zu lösen und kam ca. 10 min später.
Ein überwältigendes Gefühl auf dem Gipfel
Um exakt 6.40 Uhr erreichten wir dann den Gipfel. Ein überwältigendes Gefühl. Weit reichte unser Blick nach Tibet, und zu vielen anderen Achttausendern der Himalajakette. Auch von Norden erreichten einige Bergsteiger den Gipfel. Wir hatten einfach einen Traumtag erwischt. Kaum Wind und ein unbeschreiblich schönes Wetter. Um 07.20 Uhr begannen wir bereits wieder mit dem Abstieg. Der Abstieg ging sehr rasch voran und bereits nach einigen Stunden fanden wir uns zu einer bequemen Rast am Balkon ein.
Wieder tauschten wir unsere Sauerstoffflaschen und stiegen die steile, relativ lange Triangelwand hinunter zum Südcol in unser Camp 4. Am frühen Nachmittag änderte sich das Wetter schlagartig. Heftige Windböen schüttelten die Zelte und wir waren wirklich froh, nicht in diesen starken Wind hinaus zu müssen.
In der Nacht schlief ich recht gut und am nächsten morgen, nach einem kargen Frühstück, machten wir uns an den langen Abstieg durch die Lhotseflanke hinunter ins Camp 2. Dort kamen wir müde bei einer "Affenhitze" am frühen Nachmittag an.
Nach einem herrlichen Abendessen bei Mingma blieb uns dann am nächsten Morgen noch der letzte Abstieg durch den Khumbu Eisbruch. Wir wollten der erwarteten Hitze entkommen und sind so bereits um 05.00 Uhr früh vom Camp 2 gestartet. Da es den ganzen Vormittag relativ kühl blieb, konnten wir uns den Luxus leisten, eher gemütlich durch den Eisfall abzusteigen. Es ist sehr interessant, wie sich hier im Wochentakt die Verhältnisse ändern.
Webtipp:Laserer Alpin
Berichte:
Cybercast Mount Vinson - Gipfel !
Carstensz Pyramide – abenteuerliche Expedition in die Steinzeit